Soldatensärge und deutsche Interessen
Peter Bürger 27.05.2010
Votiert Bundespräsident Horst Köhler für Wohlstandskriege?
Welche Gesichtspunkte dominieren die öffentliche Debatte um den Afghanistan-Krieg? Politiker, Medien und staatlich dotierte Militärseelsorger, die den Krieg am Hindukusch positiv darstellen, rücken das Thema "Respekt vor den Soldaten" in den Mittelpunkt. Sie sprechen über Mitgefühl mit traumatisierten und zerbrochenen Kriegsheimkehrern, stellen aber gleichzeitig in Aussicht, dass zukünftig noch mehr Bundeswehrangehörige im Leichensack in die Heimat zurückkehren.
Auf diese Weise wird raffiniert die wichtigste Frage umgangen: Wer ist verantwortlich für die deutsche Afghanistan-Kriegspolitik, die nachweislich von einer großen Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger nicht mitgetragen wird? Das Antikriegsvotum der Bevölkerung ist ja mitnichten eine Attacke gegen Mitbürger in Uniform, sondern ganz im Gegenteil ein Votum auch gegen noch mehr Psychiatrieaufenthalte von Militärangehörigen und gegen noch mehr Soldatengrabstätten. Die Verantwortung für Krieg und Soldatenleiden tragen hingegen allein die Regierenden und ihre parlamentarischen Mehrheitsbeschaffer, die sich nur auf eine Minderheit der Menschen im Land berufen können.
Warum sterben Soldaten? – Das Staatsoberhaupt meldet sich zu Wort
Der seit dem Ende des "Kalten Krieges" forcierte Diskurs (Deutsche Kriege für das "nationale Interesse"?) in der "neuen NATO" und das Programm des Bundeswehr-Weißbuches ("Abhängig von gesicherter Rohstoffzufuhr in globalem Maßstab") kreisen eindeutig um Wohlstandskriege. Die immer wiederkehrenden Stichworte lauten:
Wahrung des nationalen Wohlstands (also Aufrechterhaltung des ökonomischen Ungleichgewichtes auf dem Planeten) | |
Schutz vor "illegaler Immigration" (Abwehr der Armen aus anderen Kontinenten) | |
Freie Märkte und freier Warenfluss (Garantien für eigene Marktdominanz) | |
Freie Handels- und Seewege (militärische Absicherung der Exportwirtschaft) | |
Sicherung der Energie- und Rohstoffversorgung (Absicherung oder Erringen der Verfügungsgewalt über die knapp gewordenen Ressourcen der Erde zu Ungunsten schwächerer Nationen) |
Es liegt ja auch auf der Hand, dass die ungleiche Verteilung von Einkommen, Konsum und Ressourcenzugriff zugunsten der reichen Weltzentren und auf Kosten der allermeisten Menschen auf dem Globus dauerhaft nur mit Militärgewalt aufrecht erhalten werden kann. Dieser Hintergrund wird im öffentlichen Diskurs ebenfalls nur selten thematisiert. Abgesehen von basischristlichen Initiativen sprechen auch die beiden großen Kirchen, für die der Staat die Kirchensteuer eintreibt, an dieser Stelle keinen Klartext.
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