Es ist nicht die Schuld meines Mannes, dass nur begrenzt Lohn gezahlt wird, sodass er aufstocken muss. Das Problem, dass er die Überstunden nicht ausbezahlt bekommt, dass es für Nachteinsätze und Feiertagsarbeit keine Zuschläge mehr gibt,- dass das Weihnachtsgeld über Monate danach abgezogen wird,- dass er also auch Vieles abfeiern muss, und das Geldergebnis bescheiden bleibt, hat er nicht alleine - aber es trifft voll in die Lebensgestaltung.
Eine solche ist nämlich gezielt und normal kaum möglich. Man lebt von Monat zu Monat - und manchmal von Tag zu Tag - in der Hoffnung, dass kein negativer Bescheid eintrifft, der wieder etwas wegkürzt, oder Probleme bringt.
Immerhin haben wir vom Hausbesitzer Holz geschenkt bekommmen. Das wurde verarbeitet, ist also vom Vorplatz verschwunden. Nun bekamen wir aber noch mal Holz, über den Arbeitgeber. Dieses blieb liegen, denn Urlaubsvertretung, Winterdienst, Erkrankung - zuerst Grippe mein Mann, danach schwere Bronchitis ich - forderten auch ihre Tribute an Kraft.
Wenn man aus meiner Wohnung geht, ist da ein schmaler Flur, nach der eigentlichen Wohnungstüre, und dann noch eine Flügeltüre. Diese führt auf einen Vorplatz, den ich Sommers als Terrasse genutzt hatte. Darauf liegt nun das Holz, bis mein Mann eben Zeit hat, es zu verarbeiten. Nun wollte der Hausbesitzer jemand vorbei schicken, der es verarbeitet, damit es von dem Vorplatz verschwindet.
Dieser Vorplatz ist seitlich am Haus, auf halber Höhe zwischen Treppen, die zu uns - und dann weiter zum Garten führen, der aber den anderen Bewohnern gehört. Oberhalb ist noch ein Vorplatz mit Seitentüre zum Haus, dort stehen die Mülltonnen. Unsere Wohnung haben wir bisher über diesen Vorplatz und die Treppen betreten und verlassen.
Nun also hat sich der Hausbesitzer den Mietvertrag noch mal durchgelesen, darin wurde dieser Platz nicht erwähnt, also steht er uns angeblich nicht mehr zu. Das bedeutet, wenn ich also im Sommer ins Freie will, muss ich ein Unternehmen starten, damit ich mich irgendwo in die Sonne setzen kann. Der Vorplatz steht mir ja nicht mehr zu, der soll den anderen im Haus als Durchgang dienen - zu deren Garten.
Das Angebot, das Holz zu hacken, war also mit einem Nackenschlag verknüpft. Über 9 Jahre lang sagte kein Mensch etwas, wegen der Nutzung dieses Vorplatzes. Jetzt, nachdem andere Mitbewohner da sind, wir nicht mehr ganz so bequem sind, und nicht alles schlucken was man uns vorsetzt, - jetzt, da ich auch behindert bin, und eigentlich auf solche Gelegenheiten angewiesen wäre, mich im Sommer ohne weite Wege ins Freie begeben zu können, - jetzt, da die Hartz IV - und Armenhetze wirkt, muss gegen alles Mögliche vorgegangen werden. Da werden plötzlich Mietverträge durchforscht, neue Regeln aufgestellt, merkwürdige Angebote gemacht, es geht Schlag auf Schlag.
Da wir hinten hinaus wohnen, also nicht gegen die Strasse, haben wir früher keine Kehrwoche gemacht. Steht auch nicht im Mietvertrag, sondern nur der Säuberungsdienst für Treppenhaus. Nun müssen wir auch Kehrwoche machen. Da dies nicht ohne Weiteres möglich war, wenn mein Mann in der Nacht um drei Uhr aufstehen mußte, um dann zum Winterdienst zu gehen - wollte ich jemand beauftragen, dies für uns zu erledigen. Es ist nicht viel zu machen, der Bürgersteig ist schmal und kurz. In einer Stunde kann man gut fertig werden.
Für diesen Hilfsdienst hätte ich etwas bezahlen müssen. Der Hausbesitzer fragte mich also, ob ich zuviel Geld hätte, dass ich das so organisieren wollte. Danach, dass ich das nicht mehr machen kann, weil ich eben zu behindert bin, - dass mein Mann Tag und Nacht im Einsatz war,- fragte er nicht, wollte es nicht wissen, ging nicht darauf ein.
Es gibt also Gespräche und Angebote, die systematisch darauf hinaus laufen, zu kränken, zu entwürdigen, und Nackenschläge zu verteilen. Darin ist er ziemlich gut, der Hausbesitzer - und vor allem ist er der Gute, der es gut meint, und wir sind die Bösen, die Anspruchsvollen, die irgendwie undankbar reagieren, und seine Wohltaten nicht zu schätzen wissen.
Und vor allem ist Gott mit ihm, denn er ist sehr fromm...
Wenn dann mein Mann ein wenig heftig reagiert, wird ihm das zusätzlich verübelt, denn nachdenken darüber, wie Menschen wie wir die Beleidigungen verkraften und wegstecken, ist ja von Christen zuviel verlangt.
Fast zehn Jahre lang lief alles gut, und ich lebte gerne in diesem Haus und in dieser Wohnung. Allmählich wird die Freude daran aber getrübt, und es ist merkwürdig, wie Stimmungen manche Menschen dazu bringen können, gegen andere vorzugehen, die zuvor jahrelang in Ruhe gelassen wurden, ja - sogar ein gutes Verhältnis geherrscht hatte.
Die Hetze wirkt, und der fromme Haufen rüstet sich, denn meistens sind sie von der Mittelschicht - und die fühlt sich ja gestärkt. Wir, die wir die Mitte nicht erreicht haben, sollen dankbar dafür sein, dass sie uns ihre demütigende und entwürdigende Fürsorge angedeihen lassen, sonst sind wir bähbäh!
So sieht das heute aus, dank Sarrazin, Westerwelle und Co. Und auch wegen Leuten wie Peter Hahne und seinem evangelikalen Anhang.
Leserbriefe zu „So sieht Krieg aus. Fürchterlich. Persönliche Erinnerungen“
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Albrecht Müller thematisiert in diesem Beitrag die Folgen und das Leid der
Menschen im Krieg. Das geschehe nicht um Panik zu verbreiten, sondern weil
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vor 16 Minuten
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