Ein modernes Heldenepos
@ 2010-11-21 – 09:31:34
(Noch eine kleine Geschichte, die ich kürzlich per Mail erhalten habe, und die m. E. eine Weiterverbreitung unbedingt verdient ...)
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Die Vorgeschichte: Jemand wurde von seiner Versicherung aufgefordert zu erklären, wie es dazu kommen konnte, dass ein Sturmschaden an seinem Gartenzaun entstanden ist. Er fühlte sich wohl etwas verarscht.
Betr.: Schadensmeldung Sturmschaden
Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie fordern eine Begründung wie es dazu kam, dass mein Zaun von einem Sturm zerstört worden ist. Nach anfänglicher Ratlosigkeit, was man da wohl schreiben soll, ich dennoch gezwungen bin zu antworten, um meinen Pflichten als Versicherungsnehmer nachzukommen, trage ich nun ordnungsgemäß vor:
Die Sonne wärmt die Luft weltweit unterschiedlich. Wo sie senkrecht auf die Erde trifft (am Äquator), wärmt sie stärker als da, wo sie schräg auftrifft (Nord- und Südpol). Und über Land wärmt sie stärker als über dem Meer. Aufgewärmte Luft dehnt sich aus, der Luftdruck wird an diesen Stellen höher (man nennt das "Hochs"). An kühleren Stellen bleibt der Luftdruck niedrig ("Tiefs"). Die Luft versucht, diese Druckunterschiede wieder auszugleichen: Sie strömt von Gebieten mit hohem Luftdruck in Gebiete mit niedrigem Luftdruck. Je größer die Druckunterschiede sind, um so schneller bewegt sich die Luft. Mit 6 km/h nennt man das Wind. Ab 75 km/h nennt man diese Bewegung Sturm, ab 118 km/h Orkan.
So schnell ist die Luft aber nur bei extremen Druckunterschieden. Ein solcher Druckunterschied lag am Schadenstag über Deutschland vor. Zur Unglückszeit passierte schnelle Luft den Großraum Harz, wobei sie auch durch Peine und an meinem Haus vorbei kam. Da mein Haus der schnellen Luft im Wege stand, sollte es weggepustet werden. Das jedoch ließ mein treuer Zaun nicht zu.
Um das Haus zu schützen, hat sich mein armer Zaun mit aller Kraft heldenhaft gegen die schnelle Luft gestemmt. Es gelang ihm zunächst, sich und das Haus erfolgreich zu verteidigen, so dass die schnelle Luft gezwungen war, den Weg durch das Nachbarhaus zu nehmen. Als das große Dach des Nachbarhauses in einem Stück vorbeigeflogen kam, was nur in sehr seltenen Fällen vorkommt, muss mein Zaun erschrocken oder zumindest kurz abgelenkt gewesen sein.
Die schnelle Luft hat ihre Chance sofort genutzt und meinen treuen Zaun heimtückisch niedergedrückt. Der Held brach zusammen und starb noch am Boden liegend vor dem Haus, welches er jedoch immerhin erfolgreich beschützt hatte. Das ist meiner Ansicht nach der Vorgang, so wie er sich real zugetragen hat.
Es könnte jedoch auch weniger dramatisch gewesen sein und der Fall ist als ganz gewöhnlicher Sturmschaden zu behandeln, dem nichts hinzuzufügen ist, außer das an dem Tag in Peine - wie in ganz Deutschland - Sturm war. Sollte weiterer Vortrag notwendig sein, Zeugenaussagen begehrt oder Ihrer Ansicht nach eine Obduktion des Zaunes erforderlich sein, stehe ich gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Versicherungsnehmer
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Die Vorgeschichte: Jemand wurde von seiner Versicherung aufgefordert zu erklären, wie es dazu kommen konnte, dass ein Sturmschaden an seinem Gartenzaun entstanden ist. Er fühlte sich wohl etwas verarscht.
Betr.: Schadensmeldung Sturmschaden
Sehr geehrte Damen und Herren,
Sie fordern eine Begründung wie es dazu kam, dass mein Zaun von einem Sturm zerstört worden ist. Nach anfänglicher Ratlosigkeit, was man da wohl schreiben soll, ich dennoch gezwungen bin zu antworten, um meinen Pflichten als Versicherungsnehmer nachzukommen, trage ich nun ordnungsgemäß vor:
Die Sonne wärmt die Luft weltweit unterschiedlich. Wo sie senkrecht auf die Erde trifft (am Äquator), wärmt sie stärker als da, wo sie schräg auftrifft (Nord- und Südpol). Und über Land wärmt sie stärker als über dem Meer. Aufgewärmte Luft dehnt sich aus, der Luftdruck wird an diesen Stellen höher (man nennt das "Hochs"). An kühleren Stellen bleibt der Luftdruck niedrig ("Tiefs"). Die Luft versucht, diese Druckunterschiede wieder auszugleichen: Sie strömt von Gebieten mit hohem Luftdruck in Gebiete mit niedrigem Luftdruck. Je größer die Druckunterschiede sind, um so schneller bewegt sich die Luft. Mit 6 km/h nennt man das Wind. Ab 75 km/h nennt man diese Bewegung Sturm, ab 118 km/h Orkan.
So schnell ist die Luft aber nur bei extremen Druckunterschieden. Ein solcher Druckunterschied lag am Schadenstag über Deutschland vor. Zur Unglückszeit passierte schnelle Luft den Großraum Harz, wobei sie auch durch Peine und an meinem Haus vorbei kam. Da mein Haus der schnellen Luft im Wege stand, sollte es weggepustet werden. Das jedoch ließ mein treuer Zaun nicht zu.
Um das Haus zu schützen, hat sich mein armer Zaun mit aller Kraft heldenhaft gegen die schnelle Luft gestemmt. Es gelang ihm zunächst, sich und das Haus erfolgreich zu verteidigen, so dass die schnelle Luft gezwungen war, den Weg durch das Nachbarhaus zu nehmen. Als das große Dach des Nachbarhauses in einem Stück vorbeigeflogen kam, was nur in sehr seltenen Fällen vorkommt, muss mein Zaun erschrocken oder zumindest kurz abgelenkt gewesen sein.
Die schnelle Luft hat ihre Chance sofort genutzt und meinen treuen Zaun heimtückisch niedergedrückt. Der Held brach zusammen und starb noch am Boden liegend vor dem Haus, welches er jedoch immerhin erfolgreich beschützt hatte. Das ist meiner Ansicht nach der Vorgang, so wie er sich real zugetragen hat.
Es könnte jedoch auch weniger dramatisch gewesen sein und der Fall ist als ganz gewöhnlicher Sturmschaden zu behandeln, dem nichts hinzuzufügen ist, außer das an dem Tag in Peine - wie in ganz Deutschland - Sturm war. Sollte weiterer Vortrag notwendig sein, Zeugenaussagen begehrt oder Ihrer Ansicht nach eine Obduktion des Zaunes erforderlich sein, stehe ich gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Versicherungsnehmer
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