Erinnern wir uns noch an Patricia Hearst? Sie wurde nach allem Durchgemachten härter bestraft, als die Geiselnehmer...
Betroffene werden oft als Leute gesehen, die anderen auf die Nerven gehen, besonders ihren Ärzten. Die Opfer von langandauernden, wiederholten Traumas haben eine sehr vielschichtige Symptomatik. Das, was behandlungsmäßig vorherrscht, geht meistens nur auf kürzere Zeiten solcher Vorfälle ein, umfasst nicht die gesamten Symptome.
Eigentlich bräuchten die Folgen langanhaltender, wiederholter Traumatisierung eine eigene Bezeichnung - einen Namen. Es ist keine einzelne Störung, sondern eine tiefgreifende Angelegenheit. Die Eingriffe durch Misshandlung und Missbrauch sind so massiv, dass es immer zusätzliche Komplikatiionen gibt. Einen Namen zu finden, der die fuchtbaren Folgen wenigstens annähernd umschreibt, ist der Versuch eine Sprache dafür zu finden, und sollte auch der Versuch sein, von den Betroffenen zu lernen. Nicht die anderen, nur sie wissen es, was Misshandlung, Missbrauch, und Gefangenschaft bedeuten.
Obwohl diese Menschen häufig heftiger betroffen sind, als andere Menschen, die bei der Psychiatrie landen, bewältigen diese häufig genug ihr Schicksal alleine. Wenn doch in Behandlung gegangen wird, dann sind die Zusammenhänge oft nicht mehr erkennbar. Zu oft wird auch von den medizinischen, psychiatrischen Institutionen das Verhalten der Misshandler und Missbraucher wiederholt. Manche politischen Muster laufen auf das Gleiche hinaus.
Betroffene gelten als schwierig, und erfahren oft offenen Hass,- werden auch gerne weiter an andere überwiesen, um sie loszuwerden. Schliesslich sind die Behandler bequem, und wollen ihr Geld gemütlich verdienen. Sie sind nicht darauf eingestellt, mit Menschen zu tun zu haben, die als Kinder in sadistische Abgründe von Erwachsenen blicken mussten - erleben mussten, was bestialische Brutalität ist, und /oder das Medusenhaupt des Missbrauchs.
Wer Menschen in ständiger Angst hält, handelt verbrecherisch. Kindern gegenüber ist dies noch schwerwiegender. In der heutigen Politik wird sichtbar, wie es ist, wenn Erwachsene wieder zu Kindern degradiert werden, die man in Angst und Schrecken halten muss, weil sie sonst angeblich nicht parieren. Über Generationen hinweg wirken sich Traumatisierungen aus. Das alles sind keine angeborenen Defekte der Menschen, sondern ihnen zugefügte.
Die Täter haben sich eingepägt in die Leben jener, die ihnen ausgeliefert waren, durch ihre Ansichten und Taten. Obwohl doch die Täter ebenfalls behandelt werden sollen, weiss man in real wenig davon, was in einem Täter vorgeht. Wer das nicht begreifen zu können meint, muss sich jetzt nur das Verhalten der katholischen Kirche ansehen, die hartnäckig versucht sich selber zu schützen. Täter können mit den üblichen Kriterien nicht verstanden und nicht erklärt werden.
Das ist nicht sehr tröstlich und schon gar keine gemütliche Vorstellung, dass das mit den Tätern so ist. Es wäre so viel erfreulicher, wenn diese Täter besser erkennbar wären. Sie fallen selten auf, und die Normalität in der sie von anderen nicht unterschieden werden können, ist zutiefst verstörend und löst Entsetzen aus, bei denen, die dann erleben müssen, dass diese Normalität nicht stimmt.
Aber, diese Täter haben ein gutes Gespür für die Möglichkeiten in Machtverhältnissen und in den Winkelzügen der vorherrschenden Normen. Deshalb suchen sie nach diesen Möglichkeiten, nach einem Umfeld, wo sie eben nicht sofort auffallen. Sie brauchen auch die Zustimmung ihrer Opfer - deren Dankbarkeit, Achtung, und sogar Liebe. (Kirche und Odenwaldschule belegen dies offensichtlich).
