Klicken und anschauen!

Menschenrecht als Grundlage

Die Arbeit an diesem Blog bezieht sich auf menschenrechtliche Grundlagen.

-Art. 5 Abs. 1 S. 1 Grundgesetz (Meinungsfreiheit)
-Art. 5 Abs. 1 S. 2 Grundgesetz (Informationsfreiheit)
-Art. 5 Abs. 1 S. 3 Grundgesetz (Pressefreiheit)
-Art. 5 Abs. 1 S. 4 Grundgesetz (Zensurverbot)
-Art. 19 Allgem. Erkl. der Menschenrechte sowie Art. 19 Uno-Zivilpakt (Meinungs- und Informationsfreiheit auch Staatsgrenzen überschreitend)
-Art. 1 von Uno-Resolution 53/144 (schützt das Recht, sich für die Menschenrechte zu engagieren)

Trotzdem sehe ich mich dazu gezwungen, gewisse Kommentare zu überprüfen, und gegebenenfalls nicht zu veröffentlichen. Es sind dies jene, die sich in rassistischer Weise gegen andere Menschen richten - gewalttätige Inhalte enthalten - Beschimpfungen, etc. Derlei Inhalte kann ich nicht damit vereinbaren, dass sich dieses blog für Menschenrechte einsetzt - und zwar ausnahmslos für alle Menschen.

Mein Blog ist ab 18 Jahren, denn ab da kann man voraussetzen, dass der Mensch denkt...

...und ausserdem nicht mehr mit den Umtrieben der Ministerin von der Leyen gegen Websiten in Schwierigkeiten kommt, wenn er einen blog lesen will.

Im Übrigen gilt Folgendes für die verlinkten Seiten:

Hinweis:
Mit Urteil vom 12. Mai 1998 hat das Landgericht Hamburg entschieden, dass durch die Ausbringung eines Links die Inhalte der gelinkten Seite gegebenenfalls mit zu verantworten sind. Dieses kann – laut Landgerichtsurteil – nur dadurch verhindert werden, dass man sich ausdrücklich von diesen Inhalten distanziert.

So bleibt hier vorsorglich festzustellen, dass wir weder Einfluss auf die Gestaltung noch auf den Inhalt dieser gelinkten Seiten haben und uns auch nicht dafür verantwortlich zeichnen. Dies gilt für ALLE auf dieser Seite vorhandenen Links.



Freitag, 28. Januar 2011

Heute war ein besonderer Tag

Heute vor 66 Jahren hatte die Qual in Auschwitz ein Ende.

Hanne ist 60 Jahre alt, ich bin 61. Es lagen also nur wenige Jahre zwischen unserer Geburt und dem Ende des Todeslagers. Sie ist Jüdin, ich bin Deutsche - sie hat viele Verwandte verloren, ich nicht direkt durch die Konzentrationslager, auch wenn ein Grossvater eine Weile sich in einem befand, hatte er dieses überlebt und kam erst später beim Kriegseinsatz ums Leben.
Einige andere Verwandte von mir mussten ihre Ängste bekämpfen, weil sie bedroht waren...

Bei Hanne überlebten ihre Grosseltern und ihr Vater. Beide dachten wir heute daran, welches zufällige Glück es war, dass wir beide am Leben sind - insbesondere Hanne...
Und unsere Kinder und Enkel.

Nun sind wir alt geworden in den Augen der Jungen, und wieder ist die Freiheit jedes Menschen, das Lebensrecht, die Demokratie bedroht. Wieder werden Menschen verächtlich gemacht, - wieder wird ausgegrenzt, separiert, für unwert erachtet...

Nichts gelernt? - Oder nur eine Weile gewartet, und das Alte wieder ausgegraben?

Für was haben wir gekämpft?

Muss sich das immer wieder ein Teil der Menschen fragen, wenn sie alt werden?



http://www.bundestag.de/bundestag/praesidium/reden/2011/01.html


27.01.2011 - Rede von Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert zum "Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus" am 27. Januar 2011

- Es gilt das gesprochene Wort -



"Das eigentliche Lager wirkte wie ein unaufgeräumter Schlachthof. Ein beißender Geruch hing schwer in der Luft. […] Je tiefer wir auf das Gelände vordrangen, desto stärker war der Gestank von verbranntem Fleisch, und vom Himmel regnete schmutzig-schwarze Asche auf uns nieder, welche die Schneeflecken dunkel färbte. Ratlos standen unzählige Elendsgestalten mit eingefallen Gesichtern und kahlen Köpfen draußen vor den Baracken. Sie wussten nicht, dass wir kommen. Die Überraschung darüber ließ viele in Ohnmacht fallen. Ein Bild, das jeden schwach werden lässt, der es sieht. Das Elend war entsetzlich."

Mit den eben zitierten Sätzen erinnert sich Nikolai Politanow an den heutigen Tag vor 66 Jahren. Er gehörte am 27. Januar 1945 zu den ersten sowjetischen Soldaten, die das Konzentrationslager Auschwitz erreichten.

Wir gedenken am Jahrestag der Befreiung dieses größten deutschen Vernichtungslagers aller Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Wir gedenken der Juden, der Sinti und Roma, der Kranken, der Menschen mit Behinderungen, der aus politischen oder religiösen Motiven Verfolgten, der Homosexuellen und all derer, die Opfer des NS-Regimes und dem von Deutschland ausgegangenen Vernichtungskrieg wurden.

In diesem Jahr, am 22. Juni, jährt sich der deutsche Überfall auf die Sowjetunion zum 70. Mal. Mit ihm begann der Teil des ideologisch motivierten Vernichtungskrieges, der die meisten Opfer forderte.

