Sonntag, 28. März 2010
Der Rattenfänger
Fast jeder weiß was in Hameln geschah vor tausend und einem Jahr.
Wie die Ratten dort hausten, die alles fraßen was nicht aus Eisen war.
Zu dieser Zeit kam ich nach langer Fahrt als Spielmann in diese Stadt,
und ich hörte als erstes den Herold schreien, als ich den Markt betrat:
„Wer mit Gottes Hilfe oder allein die Stadt von den Ratten befreit,
für den lägen ab nun beim Magistrat 100 Taler in Gold bereit.“
Ich packte mein Bündel, die Flöte und Laier und klopfte ans Rathaustor,
kaum sah man mich schlug man die Tür wieder zu und legte den Riegel vor,
und ich hörte wie man den Herren sagte, es stünde ein Mann vor dem Tor,
zerrissen und stinkend in bunte Lumpen, mit einem Ring im Ohr.
Dieser Mann nun ließe den Herren sagen, er käme von weit, weit her,
und er böte der Stadt seine Hilfe, weil er ein Rattenfänger wär'.
Ich wartete lange, dann rief eine Stimme durch die geschlossene Tür:
„Vernichte die Ratten, und bekommst die versprochenen Taler dafür.“
Und ich ging und blies in der Nacht die Flöte immer nur einen einzigen Ton,
der so hoch war das nur die Ratten ihn hörten, und keine kam davon.
Bis hinein in die Weser folgte mir bald die ganze quiekende Brut,
und an Morgen trieben dann hunderttausend Kadaver in der Flut.
Als die Hamelner Bürger hörten was alles geschehen war in der Nacht,
tanzten sie auf den Straßen nur an mich hat keiner gedacht.
Und als ich dann wieder vorm Rathaus stand und forderte meinen Lohn,
schlug man auch diesmal die Tür vor mir zu und erklärte mir voller Hohn:
„Nur der Teufel könne bei meiner Arbeit im Spiel gewesen sein,
deshalb sei es gerecht ich triebe bei ihm meine 100 Taler ein.“
Doch ich blieb und wartete Stunde um Stunde bis zum Abend vor jenem Haus,
aber die Ratsherren die drinnen saßen, trauten sich nicht heraus.
Als es Nacht war, kamen bewaffnete Kerle, ein dutzend oder mehr,
die schlugen mir ihre Spieße ins Kreuz und stießen mich vor sich her.
Vor der Stadt hetzten sie ihre Hunde auf mich, und die Bestien schonten mich nicht,
sie rissen mich um und pissten mir noch ins blutende Gesicht.
Als der Mond schien flickte ich meine Lumpen, wusch meine Wunden im Fluss,
und weinte dabei vor Schwäche und Wut, bis der Schlaf mir die Augen schloss.
Doch noch einmal ging ich zurück in die Stadt, und hatte dabei einen Plan,
denn es war Sonntag, die Bürger traten eben zum Kirchgang an,
nur die Kinder und die Alten blieben an diesem Morgen allein,
und ich hoffte, die Kinder würden gerechter als ihre Väter sein.
Ich hatte vorher mein zerfleischtes Gesicht mir bunten Farbe bedeckt
und mein Wams, damit man die Löcher nicht sah, mit Hahnenfedern besteckt.
Und ich spielte und sang, bald kamen die Kinder zu mir von überall her,
hörten was ich sang mit Empörung und vergaßen es nie mehr,
und die Kinder beschlossen mir zu helfen, und nicht mehr zuzusehen,
wo Unrecht geschieht soll man immer gemeinsam dagegen anzugehen.
Und die Hamelner Kinder hielten ihr Wort und bildeten ein Gericht,
zerrten die Bosheit und die Lügen ihrer Väter ans Licht.
Und sie weckten damit in ihren Eltern Betroffenheit und Scham,
und weil er sich schämte schlug manch ein Vater sein Kind fast krumm und lahm.
Doch mit jeder Misshandlung wuchs der Mut der Kinder dieser Stadt,
und die hilflosen Bürger brachten die Sache vor den hohen Rat.
Es geschah was heute noch immer geschieht, wo Ruhe mehr gilt als Recht,
denn wo die Herrschenden Ruhe wollen, geht's den Beherrschten schlecht.
So beschloss man die Vertreibung einer ganzen Generation,
in der Nacht desselben Tages begann die schmutzige Aktion.
