Tagsüber ging Diogenes mit einer Laterne über den Marktplatz von Athen. Dazu erklärte er: „Ich suche einen wirklichen Menschen“
Auf der Suche nach Menschlichkeit
angetrieben von der Sehnsucht nach Heimat
bei den Menschen und mit ihnen,
zwischen alle Fronten geraten,
die er sich nicht ausgesucht hat,
ist er - Firas - im Hungerstreik,
den 38. Tag nun -
und alle lassen ihn sterben.
Nun gehen sie weg,
die erst so Solidarischen,
können es nicht mit ansehen,
nicht zusehen, wie er mit seiner
Verlassenheit stirbt,
als einer, den wegen seines
Volkes keiner mehr will.
Ihn sterben lassen mit seinem Heimweh,
seiner ewigen Suche nach Menschlichkeit,
seinem Pochen auf Menschenrechte,
die doch Menschen wie ihm
längst abgesprochen wurden,
ist einfacher, denn damit
haben alle, die in diese
Geschehnisse verwickelt sind,
eine Sorge weniger.
Das war es dann,
und der sogenannten Humanität
wurde ein weiterer Schlag,
ein Todesstoss mehr versetzt.
Macht ja nichts, die Menschlichkeit
muss das abkönnen, dass es Fälle gibt,
bei denen sie einfach weggestossen wird -
damit getötet werden kann,
damit Unbequeme beseitigt werden können,
damit es Gründe dafür gibt,
sie krepieren zu lassen,
im Namen irgendeines höheren Zweckes,
für selbsterklärte, bessere Ziele.
Firas irrt inzwischen durch die Dunkelheiten
menschlicher Bekundungen,
die nicht wirklich etwas besagen,
durch deren Solidarität,
die so abstrakt bleibt,
wie unverständliches Gemurmel,
durch ihre Gefühlsbekundungen,
die sie selber nicht ertragen,-
und damit zu spitzen Eisbrocken werden
auf seinem einsamen Weg in den Tod,
an dem sich alle mitschuldig fühlen können,
ob sie nun für ihn waren,
oder nicht.
Ein Leben ist nichts mehr wert,
ein Menschenrecht noch weniger,
und die welche es angehen würde,-
die Menschen,- haben Angst,
und ducken sich weg,
irgendwann,
früher oder später.
Die Ängste sind unterschiedlich -
doch Angst hat immer die gleichen Folgen:
Sie ist ein schlechter Ratgeber,
macht verrückt,
und sonst nichts...
Genau das ist es, wodurch Firas hindurchgeht:
Durch den abstrakten Nebel der Unberechenbarkeit,
durch die spitzen Eisbrocken menschlicher Kälte,
die sich tarnt bis zur Unkenntlichkeit,
durch das Dornengestrüpp
bekundeten Mitgefühls, das sich entzieht
und nur ersticht, wenn es darauf ankommen würde,-
hinweg über die spitzen Steine
letztendlicher Gleichgültigkeit,
die vollends die seelische Haut zerreissen,-
zuviel verlangt, signalisieren sie -
die sich Menschen nennen.
Keine Menschen -
nirgendwo -
alleine mit sich,
der vergeblichen Suche
nach Menschlichkeit,
nach Heimat,
dem Hunger,
dem Tod.
Und das hier ist es, was zuviel verlangt ist - von jenen Leuten in der Politik, die an Feiertagen von Menschenrechten und Humanität reden, die sie angeblich überall verteidigen,- und von jenen der Kirche, die sich auf alles Mögliche berufen, aber nie da sind, wo es um die nackte Existenz geht,- sonstigen Promis, die sich auf jeder Wohltätigkeits-Gala gerne hervortun, aber da, wo es brenzlig wird, auch lieber wegsehen.