Viele Millionen Menschen sind in Südosteuropa, in Polen und vor allem in den eroberten Gebieten der Sowjetunion aufgrund der NS-Rasseideologie ermordet worden.

Bereits der Krieg gegen Polen stand im Zeichen dieser erklärt antislawischen Politik. Das besetzte Land war seit 1939 Schauplatz von Verfolgungen, Vertreibungen und Massentötungen im Zuge der geplanten "Germanisierung". Bei der Vorbereitung des deutschen Angriffs auf die Sowjetunion wurde im Frühjahr 1941 der Tod von Millionen Menschen geplant oder zumindest billigend in Kauf genommen. Nach dem 22. Juni 1941 wurden Zivilisten und Kriegsgefangene Opfer eines Vernichtungskrieges, der im Zeichen mörderischer Unterdrückung und brutaler wirtschaftlicher Ausbeutung stand. Der sogenannte "Generalplan Ost" von 1941/42 sah schließlich die mit Vertreibung und Mord verbundene "Aussiedlung" von über 30 Millionen Menschen vor.

Millionen Zivilisten wurden Opfer der deutschen Kriegsführung. So legten Richtlinien im November 1941 fest, dass die Stadt "Leningrad verhungern muss". Von den 2,5 Millionen Kindern, Frauen und Männern kamen mindestens 800.000 während der 900tägigen Belagerung um.

Wir Nachgeborene haben versprochen und bekräftigen, dass wir die Schrecken der Geschichte nicht vergessen werden, dass wir die Erinnerung an sie bewahren und die Lehren aus ihr auch in Zukunft ziehen werden. Die Opfer verpflichten uns, alle Formen von Diskriminierung und Intoleranz zu ächten und jeder Art des Hasses und der Ausgrenzung entschieden entgegenzutreten.

Meine Damen und Herren,

Auschwitz ist zum Synonym für den Holocaust geworden - für die Shoa, die Ermordung der europäischen Juden, aber auch für die Verfolgung und Vernichtung der Sinti und Roma.

Beim letzten Zählappell zehn Tage vor der Befreiung des Lagers lebten von den weit über 20.000 dorthin deportierten Sinti und Roma in Auschwitz nur noch einige wenige. Alle anderen waren zuvor ermordet oder in andere Konzentrationslager deportiert worden.

Insgesamt fielen hunderttausende Sinti und Roma der nationalsozialistischen Verfolgung zum Opfer. Kaum eine Familie, die keine Toten zu beklagen hat.

Zoni Weisz, der heute zu uns sprechen wird, ist der einzige Überlebende seiner Familie. Seine Mutter, seine beiden Schwestern und sein Bruder wurden in Auschwitz ermordet, sein Vater im KZ Mittelbau Dora umgebracht. Zoni Weisz überlebte, weil der Zufall half und einige Menschen.

Mit Ihnen, lieber Herr Weisz, spricht heute zum ersten Mal ein Vertreter der Sinti und Roma am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus im Deutschen Bundestag. In welch schrecklichem Ausmaß auch Angehörige Ihres Volkes Opfer der Verfolgung durch das NS-Regime gewesen sind, blieb lange Zeit außerhalb des öffentlichen Bewusstseins.

Umso wichtiger ist es, dass wir uns an sie erinnern. Das tun heute nicht nur wir mit dieser Gedenkstunde, sondern auch Bundespräsident Wulff, der gemeinsam mit dem polnischen Präsidenten Komorowski diesen Tag in Auschwitz begeht. Dort wird der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Romani Rose, die Gedenkansprache halten.

Die Stigmatisierung von Sinti und Roma, die im Völkermord durch das NS-Regime und seine Helfer mündete, begann lange vor der nationalsozialistischen Machtergreifung. Die Vorbehalte, die viele Deutsche dem sogenannten "fahrenden Volk" gegenüber hegten, waren groß, das Zerrbild vom "Zigeuner" stark verinnerlicht. Schon vor 1933 waren aus Vorurteilen Gesetze geworden, die sich gegen die unerwünschten Sinti und Roma richteten, die zum Teil seit Jahrhunderten auf dem Gebiet des Deutschen Reiches lebten.

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurden aus Unerwünschten Verfolgte. Sinti und Roma wurden zwangssterilisiert, in sogenannten "Zigeunerlagern" interniert, aus Gründen der "polizeilichen Vorbeugehaft", wie es damals hieß, in Konzentrationslager deportiert. Der im Dezember 1938 von Heinrich Himmler ergangene Runderlass zur - ich zitiere - "Bekämpfung der Zigeunerplage" bildete die Grundlage für den Völkermord aus rassischen Gründen, der mit dem Überfall auf Polen 1939 begann. Vor allem nach dem Angriff auf die Sowjetunion fielen ungezählte Sinti und Roma den Vernichtungsaktionen von Einsatzgruppen in den besetzten Gebieten zum Opfer - in Polen, in der Sowjetunion und in Südosteuropa. Im Frühjahr 1940 hatte der systematische Abtransport von Sinti und Roma aus dem Deutschen Reich in das besetzte polnische Generalgouvernement begonnen. Ende 1942 erging schließlich der Befehl zur Deportation in die Vernichtungslager.

