Ach, wie gnädig die Politik doch mit uns umgegangen ist, wir können doch geradezu jubeln. Es hätte doch viel schlimmer kommen müssen. Und, keiner ist schuld an der Krise, wenn es nach der Welt geht - weder die Unternehmer, noch sonst einer, auch nicht die Rentner, etc. Immerhin darin widerspricht die Welt dem Gelaber der Politiker, dass "Wir", also alle, über die Verhältnisse gelebt hätten.
Ja, was denn nun? Die Schuld wird an der Regierung und an den Banken festgemacht. Aber, keine Sorge, die Welt bleibt sich schon noch treu. In den Städten, in denen demonstriert wurde - da wurde laut "Welt" eben nicht gegen die Massnahmen von "denen da oben" demonstriert, sondern gegen die eigenen Kinder. Schliesslich lasten mindestens 20.000 Euro Staatsschulden auf jedem Bürgerhaupt, vom eben auf diese Erde geworfenen Baby bis hin zu Tattergreisen. Und, eben die übliche Phrase von der demographischen Alterskatastrophe muss auch wieder herhalten.
Oh, das ist längst nicht alles, denn die Staatsverschuldung wird sich bis in 50 Jahren mindestens vervierfachen, und wer soll das also stemmen, wenn es keine jungen Menschen gibt? Aber, wenn die Alten ausgehungert werden, entvölkert sich das Land bis zur Unkenntlichkeit...
Und dann wird leise geweint, damit die Steuern für die Gutverdienenden nicht kommen, denn die würden alles abwürgen, was bisher noch - spärlich aber immerhin - angeblich antröpfelt an Chancen und Wirtschaftswachstum.
Nein, nein, es geht beim hungernden Leibe nicht um Klassenkampf, igitt, bewahre. Es geht darum die Katastrophe schlechthin abzuwenden, die in 50 Jahren, und dafür muss doch jeder Mensch Opfer bringen. Also, frisch ans Werk, und die Armen und Alten ausgehungert, und zusammengestrichen, was das Zeug hält. Hunde, wollt Ihr ewig leben?
Mit keinem Wort wird danach gefragt, wie die Schulden wirklich entstanden sind, und wer sie demnach auch bezahlen müßte...
Mit keinem Buchstaben kommen die Schreiber der "Welt" auf die Idee, dass es allmählich reicht mit dem Missbrauch des kollektiven Schuldgefühls, mit der Ausplünderung der Armen bis die Schwindsucht wieder aus allen Lungen pfeift.
Wer in Einseitigkeiten, wie sie zur Zeit üblich sind, alle Ritzen des Bankengebahrens, der Wirtschaftsläufe, der Politik um das Ganze vollstopft mit den Schlechtigkeiten die vertuscht werden müssen, mit den verdrängten Abläufen, mit dem Verrat an den Grundgesetzen und Menschenrechten, der hat keinen Raum mehr für Erneuerungen und fruchtbare Ideen.
Aus den ewig schon so gehandhabten Mustern, dass die Regierenden und Systemrelevanten treiben können, was sie wollen, und die Armen müssen es dann ausbaden, entsteht nichts Wesentliches für ein gutes Miteinander der Menschen.
Aber - was soll das auch? Wer fragt danach? Die Welt bestimmt nicht. Im Gegenteil, mit Panikmache vor den Schulden der Zukunft, vor den alten Menschen in diesem Land, wird Stimmung gemacht dafür, noch heftiger die Lebensgrundlagen zu entziehen.
Es wird auch vergessen, darauf hinzuweisen, dass das alles absichtlich ist, und dass die Reichen gebraucht werden, dafür, die Dienstleistungen zu bezahlen, die notwendig sind, wenn jegliches Miteinander vollends zerschlagen ist, und die Armen bis zum Umfallen schuften dürfen - eben für die Misere der anderen wieder, welche diese anrichten.
Wir brauchen die Dienstleistungsgesellschaft, die Informationsgesellschaft, die... Immer wieder eine Gesellschaft, und die Familien, das Miteinander wird zerhauen in kleine Atomteilchen, die um nichts mehr kreisen, ausser um das Sklavendasein für den Staat der sich das ausgedacht hat.
Davon ist aber nicht die Rede, im Gegenteil - es ist doch gut, beim Sozialen zuzulangen, bis nichts mehr geht...
Link zum Artikel:
http://www.welt.de/debatte/article8016243/Die-Einschnitte-muessten-viel-groesser-ausfallen.html
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