Selbstverständlich ist das nicht offiziell, jedenfalls nicht so direkt. Das geht ja noch nicht - wieder - dies den Leuten, die gemeint sind, ins Antlitz zu schleudern. Und doch steht Deutschland des Morgens aus den Betten auf damit - geht zum Mittagstisch mit diesem Gefühl - schaltet dies am Abend kurz weg, mit dem Einschalten der Glotze ist es wieder da - und geht zu Bett damit: Neid und Missgunst einen dieses Volk, wie selten sonst eines.
"Jeder soll sich hochschaffen, wie ich auch", - "Ich bin auch krank, wie viele, und muss schaffen",- "Keiner kann einfach so machen, was er will, das wäre ja noch schöner",- "eben darum kann es keinem besser gehen, wenn er sich nicht anstrengt",- "keinem soll es besser gehen, der sich nicht abstrampelt"....
Und, und, und - es gibt sie zu Hauf, diese Sprüche. Sie sind die Begleitmusik deutscher Tage.
Und doch wissen die Wenigsten, was sie da reden...
Vor allem wissen sie nicht, was sie vermitteln: Den Eindruck, dass dies nicht immer so stimmt, und dass sie keinem etwas gönnen. Doch zu viele Leute leben dies auch vor, und die Kinder saugen es auf, erfassen das, was hinter allem Getöne steckt, erfühlen die Diskrepanzen, die Widersprüche, und das, was wirklich gemeint ist - und eben nicht nur die Lüge.
Und so fordert die Erziehung allerlei, das Vorgelebte will beherzigt werden, und das alles irgendwie unter die Kindermütze zu bringen, und in dem bedauernswerten Kinderkopf ordnen, ist eine Angelegenheit, die schwierig ist.
Das ganze Wortgeklingel stinkt, und die Kinder merken es, können sich die Widersprüche nicht erklären, und nehmen die vorgelebte Haltung ein - und nicht jene abgeforderte der Propaganda, welche die gelebte verdecken sollte.
Das stimmt überein, und nicht dieses Andere aus den Reden. Wissenserziehung und Wesenserziehung klaffen ebenfalls auseinander. Ja, klar, es wird in diesen Zeiten und in dieser Welt, die wir hervorgebracht haben, mehr verlangt: Auch ein Mehr an Bewußtheit, an Identität - die übereinstimmen sollte, genauso, wie sie kritisch überprüft und in Frage gestellt werden müßte. Dies gehört dazu, um das Ureigene Wirklichkeit werden zu lassen, so dass es wahrnehmbar wird.
Hier wird es schon problematisch, denn das Ideal ist so weit weg, und die eigene Identität so brüchig...
- Und, was zur Hölle, heisst da schon eigene Realität? Wahrheit - ungeschminkt und furchtlos - wird bekämpft,- mit Arschkriechen, Geld und etwas Schminke klappt es besser...
Die Schleimspur des lauernden Untertanengeistes bringt wieder die alte Moral ins Spiel - auch der Politik. Dahinter läßt sich die Aggressivität verstecken, das Autoritäre, das sich nie ganz loswerden liess, - das Obrigkeitliche, das jede Uniform grüsst, egal welcher Art,- die Einbahn-Kommunikation, die vermittelt, dass es keinem wirklich besser gehen darf, ausser er hat sich zuvor totgeschuftet...
Das bedeutet aber, dass es dann den Erben gut gehen darf, denn er selber erlebt es ja kaum. Genau dieser Frust wird weiter gegeben, weiter eingebläut, ob wir das so wollen oder nicht. Und genau dies wird auch weiter gerechtfertigt, sogar verteidigt, und angewandt - schliesslich kann man nicht früh damit anfangen bei den Kindern.
Und so gibt es nicht mehr Geld für die Brut, - den Eltern werden Alkohol und Zigarretten gestrichen, damit sie Zucht und Ordnung und kein Lotterleben vorleben können. Doch im Umkehrschluss bedeutet und vermittelt dies, dass es das Lotterleben eben doch gibt - für jene, die das Geld dafür haben. Es bedeutet, dass die Armen eben doch anständiger sein sollen, als es die Reichen sind,- anständiger, als jene, die es diesen armen Menschen abverlangen.
Und, sie sollen das richtige Mitgefühl aufbringen für jene, denen der Verlust einiger Milliarden erst die Katastrophe bedeuten, aus der sie dann auf Kosten jener Verarmenden und Armen gerettet werden müssen. Bei den Armen kommt es ja nicht so darauf an, ob es 80.-- Euro, oder 5.-- Euro mehr oder weniger sind, aber bei den anderen, den sich wichtig nehmenden, da ist es systemrelevant. Genau dies bedeutet aber wiederum im Umkehrschluss, dass die Armut eben auch systemrelevant ist - so gebraucht und gewollt ist.
Es ist selten wirklich menschliche Wissensvermittlung, und noch seltener menschliche Erziehung, die wir auf diesen Grundlagen anbieten können. Vermutlich wollen wir auch gar nicht, haben nicht zu wollen, schliesslich hat es sich doch für die Obrigkeit bisher so bewährt. Das war in Deutschland schon fast immer so, und es hat sich nicht allzuviel geändert, ist auch gar nicht erwünscht, dass sich da zu viel ändert. Schliesslich soll es ja so bleiben, dass der deutsche Mensch als fleissig und tüchtig gilt - hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder, flink wie Windhunde, und so weiter... - und genügsam. Und genau dafür haben wir jene, die wir nun schuften lassen, die wir ausbeuten und schikanieren, damit sie es ja kapieren, und besonders für das Genügsame haben wir sie.
Jeder der anders ist, empfindsamer, der ist ein Warmduscher, ein Weichei...
Toll, weit haben wir es gebracht - einige Bezeichnungen haben wir verändert - grundsätzlich aber nicht allzu viel. Und, der alte Adel kommt ja auch wieder zu Ehren, das Feudalsystem feiert sich schon wieder selber. Unsere Bundes-Übermutter, die keine ist, hat ja ein Faible dafür. Geldadel, Titeladel, egal... - Hauptsache etwas davon, dann stimmt die Richtung.
Nichts haben wir gelernt, wie denn auch? Nur zugeben können wir das ums Verrecken nicht, also braucht es wieder Sündenböcke...
Nun ja, die gibt es immer - also sind wir auch wieder fündig geworden: Araber, Zigeuner, Migranten, arme und alte Menschen, Kranke und Behinderte...
Juden gehen ja nicht mehr.
Nichts wirklich Neues im Staate...
Montag, 27. September 2010
Nichts Neues im Staate - nur eines: Die Missgunst als offizielles, politisches Programm
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