Trotzdem würden diese Reichen und Verwöhnten nicht tauschen wollen - und wenn es noch so anmutig zugeht bei den Armen, und sie selber als hoffnungslose Trampel dazwischen herumtapern. Seltsam, oder ?
Auch Roberto de Lapuente hat dieser Eigenheit der Reichen nachgespürt, die armen Menschen irgendwie abstrakt zu bewundern:
http://ad-sinistram.blogspot.com/2010/03/jammert-nicht-singt.html
Jammert nicht... singt!
Mittwoch, 3. März 2010
Ihr jammert nur, raunzt und zetert - dabei geht es denen da unten, denen in Afrika, in der Dritten Welt halt, wirklich schlecht. Aber ihr seid es, die lamentiert - ihr schluchzt und heult. Die von drunten, die aus Afrika, die neiden sich keinen noch so winzigen Bissen, die begehen ihre Armut würdevoll, solidarisch geradezu, im Vollbesitz ihrer restlichen Kräfte. Sie schuften und werkeln, tun Arbeit, die nicht annähernd anständig vergütet wird, singen oder summen dabei fröhliche Melodeien, dass einem das Herz nur so aufgeht. Denen geht es wirklich schlecht, aber sie tirilieren, üben ihre Armut in würdevollem Zeremoniell aus, handhaben ihre Not mit spielender Leichtigkeit, sind nicht aufeinander neidisch, sind sich nicht eifersüchtig, kennen keine Missgunst.
In Verzückung geraten diese Millionäre aus dem Fernsehen, wenn sie von den Armen, von diesen würdevollen Afrikanern schwärmen, die ihr hartes Leben nicht so verbittert bestreiten, wie mancher Armer ihrer Heimat. Tränen haben sie in den Augen, wenn sie Herden von Schwarzen in verschlissenen und durchgescheuerten Klamotten, aufgetragen auf spindeldürren Körpern, beobachten dürfen; Herden, die freudvoll ihrem Tagwerk folgen, fidel zirpend und mit sich selbst und ihrem Herrgott im Reinen, im zufriedenen Einklang. Kaum aus ihren Fliegern entstiegen, würgen diese Millionäre ihre Tränenkanäle solange, bis ihnen Bäche von Salzlake die propperen Bäckchen herabrinnen, flennen in Fernsehkameras und lassen sich über die Majestät der schwarzen Armen aus, über deren vornehmes Ertragen, über die fast schon philosophische Erhabenheit ihres Elends.
Dann deuten sie gen Objektiv, deuten auf den Zuseher, den sie dahinter vermuten - den Zuseher, der in diesen Breitengraden heimisch ist, und verurteilen ihn, weil dieser undankbar sei, ständig nur jammere, raunze, zetere. Weil er keift, wenn man ihm schwere körperliche Arbeit darbringt und nicht freundvolle Hosiannas anstimmt, nicht singt, wie der Neger fernab, dieser beschwingte und vergnügte Menschenschlag, diese Bedürftigen mit Grandezza. Wie abgestoßen sie von den Armen hierzulande sind, lassen sie sich anmerken; wie angeekelt von diesem Fehlen natürlicher Würde, die jedes Hungerleiders Charakter schmeicheln würde, verpassen sie nicht zu betonen. Weil die hier ansässige Armut nicht diese natürliche Vornehmheit besitzt, weil sie sich beschwert und unzufrieden mit der Handvoll Brotkrumen ist, die man ihr vorwirft, sind sie von den hiesigen Armenheeren abgestoßen. Weil die Brotkrumen hierzulande ausladender gereicht werden müssen, weil erst bei halben Brotlaibern ein klein wenig das Jammern, Raunzen und Zetern beruhigt werden kann, sind sie der Armen in ihrer Heimat überdrüssig.
