Momentan erschrickt mich das Manager Magazin. Während in der ganzen Republik die Verteilungskämpfe losbrechen und sich erstmal die Ärmsten der Armen als leichte Beute vornehmen (und nebenbei die Gemeinden, aber ... dazu komme ich später), kommen aus den Bereichen des Manager Magazins nahezu revolutionäre Töne wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Vernunft:
http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,678880,00.html
Maßvolle Tarifabschlüsse, mehr Wettbewerbsfähigkeit: Das deutsche Modell, durch jahrelange Lohnzurückhaltung die Marktposition zu verbessern, gilt als Vorbild für EU-Staaten wie Griechenland. Falsch, sagt Ökonom Heiner Flassbeck. Das deutsche Lohndumping sei schuld daran, dass die Währungsunion nun vor einer Zerreißprobe stehe.
"Wir haben kein Griechenlandproblem, sondern ein Deutschlandproblem", sagt Heiner Flassbeck, Chefökonom bei der UN-Organisation für Handel und Entwicklung (Unctad) in Genf. Sein Vorwurf: Durch systematisches Lohndumping grabe Deutschland den anderen EU-Staaten Marktanteile ab. Als einzige große Volkswirtschaft der Währungsunion habe die Bundesrepublik ihren globalen Marktanteil zwischen 2000 und 2010 stabilisiert, während die anderen dramatisch verloren haben.
Das nennt man aber doch Kapitalismus: einer frißt den anderen auf. Das Gesetz des Stärkeren.
Dieser Streit setzt Fliehkräfte in Gang. "Deutschland unterminiert durch Lohndumping das Inflationsziel der Währungsunion und steht nun als der absolute Gewinner da", wettert Unctad-Chefökonom Flassbeck. Wer wie Deutschland die Löhne so tief wie möglich halten wolle, dürfe nicht einer Währungsunion beitreten, die sich auf ein Inflationsziel von rund 2 Prozent geeinigt habe.
Für manche in Deutschland ... sicher ein Erfolg. Wir werden Billiglohnland und vernichten dadurch die schwächeren EU-Wirtschaften, die dann unter EU-Herrschaft ihre nationale Selbständigkeit verlieren.
Brauchen wir eigentlich wieder Lebensraum im Osten?
Deutschland sichere sich durch stagnierende Löhne zwar einen stolzen Überschuss in der Leistungsbilanz und zeitweise auch den Titel eines Exportweltmeisters. Doch der Preis dafür sei eine chronisch schwache Binnennachfrage, die den Arbeitsmarkt bremse.
Auch die EU-Kommission hat die Bundesregierung bereits mehrfach ermahnt, künftig mehr für die Ankurbelung des Binnenkonsums zu tun.
Und so verzichtet der Deutsche auf seinen Lohn, damit der Grieche bankrott geht. Und fühlt sich noch super dabei, weil er ja der Wettbewerbsfähigkeit "der Wirtschaft" dient, die gleichzeitig hintenherum Staaats- und Privatvermögen in unglaublichen Mengen verbrennt und verschleudert.
Nun ... jener Wirtschaftswissenschaftler, der endlich mal mehr Geld für deutsche Bürger fordert, steht ziemlich alleine da ... und bekommt natürlich ordentlichen Gegenwind, um den wir uns jetzt mal nicht kümmern wollen, weil jetzt mal ... die anderen Töne in den Blickpunkt kommen. Auch hier federführend in der Berichterstattung: das Manager Magazin.
http://www.manager-magazin.de/unternehmen/artikel/0,2828,678641,00.html
Sozialstaatsdebatte
Wenn uns Missgunst lähmt
Von Henrik Müller

Hartz-IV-Zoff, Tarifkonflikte, Steuerdebatte - Deutschland streitet heftig übers Geld. Und das ist nur das Vorgeplänkel: Die Auseinandersetzungen in den kommenden Jahren könnten die heftigsten werden, die dieses Land je erlebt hat.
Und die SPD findet richtig markige ... und aus philosophischer Sicht völlig korrekte ... Worte.
Und Sigmar Gabriel (SPD) schimpfte: "Jetzt werden die Hartz-IV-Empfänger zu Sündenböcken gemacht." Westerwelle nannte er gleich noch einen Handlanger der Steuerhinterzieher, die es sich in mit Steuergeld subventionierten Theatersesseln bequem machten, während sie selbst aber ihr Geld lieber auf ausländischen Schwarzkonten deponierten. "Das sind die wahren Sozialbetrüger und Asozialen in Deutschland."
Da kann man nicht drüber diskutieren...so was ist de facto asozial.
Finden wir nun eine Trendwende in der Berichterstattung der Wirtschaftsmedien? Eine neue Welle der gesamtgesellschaftlichen Vernunft gegenüber Partikularinteressen?
Ich fürchte ... leider nicht.
"Das Volk will die Wahrheit hören", hat Westerwelle beim Politischen Aschermittwoch in Straubing verkündet. Die Wahrheit? Dies ist die schwerste Krise seit den 30er Jahren. Die Schulden gefährden die Zukunftsfähigkeit dieser alternden und schrumpfenden Gesellschaft. Und es herrscht ein Ideologievakuum, das Demagogen einlädt, es mit Gift zu füllen. Die Wahrheit? Verbale Abrüstung ist erste Staatsmannspflicht.
Es herrscht Angst bei jenen, die weiterblicken aber noch nicht genug Geld für die USA oder die Bahamas haben. Das ist nur eine kleine Anzahl von Menschen, denn die meisten werden nach wie vor von ihrem Alltag so überrollt, das für einen Blick über den Tellerrand keine Zeit bleibt.
Eine Wirklichkeit, die sich in Zukunft entfalten kann, ist eine sehr blutige - oder hungrige. Das Auseinanderbrechen der EU, die Vernichtung des Euro ... bis hin zu neuen heißen Verteilungskriegen innerhalb Europas ist einiges denkbar. Niemand weiß, wie die Völker letztlich wirklich auf die Krise reagieren, wenn sie denn letztlich das Sofa erreicht, auf dem sich jetzt alle noch gemütlich vor dem Fernseher räkeln und sich mit optimistischen Sprüchen füttern lassen.
Und dafür, das die Krise den deutschen Sofas fernbleibt, hat die Regierung bislang viel Geld investiert.
Doch das ist jetzt alle.
Und wer sich nicht von den Beschäftigungen des Alltags einlullen läßt, der merkt: das wird Übel mit der Zukunft ... wenn nicht ein wirtschaftliches Wunder geschieht.
Doch ... wo sollte das herkommen...