Meine Damen und Herren,

Menschen willkürlich in Kategorien einzuteilen, die darüber entschieden, ob jemand aus der Gesellschaft ausgeschlossen, entrechtet und schließlich auf Geheiß des Staates umgebracht wurde, Menschen mit dem Etikett "lebensunwert" zu versehen und ihre "Vernichtung" zu befehlen, Menschen auf industrielle Weise millionenfach zu ermorden - das ist einzigartig in der Menschheitsgeschichte. Damit wurde, um es in den Worten des israelischen Staatspräsidenten zu sagen: "der Glaube geleugnet, dass jeder Mensch im Antlitz Gottes erschaffen ist; dass jeder Mensch vor Gott gleich ist, dass alle Menschen ebenbürtig sind." So Shimon Peres in seiner beeindruckenden und bewegenden Rede heute vor einem Jahr hier im Deutschen Bundestag.

Die Erinnerung an diese Ereignisse und Verirrungen verpflichtet uns, alle Menschen gleich zu achten, die Menschenwürde zu wahren und jeder Verweigerung oder Verletzung der Menschenrechte entgegenzutreten: bei uns in Deutschland und überall in der Welt.

Zum ehrlichen Umgang mit unserer Vergangenheit gehört auch, an die Urteile höchster deutscher Gerichte zu erinnern, die sich in den Anfangsjahrzehnten der Bundesrepublik bei Wiedergutmachungsfällen von Sinti und Roma die Diktion des NS-Regimes zueigen machten. Lange war diese Opfergruppe von Entschädigungszahlungen ausgeschlossen. Und erst 1982 erkannte die Bundesregierung die Ermordung der Sinti und Roma als Völkermord aus rassischen Gründen an.

Noch heute fühlen sich viele Sinti und Roma diskriminiert und stigmatisiert - auch bei uns in Deutschland. Weil wir nur wenig über die Kultur, die Lebensweise und den Alltag von Sinti und Roma wissen, sind Klischees und Vorurteile über "Zigeuner" weit verbreitet. Studien zeigen, dass sie beim Zugang zu Bildung und dem Gesundheitssystem benachteiligt werden. Sie haben weniger Chancen auf dem Arbeitsmarkt und die Berichterstattung der Medien ist meist negativ.

Und wie immer bewirken Verallgemeinerungen, dass tatsächliche Problemfälle innerhalb einer Gruppe als typisch für das Ganze angesehen werden.

Bis heute ist die größte Minderheit Europas zugleich die wohl auch am meisten diskriminierte Minderheit Europas.

Ich begrüße daher sehr, dass sich Ungarn während seiner EU-Präsidentschaft im ersten Halbjahr 2011 für eine Verbesserung ihrer Situation einsetzen will.

Dass wir die Vergangenheit nicht vergessen und entschlossen an der gemeinsamen Zukunft arbeiten, dazu tragen wieder 80 junge Menschen aus aller Welt bei, die sich in diesem Jahr auf Einladung des Deutschen Bundestages im Rahmen einer Jugendbegegnung mit dem Schicksal von NS-Verfolgten und den Opfern des Völkermordes befassen. Zwei Teilnehmerinnen sind sogar dafür aus den USA angereist, und - worüber ich mich besonders freue - ebenfalls zwei Teilnehmerinnen aus der Republik Belarus, die in ihrem Heimatland in der Gedenkstättenarbeit aktiv sind. Sie alle heiße ich herzlich willkommen.

Dass gerade junge Menschen sich mit dem Holocaust auseinandersetzen, ist umso wichtiger, als die Zahl der Zeitzeugen immer kleiner wird. So ist es zunehmend die Aufgabe der Nachgeborenen, die Erinnerung wachzuhalten und auch das eindrucksvolle Werk der Versöhnung zu ihrem eigenen Anliegen zu machen.

Sehr geehrter Herr Weisz, Sie sind heute nicht das erste Mal hier im Reichstagsgebäude. Vor elf Jahren schenkte das Parlament Ihres Heimatlandes, der Niederlande, dem Deutschen Bundestag zur Feierstunde anlässlich seines 50-jährigen Bestehens wunderschöne Blumengestecke. Den Auftrag dazu erhielten Sie, Herr Weisz. Ich habe gut verstanden, dass Sie damals lange gezögert haben, ob Sie ihn überhaupt annehmen sollten.

Die Einladung des Präsidiums des Deutschen Bundestages anlässlich des heutigen Gedenktages hier zu sprechen, haben Sie dagegen sofort angenommen. Damals wie heute setzen Sie ein Zeichen der Versöhnung mit Ihrer Rede. Dafür sind wir Ihnen dankbar.

Vor Ihrer Rede hören wir ein Stück von Ferenc Snétberger, der zu den größten Virtuosen an der akustischen Gitarre in Europa zählt. Das "Hallgató", das die Gedenkstunde beschließen wird, ist eine Variation aus dem 1995 von ihm komponierten Konzert "In Memory For My People", das er dem Andenken der im Nationalsozialismus verfolgten Sinti und Roma gewidmet hat. Es wurde vor vier Jahren in New York bei den Vereinten Nationen anlässlich des "Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust" uraufgeführt. Als solcher wird der 27. Januar seit 2006 auch international begangen.


http://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2011/33128906_kw04_zoni_weisz/rede.html
 
 

Rede von Zoni Weisz zum "Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus" am 27. Januar 2011

- Es gilt das gesprochene Wort -

Sehr geehrter Herr Bundestagspräsident -
sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin -
sehr geehrte Frau Bundesratspräsidentin-
sehr geehrter Herr Präsident des Bundesverfassungsgerichts-
sehr geehrte Mitglieder des Bundestages und des Bundesrates-
Exzellenzen- verehrte Gäste - liebe Freunde.

