Die Macht der Sprache wird häufig unterschätzt. "Die Feder ist mächtiger als das Schwert" ist ein altbekannter Spruch, den doch heute niemand mehr glaubt. Die Sprache hat die Macht, aus einem bewaffneten Angreifer einen Freund und Leibwächter zu machen ... und doch wird ihre Macht heutzutage gering geschätzt. Kein Wunder, die Welt ist mit Waffen derart überfüllt, das einem auch ein Leibwächter nicht mehr helfen kann. Außerdem ist das moderne Leben schnell ... und Sprache braucht Zeit, um sich entfalten zu können.
Die Lumpenelite jedoch ... sie verzichtet generell nicht auf die Macht der Sprache. Immerhin kann man so einige derjenigen, die man mit Füssen tritt, dazu animieren, dafür auch noch dankbar zu sein, die Tritte als Segen zu empfangen und laut nach MEHR! zu rufen.
Einer der neuen sprachlichen Anschläge der Lumpenelite ist das Wort "Sozialromantiker", ein Wort, mit dem ich erstmal überhaupt nichts anfangen kann. Erstmal verstehe ich unter einem Sozialromantiker einen Schriftsteller des 18. Jahrhunderts mit Schwerpunkt Gesellschaftskritik ... und liege damit völlig falsch, denn es soll ein Schimpfwort sein:
http://szenesprachenwiki.de/definition/sozialromantiker/
Bedeutung
Schmähwort, das von eher konservativen Menschen gebraucht wird, um Personen anzugreifen, die sich für eine sozialere Gesellschaft einsetzen
Beispiele
Mir wird oft nachgesagt oder vorgeworfen, ich sei ein Sozialromantiker.

Hier wird es schwierig und gefährlich, denn konservative Menschen sind meistens von Hause aus konservativ, weil sie dumm sind und neue Situationen ihre Kompetenzen völlig überfordern würden. Bequemlichkeit ist hier höchste Tugend. Wenn dumme Leute Wörter schöpfen ... wird es schwierig zu verstehen, was sie meinen.
In philosophischen Texten begegnet man oft Wörtern, mit denen man nichts anfangen kann. Kein Wunder, der Autor will Dinge beschreiben, die nicht alltäglich sind, die anders sind als gewohnt, die präziser oder umfassender gedacht werden als gewöhnlich.
Oft hilft es, den Gegensatzbegriff zu suchen um zu verstehen, was der Autor mir damit mal wieder sagen wollte. Aber was ist der Gegensatz zu einem "Sozialromantiker"?. Asozialromantiker hilft uns da nicht weiter und auch der reflexhaft gewählte asoziale Pragmatiker trifft es nicht ganz im Kern.
Schauen wir mal ... in der Umgangssprache nach:
Im heutigen, allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet der Begriff Romantik mit dem Adjektiv romantisch die Eigenschaft einer Sache oder eines Ereignisses, Menschen mit Liebe und Sehnsucht zu erfüllen, so etwa in den Wortverbindungen romantische Liebe, romantische Musik oder ein romantischer Brief.
Tja ... hilft das weiter? Kann man daraus ein Schmähwort schöpfen?
Nein.
Aber zu den einzelnen Punkten können wir Gegensätze nennen, die uns zumindestens die geistige Verfassung der Schmähworterfinder aufzeigen helfen.
"Romantische Liebe" ... "Vergewaltigung"
"Romantische Musik" ... "lauter Krach"
"Romantischer Brief" ... "Post vom Finanzamt"
Wir müssen also um den Sozialromantiker als Schmähwort zu verstehen in jenen Gebieten suchen, wo Menschen Vergewaltigung, lauten Krach und Post vom Finanzamt als höchsten Genuß empfinden, denn nur jene Geisteshaltung kann den Alltagsgebrauch von "romantisch" als schmähendes Wort begreifen.
Keine Frage, wir bewegen uns hier in therapeutischen Bereichen. Oder sieht das jemand anders, gehe ich da in die Irre?
Hier erschließt sich der Gebrauch des Begriffes "Sozialromantiker". Es ist die Selbstaussage des Aussagenden: "Ich bin dumm und krank und tue das gerne öffentlich kund".
Logik ist schon was Feines. Sprache auch. Ich liebe Sprache. Will aber keinen Sex mit ihr, deshalb bin ich wahrscheinich schon romantisch verdächtig.
Es ist kein Wunder, das in Deutschland solche seltsame krummen, verkümmerten und sprachlich degenerierten
Blüten wie "Sozialromantiker" auftauchen, ist doch dieses Land psychisch krank ... und zwar durch und durch. Das merkt jeder, der hier lebt, doch nun ist es bewiesen und es wird immer schlimmer:
http://www.welt.de/die-welt/wirtschaft/article6905088/Wenn-Arbeit-psychisch-krank-macht.html
Stress im Job, fehlende Anerkennung und Angst um den Arbeitsplatz lassen deutsche Arbeitnehmer immer häufiger seelisch erkranken. Psychische Leiden waren 2008 für knapp elf Prozent aller Fehltage verantwortlich, wie aus einer am Dienstag vorgestellten Studie der Bundespsychotherapeutenkammer hervorgeht. Diese Krankschreibungen hätten sich seit 1990 fast verdoppelt und verursachten überdurchschnittlich lange Fehlzeiten.
