Mein Gott, was bin ich doch für ein Sozialbetrüger! Ich habe mir ungerechtfertigte Sozialleistungen erschlichen! Die Story: Als statistikbereinigter Arbeitsloser bekomme ich kein Hartz-IV. Ich bekomme gar nichts. Ich (und meine beiden Kinder) sind auch nicht krankenversichert, müssen uns folglich selbst versichern. Das läuft als Familienversicherung über mich und kostet natürlich - wie könnte es auch anders sein - Geld. Ein Teil davon kommt als Kinderzuschlag von der Familienkasse. Sagenhafte zehn Euro monatlich zahlt aber noch das Jobcenter als Zuschuss. Und von dieser Missing-link-Behörde kam jetzt ein Schreiben:
Sehr geehrter Herr ...,
bla-bla-bla ... nach meinen Erkenntnissen haben Sie in der Zeit vom 1.1.2010 bis 28.2.2010 Zuschuss KV, PV in Höhe von 20 Euro zu Unrecht bezogen.
Durch das Wachstumsbeschleunigungsgesetz hat sich das Kindergeld um monatlich 20 Euro je Kind erhöht.
Kindergeld ist gem. § 11 des SGB II in voller Höhe als Einkommen ... anzurechnen.
Aufgrund der oben genannten Tatsache errechnet sich kein Leistungsanspruch mehr.
Bla-bla-bla ... eine ratenweise Rückzahlung kommt bei entsprechenden wirtschaftlichen Verhältnissen in Betracht. Dazu müssen die gesamten Einkommens- und Vermögensverhältnisse dargelegt werden.
Sabber-seier-sülz-laber-nöl ... gebe ich Ihnen hiermit Gelegenheit, sich zu dem Sachverhalt (Tatbestand des Sozialbetrugs) zu äußern. Sollten Sie bis zum 7.3.2010 keine Erklärung abgegeben haben, werde ich nach Aktenlage entscheiden müssen.
Anlage: Formulare - Formulare - Formulare (und noch mehr Formulare; der Regenwald gibt's ja)

Mit anderen Worten: Hier hat die Wespenkoalition etwas gemacht, was selten genug ist, nämlich wirklich mal ganz, ganz wenig Geld den Kindern zukommen lassen. Das Jobcenter war zu dämlich, das zu berücksichtigen und hat sich deswegen um sagenhafte 20 Euro verrechnet. Die Kohle muss umgehend wieder einkassiert werden! Wäre ja noch schöner, wenn das Geld bei den Leuten bliebe! Im Gegensatz zu den Bankern können die damit doch gar nicht umgehen! Allein die bis zum o. a. Schreiben aufgelaufenen Verwaltungs- und Bearbeitungsgebühren dürften besagten 20-Euro-Betrag bereits weit überschritten haben.
Diese Unfähigkeit zur korrekten Berechnung kreidet man mir (!) jetzt an und nimmt sie zum Anlass, mich (erneut) komplett zu durchleuchten und zu bespitzeln. Das ist nicht mehr "nur" krank, da spreche ich als wirklich sehr geduldiger Mensch mittlerweile tatsächlich schon von beabsichtigter Böswilligkeit mit System!
Ich habe mir jetzt überlegt, dass ich keine Erklärung abgeben und somit die Entscheidung nach Aktenlage erzwingen werde. Dann gelte ich zwar als Sozialbetrüger und möbele die Statistik von den Hirntoten auf, aber das Porto ist mir einfach zu teuer, um auf so einen Blödsinn, der intellektuell irgendwo zwischen Amöbe und Knorpelfisch anzusiedeln ist, zu antworten. Außerdem halte ich dann durchaus eine Schlagzeile im BLÖD-Schmierblatt für möglich:
"Wieder ein Sozialschmarotzer überführt!"
Auf diese Weise kann man Sozialbetrüger auch "machen" und ich weiß jetzt genau, was von den betreffenden Statistiken der Bundesagentur für Statistikfälschung und Versichertenbetrug zu halten ist.