dass ich am heutigen Tage, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, hier im Deutschen Bundestag zu Ihnen sprechen darf, stellt für mich ein besonderes Privileg und eine große Ehre dar.
Gemeinsam mit Ihnen an dieser Stelle an die Schrecknisse der Nazizeit zu erinnern, ist eine besondere Erfahrung für mich persönlich, aber auch für die Gemeinschaft der Sinti und Roma insgesamt.
Hier heute stehen zu dürfen, empfinde ich als Zeichen der Anerkennung des uns während der Zeit des Nationalsozialismus zugefügten Leids.
Heute gedenken wir der Opfer des nationalsozialistischen Genozids an 500.000 Sinti und Roma, wir erinnern an die Opfer der Shoa, des Mordes an sechs Millionen Juden, und wir gedenken all der anderen Opfer des Nazi-Regimes.
Es war ein sinnloser, industriell betriebener Mord an wehrlosen, unschuldigen Menschen, ersonnen von fanatischen Nazis, Verbrechern, die dazu in ihren Rassengesetzen eine Legitimation fanden.
Sinti und Roma sind nach Einführung der Nürnberger Rassengesetze im Jahre 1935, ebenso wie die Juden, aus rassischen Gründen verfolgt worden. Juden und "Zigeuner“ wurden als "fremdrassig" definiert und all ihrer Rechte
beraubt.  Sie wurden vom öffentlichen Leben ausgeschlossen.
Dem lag eine besondere Strategie zugrunde.
Eine Strategie, die ich als "Salami-Taktik" definieren möchte.
Immer einen Schritt weiter, was letztlich in einer ganzen Reihe von Maßnahmen gipfelte:
Identifizieren, erfassen, isolieren, berauben, ausbeuten, deportieren und schließlich ermorden.
Die Nazis ließen keinen Zweifel aufkommen: weg mit den "Zigeunern", weg mit den Juden, die sie beide als Gefahr betrachteten.
Dass es den Sinti und Roma sowie den Juden schlecht ergehen würde, war klar.
Unmittelbar nach der Machtübernahme Hitlers im Jahre 1933 wurde der demokratische Rechtsstaat in schnellem Tempo zerschlagen. Politische Gegner wurden eingesperrt und auch Sinti und Roma wurden seinerzeit schon in die ersten Konzentrationslager abtransportiert.
Der Antisemitismus und der Antiziganismus können in Nazi-Deutschland doch niemandem entgangen sein, ebenso wenig die Politik, dies in Form konkreter  antijüdischer und gegen sogenannte“Zigeuner“ gerichteter Maßnahmen und Verfolgungen ins Werk zu setzen.
Für die Olympischen Spiele des Jahres 1936 sollte Berlin "zigeunerfrei" gemacht werden. Sinti und Roma wurden aufgegriffen und in ein Internierungslager im Berliner Vorort Marzahn abtransportiert, wo sie unter menschenunwürdigen Bedingungen leben mussten.
Im Jahre 1936 wurde hier in Berlin unter der Leitung von Dr. Robert Ritter die Rassenhygienische Forschungsstelle gegründet. Hier wurden Menschen fotografiert, es wurden ihre Gesichter und Körper  vermessen und allerlei rassische Besonderheiten festgelegt.
Der Reichsführer-SS Heinrich Himmler befahl der Forschungsstelle im Jahre 1938 die Erfassung aller Sinti und Roma im Deutschen Reich.
24.000 so genannte "Rassegutachten" wurden von Dr. Ritter und seinen Mitarbeitern verfasst - dies alles diente der Vorbereitung des Völkermords an den Sinti und Roma.
In der Zeitschrift des Nationalsozialistischen Ärztebundes schrieb Dr. Kurt Hannemann im Jahre 1938, ich zitiere: "Ratten, Wanzen und Flöhe sind auch Naturerscheinungen, ebenso wie die Juden und Zigeuner. […] Alles Leben ist Kampf. Wir müssen deshalb alle diese Schädlinge allmählich ausmerzen".
Diese Art von Einlassungen trugen das ihre zur herrschenden Atmosphäre bei und verschafften den Nazis die Legitimation, diese von ihnen so bezeichneten "Untermenschen" schließlich im großen Maßstab zu ermorden.
Xenophobie, die Angst vor dem Fremden und den Fremden, gab es zu allen Zeiten. Für Sinti und Roma waren Verfolgung und Ausgrenzung nichts Neues. Seit Jahrhunderten wurden wir verfolgt und
ausgeschlossen.   Pogrome kamen regelmäßig vor.
Deshalb hatten wir häufig keine Chance, ein normales Leben aufzubauen, zur Schule zu gehen und einen normalen Beruf auszuüben.
Viele von uns wurden an den Rand der Gesellschaft gedrängt.
Im Gegensatz zu den Juden, die vielfach nach ihrem Eintreffen in den Vernichtungslagern und nach der Selektion sofort vergast wurden, hat man Sinti und Roma in Auschwitz-Birkenau im Familienverband im so genannten "Zigeunerlager" interniert.
Nach dem Aufstand im Zigeunerlager im Mai 1944 wurden fast alle Männer aus dem Zigeunerlager ausgesondert und in andere Konzentrationslager verlegt.
Mein Vater, mein Onkel und andere Familienmitglieder wurden nach Mittelbau-Dora abtransportiert, wo sie in der unterirdischen Waffenindustrie unter erbärmlichsten Umständen arbeiten mussten. Sie sind dort ums Leben gekommen. "Vernichtung durch Arbeit".
Die Bedingungen im "Zigeunerlager" waren unvorstellbar.  Hunger, Kälte und ansteckende Krankheiten forderten Tag für Tag ihren Tribut.
Ich muss häufig an all die Mütter, auch meine Mutter, denken, die sich um ihre Kinder sorgten und sich das Essen vom Mund absparten, um ihre Kinder am Leben zu erhalten.
