Vorgestellt wurde ich den alten Menschen damals nicht. "Die bekommen sowieso nicht mehr viel mit", meinte die Heimleiterin. Das Essen dort war allerdings noch von Nonnen gekocht und sehr gut. Die Behandlung der Alten war aber auch nicht sonderlich menschlich. Daran hat sich seit damals bis heute wohl nicht viel geändert. Immer schon waren nicht genug Pflegekräfte da, und immer fehlte es an Zeit.
Was das Füttern oder Beaufsichtigen angeht, war damals allerdings noch ein klein wenig mehr Zeit als heute. Doch dieser kleine Vorteil - ca. 4 Minuten mehr, als heute, hat sich erledigt. Gepflegt wird im Akkordtempo, und selbst das reicht nicht aus.
Auch heute wird man den alten Menschen nicht vorgestellt. Und das Weitere berichtet eine Reportage des NDR:
Zustände in Hamburger Altenheim
"Da finde ich keine Worte mehr"
Der sogenannte Pflege-TÜV sollte die Pflege verbessern - ob das gelungen ist, ist zumindest fraglich. Der Journalist Markus Breitscheidel ließ sich als Pflegekraft in einem Hamburger Altenheim anstellen. Dort fand er mitunter unhaltbare Zustände vor - obwohl das Heim die Gesamtnote 2,1 bekommen hat.Von Astrid Corall, NDR
Die Elbchaussee gehört zu den besten Adressen in Hamburg. Dort liegt die Auguste-Viktoria-Stiftung. Ein Altenheim der Diakonie, in das eine Leiharbeitsfirma Markus Breitscheidel als Pflegehilfskraft vermittelt hat. Überlastete Pfleger und manch verwahrloste Zimmer hat er gesehen: "Überall liegen gebrauchte Pflegeutensilien in den Zimmern herum. Du siehst dreckige Handtücher, beschmutzte Matratzen, beschmutzte Bewohnerwäsche, die in der Ecke liegt, gebrauchte Inkontinenzmittel, die mit Kot und mit Urin voll sind, vergessen in den Mülleimern."
Eigentlich ist Markus Breitscheidel Reporter und Autor. Vor zehn Jahren hat er bereits über grausame Zustände in deutschen Pflegeheimen berichtet. Doch geändert hat sich seitdem offenbar nichts. Für ihn sei eine Welt zusammengebrochen, erzählt Breitscheidel nach seinem Einsatz in der Auguste-Viktoria-Stiftung. Als neuer Pfleger sei er den Bewohnern noch nicht einmal vorgestellt worden: "Als fremder Mensch komme ich in ein Zimmer rein zu einer Bewohnerin und sie kennt mich nicht und ich soll sie dann auf die Toilette bringen und den Intimbereich saubermachen. Da finde ich keine Worte mehr."
Mehr erfahren:
http://www.tagesschau.de/inland/pflege134.html
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