Gefesselt und geknebelt von den eigenen Vätern bewacht,
hat man die Kinder von Hameln ganz heimlich aus der Stadt gebracht.
Nun war wieder Ruhe in der Stadt Hameln, fast wie in einem Grab,
doch die Niedertracht blühte, die Ratsherren fassten eilig ein Schreiben ab.
Das wurde der Stadtchronik beigefügt, mit dem Stempel des Landesherren,
und besagt das die Kinder vom Rattenfänger ermordet worden wären.
Doch die Hamelner Kinder sind nicht tot, zerstreut in alle Welt,
haben auch sie wieder Kinder gezeugt, ihnen diese Geschichte erzählt.
Denn auch heute noch setzen sich Menschen für die Rechte Schwächerer ein,
diese Menschen könnten wohl die Erben der Hamelner Kinder sein.
Doch noch immer herrscht die Lüge über die Wahrheit in der Welt,
und solange die Gewalt und Angst die Macht in Händen hält,
solange kann ich nicht sterben, nicht ausruhen und nicht fliehen,
sondern muss als Spielmann und Rattenfänger immer weiter ziehen.
Denn noch nehmen Menschen Unrecht als Naturgewalt in Kauf,
und ich hetze noch heute die Kinder dagegen immer wieder auf.
Und ich hetze noch heute die Kinder dagegen immer wieder auf.
Wie die Ratten dort hausten, die alles fraßen was nicht aus Eisen war.
Zu dieser Zeit kam ich nach langer Fahrt als Spielmann in diese Stadt,
und ich hörte als erstes den Herold schreien, als ich den Markt betrat:
„Wer mit Gottes Hilfe oder allein die Stadt von den Ratten befreit,
für den lägen ab nun beim Magistrat 100 Taler in Gold bereit.“
Ich packte mein Bündel, die Flöte und Laier und klopfte ans Rathaustor,
kaum sah man mich schlug man die Tür wieder zu und legte den Riegel vor,
und ich hörte wie man den Herren sagte, es stünde ein Mann vor dem Tor,
zerrissen und stinkend in bunte Lumpen, mit einem Ring im Ohr.
Dieser Mann nun ließe den Herren sagen, er käme von weit, weit her,
und er böte der Stadt seine Hilfe, weil er ein Rattenfänger wär'.
Ich wartete lange, dann rief eine Stimme durch die geschlossene Tür:
„Vernichte die Ratten, und bekommst die versprochenen Taler dafür.“
Und ich ging und blies in der Nacht die Flöte immer nur einen einzigen Ton,
der so hoch war das nur die Ratten ihn hörten, und keine kam davon.
Bis hinein in die Weser folgte mir bald die ganze quiekende Brut,
und an Morgen trieben dann hunderttausend Kadaver in der Flut.
Als die Hamelner Bürger hörten was alles geschehen war in der Nacht,
tanzten sie auf den Straßen nur an mich hat keiner gedacht.
Und als ich dann wieder vorm Rathaus stand und forderte meinen Lohn,
schlug man auch diesmal die Tür vor mir zu und erklärte mir voller Hohn:
„Nur der Teufel könne bei meiner Arbeit im Spiel gewesen sein,
deshalb sei es gerecht ich triebe bei ihm meine 100 Taler ein.“
Doch ich blieb und wartete Stunde um Stunde bis zum Abend vor jenem Haus,
aber die Ratsherren die drinnen saßen, trauten sich nicht heraus.
Als es Nacht war, kamen bewaffnete Kerle, ein dutzend oder mehr,
die schlugen mir ihre Spieße ins Kreuz und stießen mich vor sich her.
Vor der Stadt hetzten sie ihre Hunde auf mich, und die Bestien schonten mich nicht,
sie rissen mich um und pissten mir noch ins blutende Gesicht.
Als der Mond schien flickte ich meine Lumpen, wusch meine Wunden im Fluss,
und weinte dabei vor Schwäche und Wut, bis der Schlaf mir die Augen schloss.
Doch noch einmal ging ich zurück in die Stadt, und hatte dabei einen Plan,
denn es war Sonntag, die Bürger traten eben zum Kirchgang an,
nur die Kinder und die Alten blieben an diesem Morgen allein,
und ich hoffte, die Kinder würden gerechter als ihre Väter sein.
Ich hatte vorher mein zerfleischtes Gesicht mir bunten Farbe bedeckt
und mein Wams, damit man die Löcher nicht sah, mit Hahnenfedern besteckt.