Hier also der seidene Faden, an dem alles hängt:
Presseerklärung Firas Maraghy
Firas Maraghy, 31. August 2010
Presseerklärung
Von Anfang meines Hungerstreiks am 26.07.2010 an bin ich immer an einer einvernehmlichen Lösung interessiert gewesen. Ursache für den Hungerstreik war einerseits, dass mir im Mai 2009 in Jerusalem bedeutet wurde, ich werde mein Residenzrecht für Jerusalem verlieren, wenn ich nicht im Mai 2011 für mindestens eineinhalb Jahre dorthin zurückkehre. Zugleich aber wurde verweigert, meine Ehe mit der deutschen Staatsbürgerin Wiebke Diehl zu registrieren, was Voraussetzung für eine Aufenthaltsgenehmigung für meine Frau wäre. Im April 2010 weigerte sich zudem die israelische Botschaft in Berlin, meine im Dezember geborene Tochter Zaynab zu registrieren und ihr ebenfalls ein Reisedokument auszustellen. Ich wäre also gezwungen, mich zwischen meiner Familie und meiner Heimat zu entscheiden. Ungeachtet jeder weiteren Entwicklung bleibt meine Forderung weiterhin dieselbe: ein gesichertes Bleiberecht in Jerusalem für meine Tochter, meine Frau und mich. Gemäß Artikel 13 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte hat jeder das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen und in sein Land zurückzukehren.
Der Besuch des Vizepräsidenten des Deutschen Bundestags, Wolfgang Thierse, und des Sprechers für Menschenrechte der SPD-Bundestagsfraktion, Christoph Strässer, am 30. August 2010 sowie die Interventionen einer Vielzahl weiterer Politiker aller Bundestagsfraktionen haben Bewegung in die Situation gebracht. Ich möchte Herrn Thierse und Herrn Strässer sehr für diesen Besuch und auch den anderen Abgeordneten für ihren Einsatz danken.
Herr Thierse und Herr Strässer führten in der israelischen Botschaft ein Gespräch mit dem Gesandten und überbrachten mir anschließend das Angebot, in Jerusalem mit dem Direktor des „Registration and Civil Status Department“ des Innenministeriums Israels, Herrn Amos Arbel, zu sprechen. Dieses Gespräch solle mit dem Ziel einer Lösung meines Anliegens geführt werden.
Ich bin bereit, in einigen Wochen nach Jerusalem zu fahren, um das Gespräch mit Herrn Arbel wahrzunehmen. Ich werde diese Reise nur in Begleitung eines hochrangigen Politikers oder einer Person des öffentlichen Lebens antreten. Sobald diese Person feststeht, sollte die israelische Botschaft mit ihr einen Termin für das besagte Gespräch vereinbaren. Ich bin dann bereit, meinen Hungerstreik zu beenden und – nachdem ich mich gesundheitlich erholt habe – die Reise anzutreten.
Ich werde die Medien, denen ich danke für die große Beachtung, die sie unserem Anliegen geschenkt haben, über die Entwicklung auf dem Laufenden halten.
Meine Frau und ich sind an einer Lösung sehr interessiert und hoffen, dass in Jerusalem tatsächlich auf eine solche hingearbeitet wird.
Meine Frau und ich danken allen Politikern sowie allen anderen Menschen und Organisationen, die sich für eine Klärung unserer Situation eingesetzt haben.
Firas Maraghy
Der schrille Ton der Todesschreie auf dem sonst so stillen Don
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Der schrille Ton der Todesschreie auf dem sonst so stillen Don im „neuen
Lebensraum im Osten“ in der Ukraine Es war nicht nur Rudis Schrei bei der
Rückkehr...
vor 50 Minuten
Du sprichst etwas ganz Schmerzhaftes an - soviel Leid mit anzusehen erfordert in der Tat ganz viel Kraft - und wenn ich Berlin wäre, ich wüsste nicht, ob ich das aushalten könnte. Ich bewundere Ulla für ihre Präsenz.
AntwortenLöschenEigentlich müssten dort 10, 100, 1000 Leute sitzen und mitmachen, soviel, dass man sich doch nicht traut den Leichenberg anwachsen zu lassen.
Sorry, ich kann gerade nur zynisch.
Ich bete immer für Firas, dass er sein Recht bekommt, bevor es für ihn zu spät ist.
Warum tut sich jetzt nichts mit einem Termin und einer Begleitung? Wolfgang Thierse war doch da, der könnte doch mitfliegen.
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AntwortenLöschenThanks for share.....