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23.05.2010
Hartz IV-Tagebuch - an meinem Beispiel
Ich bin kein Einzelfall, kein exotisches Irgendwas, das man erst nach langer Suche bestaunen und begutachten könnte.
Es geht mir wie sehr vielen Menschen in der BRD, gefallen aus ihren Träumen, ihrem Alltag, gestoßen in ein Nichts.
Weißt du wirklich, wie du dein Leben vieleicht beenden wirst?
Mit 54 Jahren erkenne ich es, ich kann es euch sagen, realistisch und unverblümt.
An meinem Beispiel.
Die Realität der Armut ist eine grausame Tatsache, mit der ich mich leider immer mehr auseinandersetzen muß. Die offenen Fragen nisten sich in meine Gedanken ein, zu jeder Tageszeit, begleiten mein Leben bis in den Schlaf hinein.
Ich möchte mich gerne dagegen wehren, auf ein Wunder hoffen, einer positiven Veränderung mit der ich mich arrangieren kann, ohne in Ängste zu ersticken, die mich - auf Dauer gesehen - überschwemmen werden.
Ich schreibe dies, da sich heute Nacht ein Knoten in mir löste und meine weitere Zukunft in ihrer vollen Klarheit vor meinen Augen zu sehen war.
Tatsachen, die mir schon vorher bewusst waren - nur nicht in dieser brutalen Deutlichkeit -, die mir den Schweiß in mein Gesicht trieben.
Oder waren es Tränen?
Du schreist auf, ein stiller Schrei.
Ein Schrei, der nicht gehört werden wird, da es nicht sein darf, dass Verzweifelte schreien, ihre Not offenlegen und anklagend nach einem Rest von Gerechtigkeit fragen.
Was mich allmählich verzweifeln lässt, ist nicht nur der tägliche Kampf um meine Nahrungssuche sowie die Tatsache, dass ich meine jetzige Wohnung aufgeben müsste, aufgeben muß.
Die Zeit arbeitet gegen mich, denn ich altere von Jahr zu Jahr, immer schneller, immer deutlicher.
Ich werde keine Arbeit mehr finden, keine Tätigkeit, mit der ich aus dem Sumpf Hartz IV entrinnen könnte.
Es wird noch schlimmer für mich werden, viel schlimmer als meine momentane Situation.
Ich werde zukünftig keine eigenen Mittel mehr besitzen, um den restlichen Weg meines Daseins erträglicher gestalten zu können.
Dinge, die im Laufe eines Lebens immer wieder erforderlich- und mit zunehmenden Alter absolut zwingend werden.
Sei es der Ersatz der Zähne, die Notwendigkeit einer neuen Brille, eine ausreichende ärztliche Versorgung, ein Hörgerät, oder auch nur der Luxus einer Gehhilfe.
Ich möchte mich keinem Zynismus hingeben, aber diese Fragestellung betrifft nicht diejenigen, die uns in diese Not getrieben haben.
Sie nehmen es nicht mehr wahr, urteilen und verurteilen, feiern händeklatschend ihre Unfähigkeiten, ihre Denkweise, geprägt durch Missachtung und Allmachtsgehabe.
Manchmal frage ich mich, warum ich dies alles in meinem Blog schreibe, meine persönlichen Empfindungen beschreibe.
Es ist wohl eine Art Therapie, ein Aufbäumen, die Hoffnung nach Veränderungen.
Lasst meine Worte nicht im Web untergehen, lasst es nicht zu, dass wir kein Gehör mehr finden werden.
CC-Lizenz
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