Nun, da gäbe es ja eine Alternative: einfach die Brocken hinschmeißen, weil die Gesundheit das Wichtigste im Leben ist. Doch das ist in dieser Hinsicht ... nicht empfehlenswert:
Mehr noch als berufliche Belastungen führe der Verlust des Arbeitsplatzes zu psychischen Erkrankungen, stellt die Studie fest. Arbeitslose seien drei bis viermal so häufig psychisch krank wie Erwerbstätige. "Der Mensch erlebt sich in seiner Arbeit als wertvoll und gibt mit seiner Arbeit seinem Leben einen Sinn", erklärte Richter. Der Verlust der Arbeit führe dann zu einer Selbstwert- und Sinnkrise, die krank machen könne.
Man kann also arbeiten und wird "balla-balla" oder man kann nicht arbeiten und wird "balla-balla". Angesichts dieser Alternativen sieht die Zukunft düster aus - außer für Therapeuten.
Und wenn man an diesem Zustand etwas ändern will, dann ist man wahrscheinlich ein Sozialromantiker.
Zu einer Häufung psychosomatischer Beschwerden komme es auch, wenn der berufliche Einsatz in keinem Verhältnis zum Lohn und zur sozialen Anerkennung und zur Arbeitsplatzsicherheit stehe.
Also fühlt derjenige, der gerne umsonst arbeitet, dafür sozial ausgegrenzt wird und völlig unsicher im Leben steht sich wohl dabei und schmäht diejenigen, die es gerne andes hätten, als "Sozialromantiker".
Wie nennt man Menschen, die dumm, faul und balla-balla sind? Das wäre der korrekte Gegensatz zum Sozialromantiker. Vorschläge?
Mir selbst dünkt ... Sozialromantiker zu sein, ist gar nicht mal so übel.
Und auch ... der klassische Begriff der Romantik macht da auf einmal großen Sinn:
http://de.wikipedia.org/wiki/Romantik
Im Gegensatz zur selbst gesetzten Aufgabe der Dichter der Weimarer Klassik sowie von Sturm und Drang und Aufklärung, nämlich der Erziehung des Volkes durch Literatur, sahen die Dichter der Romantik ihre Aufgabe in der Heilung des Risses, der durch die Welt und damit durch die Individuen geht. Eine Möglichkeit dazu bot ihnen zufolge die Kunst, mystisch überhöht im Begriff des „Dichterpriesters“, denn „die Welt hebt an zu singen / Triffst Du nur das Zauberwort“ (Eichendorff).
Heilung bringen ... der Welt und den Menschen.
Sozialromantiker gegen ... Seuchenpriester. Schweinehunde. Menschenfresser. Geisteskranke. Lumpenelite. Satanisten.
Am treffendsten wäre wahrscheinlich Thuggee, doch das sagt hierzulande keinem was:
http://de.wikipedia.org/wiki/Thuggee
Die Thuggee (auch Thugs; von Hindi thag bzw. Sanskrit sthaga: Gauner) waren in Gruppen organisierte Verbrecher in Indien. Ihre Vorgehensweise war es, das Vertrauen Reisender zu erwerben, und diese dann zu ermorden und auszurauben. Die Tat wurde häufig religiös gerechtfertigt, als eine Huldigung der Göttin Kali. Die als Geheimgesellschaft organisierten Thugs wurden bereits im 14. Jahrhundert erstmals schriftlich erwähnt. Die Britische Kolonialverwaltung bekämpfte die Organisation ab den 1830ern; seit 1890 gilt sie als besiegt.
Bekanntheit in der Popkultur erreichten die Thuggee durch Steven Spielbergs populären Unterhaltungsfilm Indiana Jones und der Tempel des Todes aus dem Jahre 1984, in dem sie (unter Zuhilfenahme zahlreicher Übertreibungen) als eine teuflische Sekte dargestellt werden, die in einem großen unterirdischen Tempel Kinder versklavt, Menschenopfer darbringt und nach der Weltherrschaft trachtet.
Wir würden Thuggee wiederum am Besten mit "Banker" übersetzen, die anstatt Kali der "unsichtbaren Hand des Marktes" Opfer darbringen.
Also ... insgesamt muß ich sagen: Sozialromantiker scheint "in Echt" kein Schmähwort, sondern eine Auszeichnung zu sein, für die man das Bundesverdienstkreuz erhalten sollte. Und es muß ein krankes Land sein, in dem man das als Schmähwort begreift.
Aber ist es ja auch. Wissen wir ja jetzt.