Und ich spielte und sang, bald kamen die Kinder zu mir von überall her,
hörten was ich sang mit Empörung und vergaßen es nie mehr,
und die Kinder beschlossen mir zu helfen, und nicht mehr zuzusehen,
wo Unrecht geschieht soll man immer gemeinsam dagegen anzugehen.
Und die Hamelner Kinder hielten ihr Wort und bildeten ein Gericht,
zerrten die Bosheit und die Lügen ihrer Väter ans Licht.
Und sie weckten damit in ihren Eltern Betroffenheit und Scham,
und weil er sich schämte schlug manch ein Vater sein Kind fast krumm und lahm.
Doch mit jeder Misshandlung wuchs der Mut der Kinder dieser Stadt,
und die hilflosen Bürger brachten die Sache vor den hohen Rat.
Es geschah was heute noch immer geschieht, wo Ruhe mehr gilt als Recht,
denn wo die Herrschenden Ruhe wollen, geht's den Beherrschten schlecht.
So beschloss man die Vertreibung einer ganzen Generation,
in der Nacht desselben Tages begann die schmutzige Aktion.
Gefesselt und geknebelt von den eigenen Vätern bewacht,
hat man die Kinder von Hameln ganz heimlich aus der Stadt gebracht.
Nun war wieder Ruhe in der Stadt Hameln, fast wie in einem Grab,
doch die Niedertracht blühte, die Ratsherren fassten eilig ein Schreiben ab.
Das wurde der Stadtchronik beigefügt, mit dem Stempel des Landesherren,
und besagt das die Kinder vom Rattenfänger ermordet worden wären.
Doch die Hamelner Kinder sind nicht tot, zerstreut in alle Welt,
haben auch sie wieder Kinder gezeugt, ihnen diese Geschichte erzählt.
Denn auch heute noch setzen sich Menschen für die Rechte Schwächerer ein,
diese Menschen könnten wohl die Erben der Hamelner Kinder sein.
Doch noch immer herrscht die Lüge über die Wahrheit in der Welt,
und solange die Gewalt und Angst die Macht in Händen hält,
solange kann ich nicht sterben, nicht ausruhen und nicht fliehen,
sondern muss als Spielmann und Rattenfänger immer weiter ziehen.
Denn noch nehmen Menschen Unrecht als Naturgewalt in Kauf,
und ich hetze noch heute die Kinder dagegen immer wieder auf.
Und ich hetze noch heute die Kinder dagegen immer wieder auf.
(Hannes Wader)
Quelle: http://lyricwiki.org/Hannes_Wader:Der_Ratt...
Quelle: http://lyricwiki.org/Hannes_Wader:Der_Ratt...
http://eifelphilosoph.blog.de/2010/03/28/gott-welt-inder-8261120/
Sozialromantiker ... und krankes Deutschland
@ 2010-03-28 – 10:13:53
Die Macht der Sprache wird häufig unterschätzt. "Die Feder ist mächtiger als das Schwert" ist ein altbekannter Spruch, den doch heute niemand mehr glaubt. Die Sprache hat die Macht, aus einem bewaffneten Angreifer einen Freund und Leibwächter zu machen ... und doch wird ihre Macht heutzutage gering geschätzt. Kein Wunder, die Welt ist mit Waffen derart überfüllt, das einem auch ein Leibwächter nicht mehr helfen kann. Außerdem ist das moderne Leben schnell ... und Sprache braucht Zeit, um sich entfalten zu können.
Die Lumpenelite jedoch ... sie verzichtet generell nicht auf die Macht der Sprache. Immerhin kann man so einige derjenigen, die man mit Füssen tritt, dazu animieren, dafür auch noch dankbar zu sein, die Tritte als Segen zu empfangen und laut nach MEHR! zu rufen.
Einer der neuen sprachlichen Anschläge der Lumpenelite ist das Wort "Sozialromantiker", ein Wort, mit dem ich erstmal überhaupt nichts anfangen kann. Erstmal verstehe ich unter einem Sozialromantiker einen Schriftsteller des 18. Jahrhunderts mit Schwerpunkt Gesellschaftskritik ... und liege damit völlig falsch, denn es soll ein Schimpfwort sein:
http://szenesprachenwiki.de/definition/sozialromantiker/
Bedeutung
Schmähwort, das von eher konservativen Menschen gebraucht wird, um Personen anzugreifen, die sich für eine sozialere Gesellschaft einsetzen
Beispiele
Mir wird oft nachgesagt oder vorgeworfen, ich sei ein Sozialromantiker.
