Es ist ja grauenvoll und ich kann es nicht mehr hören: Griechenland. Klar, die hatten ein gutes Leben da unten - aus unserer Perspektive. Aus deren Perspektive war ihr Leben völlig normal ... und wir etwas bescheuert.
"Der Deutsche arbeitet nicht, um zu leben, er lebt um zu arbeiten" ... das wir gerne Nutzvieh sind, ist schon sehr lange bekannt. Das ist aber eigentlich unser Problem.
Mal ehrlich: würden wir nicht auch gerne mit fünfzig in Rente gehen? Wüßten wir nicht auch gerne unsere Kinder auch durch unsere Rente versorgt ... selbst wenn wir nicht mehr leben? Ist es so tödlich und gefährlich für die Demokratie, den Wohlstand und die Lebenslust, wenn man umsonst mit um die Welt reisen kann?
An sich ist das was die Griechen sich geleistet haben, doch nicht schlecht, böse oder moralisch verwerflich, oder? Zum Beispiel das hier:
http://wirtschaft.t-online.de/griechenland-krise-wo-die-griechen-geld-verschwenden/id_41526404/index
Eine griechische Eigenheit ist die Existenz von Hunderten staatlich berufener Gremien - wobei oft unklar ist, warum sie bestehen. So gibt es eine Kommission, die den See Kopais verwalten soll. Der ist allerdings schon in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts ausgetrocknet. Einer griechischen Zeitung zufolge beschäftigen die Gremien insgesamt mehr als 10.000 Mitarbeiter und kosten mehr als 100 Millionen Euro jährlich. Die Regierung hat versprochen, mindestens 200 Kommissionen zusammenzulegen oder aufzulösen.
Sowas nennt man auch Demokratie. Da kann es gar nicht genug von geben. Auch wir haben solche Kommisionen, die ausgetrocknete Seen verwalten. Wir nennen das Bundestag und der See ist die Demokratie. Wahrscheinlich auch bald zu teuer.
Nun sind wir ja darauf dressiert worden angesichts der griechischen Krise reflexhaft in den Chor jener mit einzustimmen, die sagen: "Es ist kein Geld da!!!!"
Wie kann das sein, das kein Geld da ist, wo doch Banken regelmäßig - sogar in Zeiten der Weltwirtschaftskrise - Riesengewinne einfahren?
Und - mal ganz ehrlich ... Geld brauche ich eigentlich auch nicht. Von mir aus können wir das Morgen abschaffen, ich hätte da keinen großen Verlust.
Was ich brauche ist Essen, Trinken, Luft und Wärme. Damit funktioniere ich auch ohne Geld ganz gut. Ein Klo wäre schön, geht aber auch ohne.
Das Tolle ist ... es ist ja auch alles schon da. In Massen vorhanden. Die Weltwirtschaftskrise hat nicht den geringsten Einfluß auf das Wachstum von Obst und Gemüse, noch bricht sie massenhaft Wohnraum ab. Allerdings mit dem Heizen könnte es knapp werden, seitdem man das Öl aus Kostengründen eher in den Ozean kippt oder auf Kreuzfahrten zum Spaß verheizt. Also, wir hier kämen auch mit Holz durch den Winter und haben Riesenmassen an Wasser, das wir für Kohle tauschen könnten, aber das Glück haben nicht alle.
Ich denke aber schon, das man da was organisieren könnte. Es ist ja noch alles da. Ich wüßte nicht, wo es ein Problem geben sollte. Vor allem haben wir das Allerwichtigste: Arbeitskraft.
Ein Arbeiter sagte mir mal: Arbeiter brauchen keine Wirtschaftskrise zu fürchten. Sie können aus allem Häuser bauen, mit vielen Dingen Wärme erzeugen und überall etwas anbauen, was zum Leben reicht.
Ich glaube, da hat er recht.
Problematisch wird es für jene, die mit dreißig in Rente gehen wollen, so wie jener Investmentbanker von
Goldman-Sachs, dessen private E-Mails jetzt ein wenig vom Denken und der Ethik der Lumpenelite offenbart haben:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,692247,00.html
Sie waren die Götter des Geldes, jetzt trifft die Goldman-Sachs-Banker der geballte Zorn. Sie hatten Kunden Investments verkauft, die später massiv an Wert verloren. Interne Mails belegen das zynische Geschäftsgebaren der Finanzmanager. SPIEGEL ONLINE dokumentiert die drastischsten Schreiben.
Nun, die Ansprüche mit dreißig in Rente gehen zu können - mit Yacht, Privatflieger und eigener Insel - sind schwieriger zu erfüllen als meine Ansprüche. Das geht mit normaler Arbeit überhaupt nicht - aber solche Leute haben ja in ihrem ganzen Leben noch nie gearbeitet, sie spielen lieber mit dem Geld der anderen Leute so lange herum, bis für sie genug vom Tisch gefallen ist. Und so haben sie ein leistungsloses Einkommen der Extraklasse. Im Prinzip geht jeder Investmentberater mir diesen Versprechungen hausieren - und für manche stimmt es ja auch.