Nur der Kinder nicht; nur nicht, wenn von Kinderarmut in den Industrieländern gesprochen wird. Dann treten sie wieder ganz betreten aus ihrem schweren, millionenschweren Leben heraus, salzige Nässe auf den Pausbacken, übers feiste Kinn strömend, und toben begeistert von der Würde armer Kinder, die nicht wimmern, die gelassen ihr Schicksal akzeptieren, die eine wunderbare, ja fast schon göttliche Anmut besitzen in ihrem Elend. Und dann helfen sie den Kindern so wie den Afrikanern - legen ihnen harte Arbeit ans Herz, verteilen drei Brösel mehr und wenden sich angewidert ab, wenn aus dem Kind später ein Erwachsener in Armut geworden ist, der die Schnauze von seiner Bedürftigkeit voll hat und es auch lauthals hinausposaunt. Was, so fragen sich diese Millionäre, was haben wir nur falsch gemacht, dass diesem kleinen Menschlein seine natürliche Würde abhanden gekommen ist? Sendet mehr Bilder aus Afrika, heißt es dann, druckt mehr Fotos von Strohhütten, vor denen abgemagerte Schwarze einen lustigen Chor bilden, vor denen sich lächeln und zufrieden ihren Gürtel enger schnallen, dabei feixend und quietschemunter der Lebendigkeit und Lebensfreude frönend.
Führt ihn vor, den glücklichen Habenichts mit dunkler Pigmentierung, zerrt ihn am Nasenring heran, damit der unzufriedene Lump, dieser reiche Arme von hier, irgendwann doch noch kapiert, dass er nur unser Herz berührt, wenn er seine Not mit stoischer Überlegenheit billigt, wenn er ihr mit Würde entgegentritt. Die Würde des Menschen, so erklären sie dann romantisch, dabei an den edlen Armen denkend, diesem Adligen der Bedürftigkeit - die Würde des Menschen, sei immer noch unantastbar! Unantastbar und unersetzbar für den Hungerleider selbst. Denn er hat ein würdevolles Benehmen an den Tag zu legen, wenn er gehört, wenn er verstanden, wenn er bemitleidet werden will. Wenn er will, dass ihm vielleicht ein bisschen geholfen werden soll. Dann braucht es auch kein Bekenntnis zur Menschenwürde als Einleitung des Grundgesetzes mehr. Denn wenn selbst der Habenichts natürliche Würde erwirkt hat, warum soll ein Gesetz dann noch an eine Würde erinnern müssen, die dann sowieso jeder von Haus auf, von Geburt auf, von Erziehung weg mit sich trägt?
Wenn auch hierzulande die Armut trällert, anstelle zu jammern, dann sollte die Menschenwürde kein Thema mehr für die Verfassung sein, weil die Verfassung des Menschen, seine Befindlichkeit also, die Verfassung überflüssig machen würde. Wer im Leiden singt, der braucht keine Würde aus Gesetzestexten mehr - der hat sie sich schon gesichert...
In Verzückung geraten diese Millionäre aus dem Fernsehen, wenn sie von den Armen, von diesen würdevollen Afrikanern schwärmen, die ihr hartes Leben nicht so verbittert bestreiten, wie mancher Armer ihrer Heimat. Tränen haben sie in den Augen, wenn sie Herden von Schwarzen in verschlissenen und durchgescheuerten Klamotten, aufgetragen auf spindeldürren Körpern, beobachten dürfen; Herden, die freudvoll ihrem Tagwerk folgen, fidel zirpend und mit sich selbst und ihrem Herrgott im Reinen, im zufriedenen Einklang. Kaum aus ihren Fliegern entstiegen, würgen diese Millionäre ihre Tränenkanäle solange, bis ihnen Bäche von Salzlake die propperen Bäckchen herabrinnen, flennen in Fernsehkameras und lassen sich über die Majestät der schwarzen Armen aus, über deren vornehmes Ertragen, über die fast schon philosophische Erhabenheit ihres Elends.