Hier wird es schwierig und gefährlich, denn konservative Menschen sind meistens von Hause aus konservativ, weil sie dumm sind und neue Situationen ihre Kompetenzen völlig überfordern würden. Bequemlichkeit ist hier höchste Tugend. Wenn dumme Leute Wörter schöpfen ... wird es schwierig zu verstehen, was sie meinen.
In philosophischen Texten begegnet man oft Wörtern, mit denen man nichts anfangen kann. Kein Wunder, der Autor will Dinge beschreiben, die nicht alltäglich sind, die anders sind als gewohnt, die präziser oder umfassender gedacht werden als gewöhnlich.
Oft hilft es, den Gegensatzbegriff zu suchen um zu verstehen, was der Autor mir damit mal wieder sagen wollte. Aber was ist der Gegensatz zu einem "Sozialromantiker"?. Asozialromantiker hilft uns da nicht weiter und auch der reflexhaft gewählte asoziale Pragmatiker trifft es nicht ganz im Kern.
Schauen wir mal ... in der Umgangssprache nach:
Im heutigen, allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet der Begriff Romantik mit dem Adjektiv romantisch die Eigenschaft einer Sache oder eines Ereignisses, Menschen mit Liebe und Sehnsucht zu erfüllen, so etwa in den Wortverbindungen romantische Liebe, romantische Musik oder ein romantischer Brief.
Tja ... hilft das weiter? Kann man daraus ein Schmähwort schöpfen?
Nein.
Aber zu den einzelnen Punkten können wir Gegensätze nennen, die uns zumindestens die geistige Verfassung der Schmähworterfinder aufzeigen helfen.
"Romantische Liebe" ... "Vergewaltigung"
"Romantische Musik" ... "lauter Krach"
"Romantischer Brief" ... "Post vom Finanzamt"
Wir müssen also um den Sozialromantiker als Schmähwort zu verstehen in jenen Gebieten suchen, wo Menschen Vergewaltigung, lauten Krach und Post vom Finanzamt als höchsten Genuß empfinden, denn nur jene Geisteshaltung kann den Alltagsgebrauch von "romantisch" als schmähendes Wort begreifen.
Keine Frage, wir bewegen uns hier in therapeutischen Bereichen. Oder sieht das jemand anders, gehe ich da in die Irre?
Hier erschließt sich der Gebrauch des Begriffes "Sozialromantiker". Es ist die Selbstaussage des Aussagenden: "Ich bin dumm und krank und tue das gerne öffentlich kund".
Logik ist schon was Feines. Sprache auch. Ich liebe Sprache. Will aber keinen Sex mit ihr, deshalb bin ich wahrscheinich schon romantisch verdächtig.
Es ist kein Wunder, das in Deutschland solche seltsame krummen, verkümmerten und sprachlich degenerierten
Blüten wie "Sozialromantiker" auftauchen, ist doch dieses Land psychisch krank ... und zwar durch und durch. Das merkt jeder, der hier lebt, doch nun ist es bewiesen und es wird immer schlimmer:
http://www.welt.de/die-welt/wirtschaft/article6905088/Wenn-Arbeit-psychisch-krank-macht.html
Stress im Job, fehlende Anerkennung und Angst um den Arbeitsplatz lassen deutsche Arbeitnehmer immer häufiger seelisch erkranken. Psychische Leiden waren 2008 für knapp elf Prozent aller Fehltage verantwortlich, wie aus einer am Dienstag vorgestellten Studie der Bundespsychotherapeutenkammer hervorgeht. Diese Krankschreibungen hätten sich seit 1990 fast verdoppelt und verursachten überdurchschnittlich lange Fehlzeiten.
Nun, da gäbe es ja eine Alternative: einfach die Brocken hinschmeißen, weil die Gesundheit das Wichtigste im Leben ist. Doch das ist in dieser Hinsicht ... nicht empfehlenswert:
Mehr noch als berufliche Belastungen führe der Verlust des Arbeitsplatzes zu psychischen Erkrankungen, stellt die Studie fest. Arbeitslose seien drei bis viermal so häufig psychisch krank wie Erwerbstätige. "Der Mensch erlebt sich in seiner Arbeit als wertvoll und gibt mit seiner Arbeit seinem Leben einen Sinn", erklärte Richter. Der Verlust der Arbeit führe dann zu einer Selbstwert- und Sinnkrise, die krank machen könne.
Man kann also arbeiten und wird "balla-balla" oder man kann nicht arbeiten und wird "balla-balla". Angesichts dieser Alternativen sieht die Zukunft düster aus - außer für Therapeuten.
Und wenn man an diesem Zustand etwas ändern will, dann ist man wahrscheinlich ein Sozialromantiker.
Zu einer Häufung psychosomatischer Beschwerden komme es auch, wenn der berufliche Einsatz in keinem Verhältnis zum Lohn und zur sozialen Anerkennung und zur Arbeitsplatzsicherheit stehe.
Also fühlt derjenige, der gerne umsonst arbeitet, dafür sozial ausgegrenzt wird und völlig unsicher im Leben steht sich wohl dabei und schmäht diejenigen, die es gerne andes hätten, als "Sozialromantiker".
Wie nennt man Menschen, die dumm, faul und balla-balla sind? Das wäre der korrekte Gegensatz zum Sozialromantiker. Vorschläge?
Mir selbst dünkt ... Sozialromantiker zu sein, ist gar nicht mal so übel.
Und auch ... der klassische Begriff der Romantik macht da auf einmal großen Sinn:
http://de.wikipedia.org/wiki/Romantik
Im Gegensatz zur selbst gesetzten Aufgabe der Dichter der Weimarer Klassik sowie von Sturm und Drang und Aufklärung, nämlich der Erziehung des Volkes durch Literatur, sahen die Dichter der Romantik ihre Aufgabe in der Heilung des Risses, der durch die Welt und damit durch die Individuen geht. Eine Möglichkeit dazu bot ihnen zufolge die Kunst, mystisch überhöht im Begriff des „Dichterpriesters“, denn „die Welt hebt an zu singen / Triffst Du nur das Zauberwort“ (Eichendorff).
Heilung bringen ... der Welt und den Menschen.
Sozialromantiker gegen ... Seuchenpriester. Schweinehunde. Menschenfresser. Geisteskranke. Lumpenelite. Satanisten.
Am treffendsten wäre wahrscheinlich Thuggee, doch das sagt hierzulande keinem was:
http://de.wikipedia.org/wiki/Thuggee
Die Thuggee (auch Thugs; von Hindi thag bzw. Sanskrit sthaga: Gauner) waren in Gruppen organisierte Verbrecher in Indien. Ihre Vorgehensweise war es, das Vertrauen Reisender zu erwerben, und diese dann zu ermorden und auszurauben. Die Tat wurde häufig religiös gerechtfertigt, als eine Huldigung der Göttin Kali. Die als Geheimgesellschaft organisierten Thugs wurden bereits im 14. Jahrhundert erstmals schriftlich erwähnt. Die Britische Kolonialverwaltung bekämpfte die Organisation ab den 1830ern; seit 1890 gilt sie als besiegt.
Bekanntheit in der Popkultur erreichten die Thuggee durch Steven Spielbergs populären Unterhaltungsfilm Indiana Jones und der Tempel des Todes aus dem Jahre 1984, in dem sie (unter Zuhilfenahme zahlreicher Übertreibungen) als eine teuflische Sekte dargestellt werden, die in einem großen unterirdischen Tempel Kinder versklavt, Menschenopfer darbringt und nach der Weltherrschaft trachtet.
Wir würden Thuggee wiederum am Besten mit "Banker" übersetzen, die anstatt Kali der "unsichtbaren Hand des Marktes" Opfer darbringen.
Also ... insgesamt muß ich sagen: Sozialromantiker scheint "in Echt" kein Schmähwort, sondern eine Auszeichnung zu sein, für die man das Bundesverdienstkreuz erhalten sollte. Und es muß ein krankes Land sein, in dem man das als Schmähwort begreift.
Aber ist es ja auch. Wissen wir ja jetzt.
Die Lumpenelite jedoch ... sie verzichtet generell nicht auf die Macht der Sprache. Immerhin kann man so einige derjenigen, die man mit Füssen tritt, dazu animieren, dafür auch noch dankbar zu sein, die Tritte als Segen zu empfangen und laut nach MEHR! zu rufen.
Einer der neuen sprachlichen Anschläge der Lumpenelite ist das Wort "Sozialromantiker", ein Wort, mit dem ich erstmal überhaupt nichts anfangen kann. Erstmal verstehe ich unter einem Sozialromantiker einen Schriftsteller des 18. Jahrhunderts mit Schwerpunkt Gesellschaftskritik ... und liege damit völlig falsch, denn es soll ein Schimpfwort sein:
http://szenesprachenwiki.de/definition/sozialromantiker/
Bedeutung
Schmähwort, das von eher konservativen Menschen gebraucht wird, um Personen anzugreifen, die sich für eine sozialere Gesellschaft einsetzen
Beispiele
Mir wird oft nachgesagt oder vorgeworfen, ich sei ein Sozialromantiker.
Hier wird es schwierig und gefährlich, denn konservative Menschen sind meistens von Hause aus konservativ, weil sie dumm sind und neue Situationen ihre Kompetenzen völlig überfordern würden. Bequemlichkeit ist hier höchste Tugend. Wenn dumme Leute Wörter schöpfen ... wird es schwierig zu verstehen, was sie meinen.
In philosophischen Texten begegnet man oft Wörtern, mit denen man nichts anfangen kann. Kein Wunder, der Autor will Dinge beschreiben, die nicht alltäglich sind, die anders sind als gewohnt, die präziser oder umfassender gedacht werden als gewöhnlich.
Oft hilft es, den Gegensatzbegriff zu suchen um zu verstehen, was der Autor mir damit mal wieder sagen wollte. Aber was ist der Gegensatz zu einem "Sozialromantiker"?. Asozialromantiker hilft uns da nicht weiter und auch der reflexhaft gewählte asoziale Pragmatiker trifft es nicht ganz im Kern.
Schauen wir mal ... in der Umgangssprache nach:
Im heutigen, allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet der Begriff Romantik mit dem Adjektiv romantisch die Eigenschaft einer Sache oder eines Ereignisses, Menschen mit Liebe und Sehnsucht zu erfüllen, so etwa in den Wortverbindungen romantische Liebe, romantische Musik oder ein romantischer Brief.
Tja ... hilft das weiter? Kann man daraus ein Schmähwort schöpfen?
Nein.
Aber zu den einzelnen Punkten können wir Gegensätze nennen, die uns zumindestens die geistige Verfassung der Schmähworterfinder aufzeigen helfen.
"Romantische Liebe" ... "Vergewaltigung"
"Romantische Musik" ... "lauter Krach"
"Romantischer Brief" ... "Post vom Finanzamt"
Wir müssen also um den Sozialromantiker als Schmähwort zu verstehen in jenen Gebieten suchen, wo Menschen Vergewaltigung, lauten Krach und Post vom Finanzamt als höchsten Genuß empfinden, denn nur jene Geisteshaltung kann den Alltagsgebrauch von "romantisch" als schmähendes Wort begreifen.
Keine Frage, wir bewegen uns hier in therapeutischen Bereichen. Oder sieht das jemand anders, gehe ich da in die Irre?
Hier erschließt sich der Gebrauch des Begriffes "Sozialromantiker". Es ist die Selbstaussage des Aussagenden: "Ich bin dumm und krank und tue das gerne öffentlich kund".
Logik ist schon was Feines. Sprache auch. Ich liebe Sprache. Will aber keinen Sex mit ihr, deshalb bin ich wahrscheinich schon romantisch verdächtig.
Es ist kein Wunder, das in Deutschland solche seltsame krummen, verkümmerten und sprachlich degenerierten
Blüten wie "Sozialromantiker" auftauchen, ist doch dieses Land psychisch krank ... und zwar durch und durch. Das merkt jeder, der hier lebt, doch nun ist es bewiesen und es wird immer schlimmer:
http://www.welt.de/die-welt/wirtschaft/article6905088/Wenn-Arbeit-psychisch-krank-macht.html
Stress im Job, fehlende Anerkennung und Angst um den Arbeitsplatz lassen deutsche Arbeitnehmer immer häufiger seelisch erkranken. Psychische Leiden waren 2008 für knapp elf Prozent aller Fehltage verantwortlich, wie aus einer am Dienstag vorgestellten Studie der Bundespsychotherapeutenkammer hervorgeht. Diese Krankschreibungen hätten sich seit 1990 fast verdoppelt und verursachten überdurchschnittlich lange Fehlzeiten.