Aber keine Gesellschaft kann überleben, wenn alle nur noch coctailnuckelnd auf der Yacht liegen. Irgendwo muß auch schon noch gearbeitet werden, auch wenn wir in den achtziger Jahren etwas anderes gepredigt bekamen: einfach ein bischen Börse machen und schon ist die Frührente auf Millionärsniveau nah. Soll ich noch mal die alten Zeitungsanzeigen der Investmentbranche heraussuchen? Lieber nicht, das war peinlich.
So langsam dämmerts dem einen oder anderen, wie das Geld zustandekam.
Kinderarbeit, Drogenhandel, Prostitution, Pornofilme ... sowas bringt Rendite. Mehr als Arbeit. Gut, inzwischen gibt es auch Angebote für Weicheier, die reichen Grünen brauchen so etwas:
http://www.spiegel.de/wirtschaft/service/0,1518,690030,00.html
Die Auswahl an ethisch unbedenklichen Fonds ist inzwischen groß - ebenso wie die Möglichkeiten, damit Geld zu verdienen. "Finanztest" hat einige der interessantesten Geldanlagen unter die Lupe genommen und nennt passende Fonds für ein ökologisches und ein ethisches Musterdepot.
Wer da nicht pingelig ist, hat aber auch immer noch die Möglichkeit, mit Kinderarbeit sehr reich zu werden. Davon leben wir hier im Norden mehr oder weniger alle. Von der Arbeit der Kinder in der dritten Welt. Ihre Arbeit ist das Blut, der Rohstoff, der unsere Maschine antreibt. Keine angenehme Vorstellung.
Warum sollten wir also klagen, wenn ein Finanztsunami das alles fortbläst?
Wir ... brauchen da keine Angst zu haben. Andere schon, die kriegen jetzt Panik:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,692217,00.html
Was haben die Ölpest vor der US-Küste und die Griechenland-Krise gemeinsam? Beide Desaster gehen auf Fehler von Menschen zurück - und in beiden Fällen haben sich Konzerne bereichert. Doch während BP dafür bezahlen soll, kommen die Finanz-Hasardeure schadlos davon. Ein fataler Fehler.
Da entsetzt sich sogar der SPIEGEL, eigentlich bisher auch ein Kriegsgewinnler der globalen Ausbeutung.
Zugleich stimmt es aber auch, dass die Spekulanten der internationalen Großbanken das angeschlagene Land aufs Korn genommen und regelrecht zu Tode gehetzt haben. Sie haben wie bei einem Pferderennen gewettet auf Griechenland, Spanien, Portugal - in diesem Fall darauf gehofft, dass der Gaul auf der Strecke zusammenbricht. Sie haben gegen den Euro gewettet.
Es ist noch zwingender als bei der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko, dass die Gewinner dieses Spiels an den Kosten der Folgen beteiligt werden.
In der Tat, es wird Zeit, die Gewinner dieses Spiels an den Kosten zu beteiligen. Und zwar überall.
Das sind aber nicht nur die Investmentbanker, sondern auch jene Leute, denen man vorgegaukelt hat, es wäre möglich, eine Welt zu konstruieren, in der jeder ohne Arbeit reich werden kann.
Immer noch ist Wirtschaft ein geschlossenes System. Dort, wo wir einen Porsche ins Land stellen, stirbt dafür irgendwo ein Kind. Überall wo wir nach einem Zuviel gieren, gibt es für andere zuwenig. Insgesamt ... gibt es mehr als genug, aber einige haben ein Anspruchsdenken, das selbst griechischen Göttern peinlich gewesen wäre. Jeden Tag Kaviar, Villa mit dreißig Zimmern, einen Yacht, zwanzig Luxuslimousinen, Kokain ohne Ende ... die Medien präsentieren uns jeden Tag Menschen, die meinen, ohne diese kleinen Annehmlichkeiten nicht überleben zu können.
Ich kann euch versichern: sie irren, sie glauben es nur nicht. Vielleicht ist es mal hilfreich, ihnen aufzuzeigen, das ihr Luxus mit Menschenblut erkauft wird ... und zwar letztendlich mit nichts anderem.
So wie sie letztendlich alles in Geld ausdrücken können, kann ich alles in Blut ausdrücken. Das ist kein Problem.
Darum denke ich ... "wir" können dem Finanztsunami gelassen entgegen sehen. Der Mangel an Porsches und Kokain, der ihm folgt, wird uns so wenig anrühren wie der Mangel an Chanell-Parfüm oder Prada-Handtaschen.
Aber vielleicht freuen wir uns darüber, wenn in Afrika auf einmal wieder Frieden herrscht und die Menschen genug zu essen haben, weil der Repressionsapparat ausgefallen ist.
Die widerwärtige wahnhafte Lumpenelite jedoch ... hat Grund sich zu fürchten. Auf sie wartet möglicherweise bald etwas ganz Schreckliches.
Echte Arbeit.