Sie mussten in manchen Fällen erleben, dass an ihren Kindern die fürchterlichsten medizinischen Experimente durchgeführt wurden.
Wir können uns heute nur schwer eine Vorstellung von den unvorstellbaren Leiden machen, die diese Menschen erlitten haben.
In der Nacht vom 2. auf den 3. August wurden die verbliebenen 2.900 Frauen, Kinder und alten Menschen aus dem "Zigeunerlager" vergast, darunter auch meine Mutter und meine zwei Schwestern und mein Bruder.
Meine Damen und Herren, der Völkermord an den Sinti und Roma ist immer noch ein wie ich es nenne "vergessener Holocaust".
Ein vergessener Holocaust, weil ihm in den Medien nach wie vor wenig Aufmerksamkeit entgegengebracht wird.
Ich frage mich, warum das so ist.
Sind die Opferzahlen ausschlaggebend für die Aufmerksamkeit, die einem zuteil wird, oder ist das Leid eines einzelnen Menschen wichtig?
Ich habe in den zurückliegenden Jahren Dutzende von Gedenkreden gehört, in denen die Redner in keiner Weise an das Schicksal der Sinti und Roma erinnert haben.
Eine halbe Million Sinti und Roma - Männer, Frauen und Kinder - wurden im Holocaust ausgerottet. Nichts oder fast nichts hat die Gesellschaft daraus gelernt, sonst würde sie heute verantwortungsvoller mit uns umgehen.
Deshalb müssen wir weitermachen, wir müssen über den Holocaust immer wieder berichten.
Ich engagiere mich im holländischen Verband der Sinti und Roma und bin Mitglied im Nationalen und im Internationalen Auschwitz-Komitee. Ich spreche oft in Schulen, und es ist meine Pflicht gegenüber meiner gesamten ermordeten Familie, dazu beizutragen, dass dies niemals vergessen wird.
Sinti und Roma waren nach dem Krieg nicht organisiert und hatten folglich auch keine Stimme. Aus diesem Grund wurden wir auch nicht gehört.
Es dauerte bis in die Siebzigerjahre, bis Selbsthilfeorganisationen entstanden und wir unsere Stimme erhoben haben und diese Gehör fand.
Eine große Ausnahme dazu bildete der Protest während der Ostertage des Jahres 1980.
Seinerzeit hatte eine Gruppe von Sinti im früheren Konzentrationslager Dachau als Protest gegen die rassistischen Erfassungsmethoden von Sinti und Roma durch Justiz und Polizei einen Hungerstreik begonnen.
Es ist unglaublich, aber diese Erfassung stützte sich auf Akten aus der Nazi-Zeit und wurde teilweise sogar von früherem SS-Personal durchgeführt.
Dieser Hungerstreik hat in den Medien seinerzeit, dies gilt gewiss für Deutschland, aber auch darüber hinaus, viel Aufmerksamkeit erregt und für mehr Verständnis für die Schrecken geführt, die unserem Volk während der Nazi-Herrschaft angetan wurden.
Meine Damen und Herren, der 17. März 1982 ist für die Gemeinschaft der Sinti und Roma ein historisches Datum. An diesem Tag empfing der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt eine Delegation des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma unter Leitung des Vorsitzenden Romani Rose. Dabei vollzog der Bundeskanzler einen völkerrechtlich ausgesprochen wichtigen Schritt, in dem er das gegenüber den Sinti und Roma begangene nationalsozialistische Verbrechen als einen Völkermord anerkannte, der auf der Grundlage des Begriffs der "Rasse" begangen wurde.
Diese Aussage wurde durch seinen Nachfolger Helmut Kohl im November 1985 nochmals bestätigt.
Bei der Eröffnung der Dauerausstellung über den Holocaust an den Sinti und Roma in Heidelberg durch den damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog im Jahre 1997 erklärte auch er, dass der Genozid an den Sinti und Roma aus denselben rassischen Motiven heraus begangen wurde wie der Genozid an den Juden.
Mit ungefähr 12 Millionen Menschen sind Sinti und Roma die wahrscheinlich größte Minderheit in Europa. Unsere Wurzeln liegen weit zurück im alten Indien.  Unsere Sprache, das Romanes, ist mit dem alten Sanskrit verwandt. Bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde von Sinti und Roma in großen Teilen Europas berichtet.
Entgegen vieler Klischeevorstellungen waren unsere Menschen Bestandteil der Gesellschaft ihres  Landes, in dem sie lebten und arbeiteten.
Sie leisteten auf positive Weise einen Beitrag zur Kultur ihrer Heimat.
Ich bin gebeten worden, Ihnen meine persönliche Geschichte und damit auch die Geschichte aller anderen vom Nazi-Regime verfolgten und ermordeten Sinti und Roma zu erzählen.
Meine Damen und Herren, wir waren eine glückliche, angesehene und respektierte Familie. Mein Vater war Musiker und Instrumentenbauer und verkaufte Musikinstrumente. Darüber hinaus spielte er in unserem Familienorchester und hatte in verschiedenen Städten in Holland Engagements.
Im Jahr 1943 begannen die Nazis bereits in großem Maßstab von den Niederlanden aus Juden nach Auschwitz  und in die anderen Lager zu deportieren. Zu dieser Zeit hatten wir in Zutpen ein Geschäftshaus gemietet, in dem mein Vater Musikinstrumente reparierte und verkaufte.
Während der Besatzung der Niederlande führten die Nazis allerlei Maßnahmen ein, mit denen sie die Berufsmöglichkeiten für Sinti und Roma einschränken wollten.