Dann deuten sie gen Objektiv, deuten auf den Zuseher, den sie dahinter vermuten - den Zuseher, der in diesen Breitengraden heimisch ist, und verurteilen ihn, weil dieser undankbar sei, ständig nur jammere, raunze, zetere. Weil er keift, wenn man ihm schwere körperliche Arbeit darbringt und nicht freundvolle Hosiannas anstimmt, nicht singt, wie der Neger fernab, dieser beschwingte und vergnügte Menschenschlag, diese Bedürftigen mit Grandezza. Wie abgestoßen sie von den Armen hierzulande sind, lassen sie sich anmerken; wie angeekelt von diesem Fehlen natürlicher Würde, die jedes Hungerleiders Charakter schmeicheln würde, verpassen sie nicht zu betonen. Weil die hier ansässige Armut nicht diese natürliche Vornehmheit besitzt, weil sie sich beschwert und unzufrieden mit der Handvoll Brotkrumen ist, die man ihr vorwirft, sind sie von den hiesigen Armenheeren abgestoßen. Weil die Brotkrumen hierzulande ausladender gereicht werden müssen, weil erst bei halben Brotlaibern ein klein wenig das Jammern, Raunzen und Zetern beruhigt werden kann, sind sie der Armen in ihrer Heimat überdrüssig.
Nur der Kinder nicht; nur nicht, wenn von Kinderarmut in den Industrieländern gesprochen wird. Dann treten sie wieder ganz betreten aus ihrem schweren, millionenschweren Leben heraus, salzige Nässe auf den Pausbacken, übers feiste Kinn strömend, und toben begeistert von der Würde armer Kinder, die nicht wimmern, die gelassen ihr Schicksal akzeptieren, die eine wunderbare, ja fast schon göttliche Anmut besitzen in ihrem Elend. Und dann helfen sie den Kindern so wie den Afrikanern - legen ihnen harte Arbeit ans Herz, verteilen drei Brösel mehr und wenden sich angewidert ab, wenn aus dem Kind später ein Erwachsener in Armut geworden ist, der die Schnauze von seiner Bedürftigkeit voll hat und es auch lauthals hinausposaunt. Was, so fragen sich diese Millionäre, was haben wir nur falsch gemacht, dass diesem kleinen Menschlein seine natürliche Würde abhanden gekommen ist? Sendet mehr Bilder aus Afrika, heißt es dann, druckt mehr Fotos von Strohhütten, vor denen abgemagerte Schwarze einen lustigen Chor bilden, vor denen sich lächeln und zufrieden ihren Gürtel enger schnallen, dabei feixend und quietschemunter der Lebendigkeit und Lebensfreude frönend.
Führt ihn vor, den glücklichen Habenichts mit dunkler Pigmentierung, zerrt ihn am Nasenring heran, damit der unzufriedene Lump, dieser reiche Arme von hier, irgendwann doch noch kapiert, dass er nur unser Herz berührt, wenn er seine Not mit stoischer Überlegenheit billigt, wenn er ihr mit Würde entgegentritt. Die Würde des Menschen, so erklären sie dann romantisch, dabei an den edlen Armen denkend, diesem Adligen der Bedürftigkeit - die Würde des Menschen, sei immer noch unantastbar! Unantastbar und unersetzbar für den Hungerleider selbst. Denn er hat ein würdevolles Benehmen an den Tag zu legen, wenn er gehört, wenn er verstanden, wenn er bemitleidet werden will. Wenn er will, dass ihm vielleicht ein bisschen geholfen werden soll. Dann braucht es auch kein Bekenntnis zur Menschenwürde als Einleitung des Grundgesetzes mehr. Denn wenn selbst der Habenichts natürliche Würde erwirkt hat, warum soll ein Gesetz dann noch an eine Würde erinnern müssen, die dann sowieso jeder von Haus auf, von Geburt auf, von Erziehung weg mit sich trägt?
Wenn auch hierzulande die Armut trällert, anstelle zu jammern, dann sollte die Menschenwürde kein Thema mehr für die Verfassung sein, weil die Verfassung des Menschen, seine Befindlichkeit also, die Verfassung überflüssig machen würde. Wer im Leiden singt, der braucht keine Würde aus Gesetzestexten mehr - der hat sie sich schon gesichert...
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