Guidos schäbige Maskerade
Von Edmund Neun | 5.März 2010Da gibt es also nun einen Eklat um die jährliche Nockherberg-Predigt von “Bruder Barnabas”. Er vergleicht Guido Westerwelle und sein Gerede – vollkommen zu Recht – mit der Nazi-Ära. Herr Westerwelle reagiert darauf, indem er sich zumindest billigend unter den Schutzschirm der zum Reflex erstarrten Dauerempörung des Zentralrats begibt und eine Acht über eine der wenigen verbliebenen Kabarettveranstaltungen verhängt, die noch sagt, wie die Dinge sind.
Das ist an Zynismus kaum mehr zu überbieten. Sicherlich ist es verständlich, dass der jeweilige Vertreter des Zentralrats mit Argusaugen darüber wacht, dass die Singularität des Schreckens in der Nazizeit mit nichts verglichen wird, schon allein, um das Opfergedenken zu bewahren. Das ist ein verständlicher Reflex.
Weniger verständlich ist die Dummdreistheit, mit der dieser Reflex immer wieder gerne als Totschlagargument in der politischen Debatte von Profiteuren vom Schlage eines Herrn Westerwelle genutzt wird. Das ist schäbig zu nennen.
“Barnabas” hätte noch weiter gehen können und den Lebenswandel des Herrn Westerwelle in Frage stellen können. Von wirklicher Arbeit, wie er sie allen anderen zumuten möchte, hat dieser Müßiggänger soviel mitbekommen wie ein von Geburt Erblindeter von der Farbe Türkis.
Richtig ist auch, dass wir den nächsten politischen Häscher sicherlich bei aller Singularität des Grauens nicht an einem lächerlichen Oberlippenbart erkennen werden oder an einem braunen Hemd.
Er mag auch perfekt gescheitelt, lifegestylt, mit Schmiss im Gesicht und Fönfrisur daherkommen. Gebt ihm vier Jahre Zeit! Am ehesten werden wir ihn also an überzeichneter, lächerlicher Rhetorik erkennen.
Dass diejenigen, die es wie “Barnabas” zu früh aussprechen von einer amorphen, als dämlich zu bezeichnenden Masse, so lange beschwichtigt
und als Übertreiber ausgebremst werden, bis es zu spät ist – diese Erfahrung machen wir ja nicht zum ersten Mal. Nur durch die zeitliche Nähe mag sie manchen unter uns als Parallele kaum auffallen.
Ihr weads Euch noch wundern!
Dass Herr Westerwelle künftig keine Einladung auf den Nockherberg mehr wünscht, dürfte dagegen kaum schädlich sein. Es ist ohnehin zu bezweifeln, dass er einer Teilnahme an der Veranstaltung intellektuell gewachsen wäre.
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