Diese einschränkenden Maßnahmen kennzeichneten den Beginn der Verfolgung und Deportation der Sinti und Roma in den Niederlanden.
In Deutschland und den anderen von den Nazis besetzten Gebieten waren die Deportationen von Sinti und Roma seinerzeit bereits in vollem Gange.
Der 16. Mai 1944, meine Damen und Herren, ist der schlimmste Tag in der Geschichte der niederländischen Sinti und Roma.
Die Nazis hatten angeordnet, dass in einer Großrazzia in den gesamten Niederlanden sämtliche "Zigeuner" inhaftiert und in das Durchgangslager Westerbork überstellt werden sollten - dies in Erwartung ihrer Deportation nach Auschwitz.  Dabei wurden sie von der niederländischen Polizei unterstützt.
Nach der Ankunft in Westerbork wurden die Sinti und Roma unverzüglich in der Strafbaracke interniert und kahlgeschoren.
Am Morgen dieser Razzia war ich nicht zu Hause. Ich hatte bei meiner Tante übernachtet, die sich mit ihrer Familie in einem kleinen Dorf versteckt hatte.
Das Gefühl, das einen durchfährt, wenn man erfährt, dass der eigene Vater, die eigene Mutter, die Schwestern und der Bruder von den Nazis aufgegriffen worden sind, ist nicht zu beschreiben.
Man wird von Angst, Verzweiflung und Panik ergriffen. Wir mussten so schnell wie möglich untertauchen.
Wir trugen ein wenig Kleidung zusammen, nahmen das Essen, das wir noch hatten, und tauchten in den Wäldern unter und versteckten uns bei Bauern.
Eine kleine Gruppe von neun Menschen. Unsere Angst und Ungewissheit waren unbeschreiblich.
Nach drei bangen Tagen und Nächten wurden auch wir festgenommen und zum Abtransport ins Durchgangslager Westerbork verbracht, wo wir mit unserer Familie zusammengeführt werden sollten.
Der 19. Mai war der Tag, an dem der so genannte "Zigeunertransport" von Westerbork abging.
Meine Damen und Herren, der Zufall wollte es, dass dies der einzige Transport aus Westerbork war, von dem Filmaufnahmen angefertigt wurden.
Vermutlich kennen Sie das Bild des zwischen den Waggontüren stehenden Mädchens. Das Mädchen trug eine Kopfbedeckung, vermutlich weil es sich für seinen kahlgeschorenen Kopf schämte.
Dieses Bild war für viele Jahre das Bild der Judenverfolgung, bis ein niederländischer Journalist, Ad Wagenaar, entdeckte, dass es sich bei dem Mädchen nicht um eine Jüdin, sondern eine Sintezza, ein Sinti-Mädchen mit Namen Settela Steinbach handelte.
Dieser "Zigeunertransport" hatte Westerbork bereits verlassen. Es war nicht möglich, uns noch rechtzeitig auf diesen Transport zu bekommen.
Man brachte uns also zu einem dreißig Kilometer entfernt gelegenen Bahnhof,  um uns dort auf den Transport zu setzen und uns so gemeinsam mit den anderen Sinti, Roma und Juden nach Auschwitz zu deportieren.
Wir warteten auf dem Bahnsteig, als der Zug einfuhr. Soldaten und Polizei liefen umher, stampften mit den Füßen auf und brüllten:
"Schnell, schnell, einsteigen!"
Ich sah sofort, wo unsere Familie war.
Mein Vater hatte den blauen Mantel meiner Schwester vor die Gitterstäbe des Viehwaggons gehängt, ich erkannte ihn sofort.
Es war ein Mantel aus einem weichen blauen Stoff. Wenn ich die Augen schließe, spüre ich heute noch, wie herrlich weich sich der Mantel meiner Schwester anfühlte.
Auch wir sollten mit auf diesen Transport nach Auschwitz gehen.
Meine Damen und Herren, in manchen Fällen übertrifft die Realität die Vorstellungskraft. Mit Hilfe eines "guten" Polizeibeamten, wahrscheinlich ein Mitglied der Widerstandsbewegung, ist es uns gelungen, der Deportation zu entgehen.
Der Polizist hatte uns vorher eingeschärft: "Ich gebe euch ein Zeichen, dann lauft um euer Leben.“
Hier stand der Zug nach Auschwitz: die Viehwaggons und darin meine ganze Familie.
Auf der anderen Seite vom Bahnsteig stand ein normaler Personenzug. Als der Polizist seinen Hut abnahm, sind wir losgerannt und konnten in all dem Durcheinander auf den losfahrenden Personenzug aufspringen und so entkommen.
Das letzte Bild, das ich vor mir sehe, ist der Zug nach Auschwitz auf dem anderen Bahngleis.
In diesem Augenblick sah ich, wie der Zug nach Auschwitz abfuhr. Mein Vater schrie voller Verzweiflung aus dem Viehwaggon meiner Tante zu: "Moezla, pass gut auf meinen Jungen auf". Das war das letzte, was ich von meinen Lieben sah.
Dieses Bild hat sich für immer in meine Netzhaut eingebrannt. Ich war allein. Als Kind von sieben Jahren hatte ich alles verloren und fiel in ein unermesslich tiefes Loch.
Nach dieser wundersamen Flucht folgte eine Zeit der Entbehrungen und der Angst im Versteck. Tag für Tag die Angst, aufgegriffen zu werden.
Versteckt in Wäldern, bei Bauern, in alten Fabriken und schließlich bei meinen Großeltern - bis zum Augenblick der Befreiung durch die Alliierten im Frühjahr 1945.
Nach der Befreiung kam die Unsicherheit. Vielleicht war sie noch schlimmer als die Angst während des Krieges. Lebte meine Familie noch, würde sie zurückkehren?