Auch die Regerierung fordert schliesslich Dankbarkeit sogar von sanktionierten, klein gemachten und gehaltenen Arbeitslosen ein, fordert Rücksichten und Anerkennung, auch wenn die Politik sich noch so sehr gegen diese richtet. Jeder Sklavenhalter erwartet Dankbarkeit für die Versklavung, für die Unterwerfung der Menschen unter Regeln, von denen schlicht behauptet wird, dass sie zu irgendeinem guten Zweck da sind - und - klar doch - zum Besten des Versklavten, während es meistens ganz anders ist.
So ist es auch bei Tätern. Tyrannische Macht über andere ist eine dynamische Angelegenheit. Auf allen Gebieten werden Menschen misshandelt, ausgebeutet, missbraucht - in der Realität - es leben ganze Industrien davon. Täter sind paradox, sind irgendwann fast so etwas wie Retter, die ihre Opfer schliesslich zum Weiterleben begnadigt haben, und genauso verhält sich die Kirche - will nun retten, wo sie verdorben und beschädigt hat. Allerdings, trotz aller Zusagen und Beteuerungen, nur unter Druck und am liebsten rettet sie sich noch immer selber. Und genau darum geht es Tätern auch - sich selber zu retten, zu verleugnen, dass sie die Verantwortung hatten und haben für ihre Taten.
Normen und Normalität - das alles wird lediglich benutzt, dazu diese zu zerstören. Es sind auch nicht die Brutlitäten und Sadismen, die am heftigsten zerstören, sondern das Doppelgesichtige, die Freundlichkeiten und kleinen Erleichterungen zwischendurch. Deshalb greifen Betroffene manchmal zum Mittel des Hungerstreiks, zur Verweigerung, weil sie erkennen, was am zersetzendsten wirkt.
Ohja, und Täter tun alles, um ihre Opfer für sich zu gewinnen, - das wissen besonders Frauen, die in einer Beziehung betroffen waren. Deshalb ist eine Entschuldigung nichts, was den Täter besonders berührt und seine Reue zeigt - er kennt auch dies als Mittel zum Zweck. Gerade Versöhnung und Vergebung sind Vorgänge, die oft dazu dienen, den Widerstand des Opfers erst recht zu brechen.
Auch deshalb werden andere Quellen von Information, Kontakte zu anderen, Hilfe von anderen, unterbunden. Überwacht, belauscht, gefangen, - das erinnert auch an die Residenzpflicht der Arbeitsagenturen, an das Misstrauen der Regierenden gegenüber einem Volk, das gefügig sein soll. Bindungen an andere müssen zerstört werden, positive Bilder einer anderen Realität müssen ausgelöscht werden.
Menschen in die Falle locken, das beginnt mit kleinen Dingen, wird schleichend durchgeführt. An Liebe glauben wird schwer, ist später mit Misstrauen durchwirkt, weil eben das was Liebe sein kann total entstellt, benutzt und ebenfalls missbraucht wurde.
Besonders schwer ist es, wenn mitangesehen muss, wie andere misshandelt, missbraucht, gefoltert werden. Es ist verheerend für ein Kind, denn es fühlt sich ohnmächtig, kann nicht helfen, nicht eingreifen, und das ist so tief demütigend, dass es lange dauert, bis so etwas verarbeitet ist. Wer da noch funktioniert, der tut es nur noch wie ein Roboter.
Wie sollen Betroffene anderen die Qualen vermitteln, die sie durchgestanden haben? Wie sollen sie begreiflich machen, dass es in der Zeit des Durchleidens oft am besten war, bei sich selber alle Gefühle auszublenden, weil es sonst nicht auszuhalten gewesen wäre - geschwächt hätte?
Die Täter und Selbstschützer in Kirche und Einrichtungen sind auf andere Art, aber längst lebende Tote. Sie haben kein Verantwortungsgefühl mehr, kein Empfinden für andere - und auch kein wirkliches, echtes Gefühl für sich selber, das angemessen wäre. Sie fordern von ihren Opfern, dass diese auch jene Schwelle überschreiten sollen, hinter der es keine Widerkehr in die Normalität mehr gibt.