Nun, da gäbe es ja eine Alternative: einfach die Brocken hinschmeißen, weil die Gesundheit das Wichtigste im Leben ist. Doch das ist in dieser Hinsicht ... nicht empfehlenswert:
Mehr noch als berufliche Belastungen führe der Verlust des Arbeitsplatzes zu psychischen Erkrankungen, stellt die Studie fest. Arbeitslose seien drei bis viermal so häufig psychisch krank wie Erwerbstätige. "Der Mensch erlebt sich in seiner Arbeit als wertvoll und gibt mit seiner Arbeit seinem Leben einen Sinn", erklärte Richter. Der Verlust der Arbeit führe dann zu einer Selbstwert- und Sinnkrise, die krank machen könne.
Man kann also arbeiten und wird "balla-balla" oder man kann nicht arbeiten und wird "balla-balla". Angesichts dieser Alternativen sieht die Zukunft düster aus - außer für Therapeuten.
Und wenn man an diesem Zustand etwas ändern will, dann ist man wahrscheinlich ein Sozialromantiker.
Zu einer Häufung psychosomatischer Beschwerden komme es auch, wenn der berufliche Einsatz in keinem Verhältnis zum Lohn und zur sozialen Anerkennung und zur Arbeitsplatzsicherheit stehe.
Also fühlt derjenige, der gerne umsonst arbeitet, dafür sozial ausgegrenzt wird und völlig unsicher im Leben steht sich wohl dabei und schmäht diejenigen, die es gerne andes hätten, als "Sozialromantiker".
Wie nennt man Menschen, die dumm, faul und balla-balla sind? Das wäre der korrekte Gegensatz zum Sozialromantiker. Vorschläge?
Mir selbst dünkt ... Sozialromantiker zu sein, ist gar nicht mal so übel.
Und auch ... der klassische Begriff der Romantik macht da auf einmal großen Sinn:
http://de.wikipedia.org/wiki/Romantik
Im Gegensatz zur selbst gesetzten Aufgabe der Dichter der Weimarer Klassik sowie von Sturm und Drang und Aufklärung, nämlich der Erziehung des Volkes durch Literatur, sahen die Dichter der Romantik ihre Aufgabe in der Heilung des Risses, der durch die Welt und damit durch die Individuen geht. Eine Möglichkeit dazu bot ihnen zufolge die Kunst, mystisch überhöht im Begriff des „Dichterpriesters“, denn „die Welt hebt an zu singen / Triffst Du nur das Zauberwort“ (Eichendorff).
Heilung bringen ... der Welt und den Menschen.
Sozialromantiker gegen ... Seuchenpriester. Schweinehunde. Menschenfresser. Geisteskranke. Lumpenelite. Satanisten.
Am treffendsten wäre wahrscheinlich Thuggee, doch das sagt hierzulande keinem was:
http://de.wikipedia.org/wiki/Thuggee
Die Thuggee (auch Thugs; von Hindi thag bzw. Sanskrit sthaga: Gauner) waren in Gruppen organisierte Verbrecher in Indien. Ihre Vorgehensweise war es, das Vertrauen Reisender zu erwerben, und diese dann zu ermorden und auszurauben. Die Tat wurde häufig religiös gerechtfertigt, als eine Huldigung der Göttin Kali. Die als Geheimgesellschaft organisierten Thugs wurden bereits im 14. Jahrhundert erstmals schriftlich erwähnt. Die Britische Kolonialverwaltung bekämpfte die Organisation ab den 1830ern; seit 1890 gilt sie als besiegt.
Bekanntheit in der Popkultur erreichten die Thuggee durch Steven Spielbergs populären Unterhaltungsfilm Indiana Jones und der Tempel des Todes aus dem Jahre 1984, in dem sie (unter Zuhilfenahme zahlreicher Übertreibungen) als eine teuflische Sekte dargestellt werden, die in einem großen unterirdischen Tempel Kinder versklavt, Menschenopfer darbringt und nach der Weltherrschaft trachtet.
Wir würden Thuggee wiederum am Besten mit "Banker" übersetzen, die anstatt Kali der "unsichtbaren Hand des Marktes" Opfer darbringen.
Also ... insgesamt muß ich sagen: Sozialromantiker scheint "in Echt" kein Schmähwort, sondern eine Auszeichnung zu sein, für die man das Bundesverdienstkreuz erhalten sollte. Und es muß ein krankes Land sein, in dem man das als Schmähwort begreift.
Aber ist es ja auch. Wissen wir ja jetzt.
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