Sie alle waren in Nazi-Konzentrationslagern ermordet worden. Mein Vater, meine Mutter, meine Schwestern, mein kleiner Bruder und 21 Familienangehörige.
Nach der Befreiung gab es keine Stellen, die sich mit dem Schicksal der Sinti und Roma befassten oder Hilfe boten.
Die Behörden taten nichts. Später beschrieb die niederländische Regierung dies wie folgt, ich zitiere: "Die Betreuung, wenn es sie denn gab, war frostig und distanziert".
Die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs sind innerhalb unserer Gemeinschaft heute noch ganz klar zu spüren. Unsere zweite und sogar noch die dritte Generation spürt die Last dieser Vergangenheit.
Wir wurden unserem Schicksal überlassen. Die jahrhundertelange Geschichte von Stigmatisierung, Ablehnung und Ausgrenzung wiederholte sich.
Nach dem Krieg mussten Sinti und Roma versuchen, ihr Leben wieder aufzubauen. Vielen hatte man ihren gesamten Besitz genommen.  Diejenigen, die die Nazi-Lager überlebt hatten, wurden innerhalb der eigenen Gemeinschaft aufgefangen.
Langsam kam das Leben wieder in Gang, konnten Musikinstrumente gekauft und konnte Handel getrieben werden.
Meine Damen und Herren, schon in recht jungen Jahren habe ich begriffen, dass nur Bildung und Entwicklung der Weg in eine bessere Zukunft ist. Nach der Grundschule studierte ich Gartenbau, Floristik, Garten- und Landschaftsarchitektur sowie Kunstgeschichte. Alles über Abendschulen und spezielle Kursangebote.
1962 eröffnete ich mein eigenes Blumengeschäft in Amsterdam und gründete kurz danach eine Ausstellungs- und Veranstaltungsfirma.
Alles mit großer Unterstützung meiner Frau, die mir auch noch zwei wunderbare Kinder schenkte.
Für vier Generationen unseres Königshauses durfte ich arbeiten. Unter anderem habe ich bei der Krönungsfeier von Königin Beatrix und der Hochzeit unseres Kronprinzen Willem Alexander den Blumenschmuck entworfen.
Im Laufe der Jahre habe ich zahlreiche große Ausstellungen geplant und durchgefürht und in den USA, Kanada und den meisten europäischen Ländern niederländische Blumen und Pflanzen vermarktet.
In Anerkennung und Wertschätzung meiner Tätigkeit für die niederländische Blumenindustrie sowie meines Einsatzes für die Sinti und Roma in den Niederlanden und auch darüber hinaus wurde mir im Jahre 2002 aus den Händen von Königin Beatrix eine hohe königliche Auszeichnung zuteil: ich wurde Offizier des Ordens von Oranje-Nassau.
Heute erinnern wir an die Schrecknisse der Nazi-Ära, doch erlauben Sie mir, etwas zur Stellung von Sinti und Roma, meinem Volk, im heutigen Europa zu sagen.
In zahlreichen Ländern sind wir die älteste Minderheitengruppe. Es ist menschenunwürdig, wie Sinti und Roma, insbesondere in vielen osteuropäischen Ländern wie zum Beispiel Rumänien und Bulgarien, behandelt werden.
Der weitaus größte Teil ist chancenlos, hat keine Arbeit, keine Ausbildung und steht ohne ordentliche medizinische Versorgung da.
Die Lebenserwartung dieser Menschen ist wesentlich geringer als die der dort lebenden "normalen" Bürger. Diskriminierung, Stigmatisierung und Ausgrenzung sind an der Tagesordnung.
In Ungarn ziehen Rechtsextremisten wieder in schwarzer Kluft umher und schikanieren und überfallen Juden, Sinti und Roma. Neonazis haben Roma ermordet, darunter einen fünfjährigen Jungen.
Es gibt in Gaststätten und Restaurants wieder Schilder mit der Aufschrift "Für Zigeuner verboten".
Die Geschichte wiederholt sich. Diese Länder sind vor Kurzem erst der Europäischen Gemeinschaft beigetreten, bezeichnen sich selbst als kultiviert.
Es ist kein Wunder, dass seit einigen Jahren insbesondere Roma auf der Suche nach einem besseren Leben und nach Zukunft für ihre Kinder nach Westeuropa kommen.
In manchen Ländern Westeuropas wie Italien und Frankreich wird man dann wieder diskriminiert, ausgegrenzt und lebt unter menschenunwürdigen Umständen in Ghettos.
Man wird wieder des Landes verwiesen und in das Herkunftsland abgeschoben. Diese Menschen sind jedoch Einwohner von Ländern, die der Europäischen Gemeinschaft angehören.
Die Europäische Kommission hat in Person ihrer Vizepräsidentin Viviane Reding mit deutlichen Worten gegen diesen nicht hinnehmbaren Zustand Stellung bezogen. Ich hoffe, dass man die betreffenden Regierungen darauf auch weiterhin ansprechen wird.
Wir sind doch Europäer und müssen dieselben Rechte wie jeder andere Einwohner haben, mit gleichen Chancen, wie sie für jeden Europäer gelten.
Es kann und darf nicht sein, dass ein Volk, das durch die Jahrhunderte hindurch diskriminiert und verfolgt worden ist, heute, im einundzwanzigsten Jahrhundert, immer noch ausgeschlossen und jeder ehrlichen Chance auf eine bessere Zukunft beraubt wird.
Meine Damen und Herren, ich möchte enden, indem ich die Hoffnung ausspreche, dass unsere Lieben nicht umsonst gestorben sind. Wir müssen ihrer auch künftig gedenken, wir müssen auch weiterhin die Botschaft des friedlichen Miteinander verkünden und an einer besseren Welt bauen - damit unsere Kinder in Frieden und Sicherheit leben können.
Ich danke Ihnen.