Das Ausmass des Schweigens der Gesellschaft in der alle leben begünstigt die Taten. Die inneren guten Bilder sind zerstört, die bösartigen werden häufig bestätigt. Auch das eigene Bild, selbst das des Körperlichen, ist zerstört. Es gibt keine eigene Identität mehr, und viele erleben sich nicht mehr als Menschen. Und, die erlittenen Qualen werden nie wieder vergessen.
Deshalb geht der Weg nach allem in die Suche nach der Wahrheit.Wenn aber eine Gesellschaft in einem Staat lebt, der ebenfalls Muster der Unterdrückung, Isolation und Abspaltung verwendet, wird dies erschwert. Das ganze Klima ist vergiftet, wenn Hilfe erheischt werden soll von Einrichtungen, die angeordneter Weise lügen, gefährden, bestrafen, sortieren und ausgrenzen. Missbrauch und Misshandlung geschehen zwar auch in chaotischer Weise, aber oft genug gibt es ein durchorganisiertes System von Zwang und Bestrafung. Es ist das Gleiche, wie es heute der Staat auch anwendet...
Und, das Verhalten vieler Menschen ist das Gleiche, wie jenes solcher misshandelten Kinder: Es wird nicht darüber nachgedacht, ob das alles fair ist oder nicht, man versucht sich eben daran zu halten irgendwie. Und, typisch ist auch, dass es dann so viele davon gibt, dass es schwer wird, sich daran zu halten. Es ist ein Leben in Bereitschaft - in Alarmbereitschaft. Gehorsam findet statt, um zu besänftigen, damit wenigstens eine Chance zum Überleben besteht.
Solches Verhalten zerstört - und es vergiftet und zerstört Beziehungen, wenn man sich dies alles nicht bewußt macht. Aber Deutschland gönnt sich den Luxus, danach zu fragen, warum Menschen keine Kinder wollen,- warum Beziehungen so selten gedeihen und halten. Und, es gönnt sich weiterhin den Luxus, darauf zu vertrauen, dass die Obrigkeiten genau das richten werden, was sie zerstören.
Auch die Kirche wird nichts gut machen, nichts wirklich heilen können - auch, wenn sie noch so sehr Gott und alle Heiligen beschwört. Denn sie ist zutiefst unfähig dazu, weil sie Täter ist. Seit wann können Täter etwas wieder gut machen? Seit wann kann Ermordetes wieder lebendig gemacht werden? Das kann nicht gelingen, weil es schlicht unmöglich ist.
Typisch ist auch, die Opfer von Missbrauch und Misshandlung, von Zwang und Unterwerfungsstrukturen zu Tätern umzufunktionieren, als böse, verdorben, faul und selber schuldbehaftet darzustellen. Sie wollen es doch gar nicht anders, und müssen die Folgen eben ausbaden...
Es sind immer wieder die selben Muster, und wenn die Kirche um rasche Vergebung heischt, ist es nur darum, eben diese Kirche wieder aus der Schusslinie zu bringen. Der Staat hingegen betont seine Grosszugügkeit, und dass er sich diese nicht leisten könne, - dass das alles eine Gnade sei, die unverdient ist, um Zustimmung und Dankbarkeit auch noch für die irrwitzigsten und pervertiersteten Vorgänge zu erhalten.
Dies alles führt zur Hybris der einen Seite, und zur Selbstverachtung der anderen. Dazwischen gibt es die Versuche, sich zu bewahren, wenn es auch erschreckend erschwert wird. Die, welche sich eine annähernd positive Identität bewahren, bringen die größten Opfer. Leider wird das nicht honoriert in einer Umgebung, in der alles andere mehr gefordert zu werden scheint, als ein intaktes Selbst.
Es wäre zu wünschen, dass nicht nur die Opfer aufzuarbeiten haben, - nicht nur die Täter sich den realen Vorgängen stellen müßten, sondern allgemein überprüft wird, was Menschen alles zugemutet wird, unter dem Deckmantel irgendwelcher Sachzwänge, Gegebenheiten in den Strukturen, in den selbstgeschaffenen Machtgebilden.
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vor 1 Stunde
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