Wir reden ja kaum über einen ganz besonderen Fluch, der unserem Zeitalter wiederfahren ist. Einen Fluch, der schreckliche Folgen nach sich gezogen hat und unseren Lebensalltag nachhaltig bis ins kleinste Detail beeinflußt. Eine Kaste von Menschen, die keine besondere Leistung erbringen, nicht demokratisch gewählt sind aber Politik und Gesellschaft maßgeblich nach ihren Wünschen und Vorstellungen gestalten:
die Unternehmensberater.
Nun, was sind Unternehmensberater? Jenseits der Jubelgesänger dieser Kaste über sich selbst - möchte ich diese Kaste mal so beschreiben und damit einen Geschäftsleiter aus der Pharmabranche zitieren:
"Unternehmensberater sind Profis darin, Leuten Strategien zu verkaufen, wie man ein totes Pferd reitet."
Er selbst blieb lieber bei den Sioux: Wenn Du merkst, das Du ein totes Pferd reitest, dann steige ab.
Roland Schäfer wiederum, Bürgermeister der Stadt Bergkamen, hat dies mal auf die Verwaltungsebene umgesetzt:
http://www.roland-schaefer.de/totespferd.htm
Hier mal ein Auszug der bislang umfangreichsten Arbeit über tote Pferde, die mir untergekommen ist:
Wir bringen im Rahmen des Budgets die Produkt- und die Finanzverantwortung des toten Pferdes zur Deckung.
Wir starten einen verwaltungsinternen Ideenwettbewerb zum Reiten toter Pferde.
Wir ernennen einen Verwaltungsmitarbeiter zum Beauftragten für das Totepferdewesen.
Wir beauftragen eine renommierte Beratungsfirma mit einem Gutachten, ob es billigere und leistungsfähigere tote Pferde gibt.
Das Gutachten stellt fest, dass das tote Pferd kein Futter benötigt und empfiehlt, nur noch tote Pferde zu verwenden.
Ein Ergänzungsgutachten ergibt, dass die Leistung des toten Pferdes etwa doppelt so hoch ist wie die Arbeitsleistung eines durchschnittlichen Beamten und empfiehlt die Verbeamtung des Pferdes.

Ich rolle mich regelmäßig quer durchs Zimmer bei diesen "tote Pferd"-Geschichten, denn - ich kenne Unternehmensberater auch "intern". Alles akademische "Einser"-Kandidaten ohne jegliche Lebens- oder Berufserfahrung. Nur solchen Leuten kann man die Aufgabe "totes Pferd" geben ... alle anderen würden sich wie Indianer verhalten.
Und aus dieser Welt kommen auch die Lösungsvorschläge für die Agenda 2010.
http://www.poeschel.net/vermischtes/pferd.php
Wir besorgen uns eine stärkere Peitsche.
Wir richten eine unabhängige Kostenstelle für tote Pferde ein.
Wir vergrößern den Verantwortungsbereich für tote Pferde.
Wir entwickeln ein Motivationsprogramm für tote Pferde.
Wir erstellen eine Präsentation in der wir aufzeigen, was das Pferd könnte, wenn es noch leben würde.
Wir strukturieren um damit ein anderer Bereich das tote Pferd bekommt.

In diesem Fall ... wurde die Arbeitslosenrealität umgekrempelt. Das tote Pferd Arbeitsmarkt wurde mal ausgeklammert, wir haben uns - unter fachkundiger Beratung führender Unternehmensberatungen - mal für ein ganz neues Modell entschieden.
Wir besorgen eine stärkere Peitsche für den Reiter, die wir bei ihm zum Einsatz bringen, wenn er das tote Pferd nicht zum laufen kriegt. Wir steichen ihm das Essen, wenn er das tote Pferd nicht zum laufen kriegt.
Wir lassen ihn ein Motivationsprogramm zum Reiten toter Pferde nach dem andern durchlaufen, bringen ihm Puzzeln, Kochen, Bewerbung schreiben, den richtigen Sitz im Sattel und das richtige Anlegen des Zaumzeuges bei, unterrichten ihn in Pferdesprache und Reitstilen - und wenn er es dann immer noch nicht schafft: die Peitsche! Für den Reiter.
Kurzum: wir haben da etwas Neues gefunden.
Wir erklären nicht das tote Pferd zum Problem, sondern den unfähigen sozialschmarotzenden Reiter und konzentrieren unsere Maßnahmen auf ihn.
Das ist eine relativ neue Spielart in der Kunst, ein totes Pferd zu reiten, mit der Unternehmensberatungen weltweit ein Vermögen verdienen.
Ansätze dazu finden sich übrigens schon bei dem Herrn Schäfer:

Wir weisen den Reiter an, sitzen zu bleiben, bis das Pferd wieder aufsteht.
Wir stellen dem Reiter eine Beförderung in Aussicht.
Wir ordnen Überstunden für Reiter und Pferd an.
Wir schließen mit dem Reiter eine Zielvereinbarung über das Reiten toter Pferde.
Wir gewähren dem Reiter eine Leistungspämie, um seine Motivation zu erhöhen.
Wir schicken den Reiter auf ein Weiterbildungsseminar, damit er besser reiten lernt.
Wir organisieren regelmäßige Teamgespräche mit einem externen Supervisor, um die Kommunikation zwischen Reiter und totem Pferd zu verbesseren.

Man sagt ja: wenn Dummheit weh tun würde, dann müßten manchen Menschen den ganzen Tag schreien.
Tatsache ist: Dummheit tut weh. Denen, die darunter leiden müssen. Einfach mal die Reiter von toten Pferden fragen, die die Lösungsansätze der Unternehmensberater ausführen sollen. Denn ihm ... sagt man einfach Folgendes:
Wir erklären: "Kein Pferd kann so tot sein, dass man es nicht doch motivieren könnte."
Und so sitzen die Arbeitslosen auf ihren toten Pferden und wundern sich, das niemand den Gestank bemerkt.
Doch die ARGE argumentiert:
"So haben unsere Pferde schon immer gerochen."
Viele ihrer Mitarbeiter sind jünger als das Phänomen der Massenarbeitslosigkeit, das sollte man nicht vergessen.