http://muskelkater.wordpress.com/2011/01/27/lammert-erinnerung-an-nationalsozialistische-verbrechen-verpflichtet-uns-verletzungen-der-menschenrechte-bei-uns-in-deutschland-und-uberall-in-der-welt-entgegenzutreten/


Lammert: „Erinnerung an nationalsozialistische Verbrechen verpflichtet uns, Verletzungen der Menschenrechte bei uns in Deutschland und überall in der Welt entgegenzutreten“

Pressemitteilung Deutscher Bundestag

Mit einem Kommentar von Martin Schnakenberg
 

Bundestagspräsident Norbert Lammert hat in der Gedenkstunde des Deutschen Bundestages für die Opfer des Nationalsozialismus bekräftigt, dass die Nachgeborenen die Schrecken der Geschichte nicht vergessen, sondern die Erinnerung an sie bewahren und die Lehren aus ihr auch in Zukunft ziehen würden. „Die Opfer verpflichten uns, alle Formen von Diskriminierung und Intoleranz zu ächten und jeder Art des Hasses und der Ausgrenzung entschieden entgegenzutreten“, sagte Lammert.
„Menschen willkürlich in Kategorien einzuteilen, die darüber entschieden, ob jemand aus der Gesellschaft ausgeschlossen, entrechtet und schließlich auf Geheiß des Staates umgebracht wurde, Menschen mit dem Etikett ‚lebensunwert‘ zu versehen und ihre ‚Vernichtung‘ zu befehlen, schließlich Menschen auf industrielle Weise millionenfach zu ermorden – das ist einzigartig in der Menschheitsgeschichte“, sagte der Bundestagspräsident. „Die Erinnerung an diese Ereignisse und Verirrungen verpflichtet uns, alle Menschen gleich zu achten, die Menschenwürde zu wahren und jeder Verweigerung oder Verletzung der Menschenrechte entgegenzutreten: bei uns in Deutschland und überall in der Welt.“
Lammert betonte, dass in diesem Jahr zum ersten Mal ein Vertreter der Sinti und Roma am Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus im Bundestag spreche, und dankte Zoni Weisz ausdrücklich für seine Bereitschaft zu diesem „Zeichen der Versöhnung“. Er erinnerte dabei, dass Weisz der einzige Überlebende seiner Familie ist. „Seine Mutter, seine beiden Schwestern und sein Bruder wurden in Auschwitz ermordet, sein Vater im KZ Mittelbau Dora umgebracht“, sagte Lammert. „In welch schrecklichem Ausmaß auch Angehörige Ihres Volkes Opfer der Verfolgung durch das NS-Regime gewesen sind, blieb lange Zeit außerhalb des öffentlichen Bewusstseins“, erinnerte der Bundestagspräsident. „Umso wichtiger ist es, dass wir uns an sie erinnern.“ Noch heute fühlten sich viele Sinti und Roma diskriminiert und stigmatisiert, auch in Deutschland: „Bis heute ist die größte Minderheit Europas zugleich die wohl auch am meisten diskriminierte Minderheit Europas“, sagte Lammert. „Ich begrüße daher sehr, dass sich Ungarn während seiner EU-Präsidentschaft im ersten Halbjahr 2011 für eine Verbesserung ihrer Situation einsetzen will.“
(Es gilt das gesprochene Wort)
Deutscher Bundestag
Presse und Kommunikation, PuK 1
Platz der Republik 1, 11011 Berlin
Tel.: +49 30 227-37171, Fax +49 30 227-36192
www.bundestag.de, pressereferat@bundestag.de
.

Muskelkaters Anmerkung:

Also Herr Lammert, fassen wir mal kurz und prägnant zusammen: Sie fordern damit also alle Bundesbürger auf, gegen die Bundesregierung und den gesamten Bundestag zu klagen wegen fortlaufenden Menschenrechtsverletzungen bei Hartz4-Empfängern, Rentnern, bildungswilligen Schülern und allgemein dem steuerzahlenden Volk, welches die Schulden der reichen Bonzen, Banker, Investoren und widerwärtigen Zocker tragen muß … ohne einen anständigen Mindestlohn, dafür aber, vor allem bei Hartz4-Empfänger, mit einem Leben unterhalb der Armutsgrenze!
Sie haben nämlich Hartz4 wunderbar beschrieben – und auch die Verletzung der Menschenrechte: „Menschen willkürlich in Kategorien einzuteilen, die darüber entschieden, ob jemand aus der Gesellschaft ausgeschlossen, entrechtet und schließlich auf Geheiß des Staates umgebracht wurde, Menschen mit dem Etikett ‚lebensunwert‘ zu versehen und ihre ‚Vernichtung‘ zu befehlen…“, das sind Ihre Worte, Herr Lammert. Bezogen auf den heutigen Zustand. – Sie fordern, gegen diese Regierung und deren Machenschaften in Zusammenarbeit mit Ackermann und Wirtschaftslobby anzugehen.
Das war es doch, was Sie meinten, Herr Lammert, gell?
Oder … ist dann plötzlich alles ganz anders???


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen