Als Kinder hatten wir uns einmal gesehen, als der Verwandte mit den Grosseltern im Westen war, danach noch mal kurz nach dem Mauerfall, als er sich verdünnisierte - ins Ausland - "bevor die sich das wieder anders überlegen", wie er meinte, und hinzufügte: "Oder, denen sonstwas einfällt".
Nein, er hatte nie Probleme gehabt mit dem damaligen Staat, aber diesen nicht unkritisch beobachtet. So ging er also lieber weg aus Deutschland, egal von welchem. Er traute beiden nicht, und dem entstehenden Gesamtdeutschen noch weniger. Offenbar ist er irgendwo glücklich geworden, ich habe von ihm selber nichts mehr gehört, nur ein gemeinsamer Bekannter brachte einmal Grüsse mit. Da hatte er offenbar eine Frau gefunden, und zog noch mal um.
Ich hatte mich oft gefragt, wie er die Zeiten wohl erlebt hatte. Als Kind machte er einen glücklichen Eindruck, trotz der Erziehung in der DDR, die ja bei uns in Verruf war. Später wurde er stiller, er war auch beschäftigt mit Bildung und Ausbildung, mit Militärdienst, etc. Nein, er wollte nicht in den Westen...
Und dann war die Mauer offen, und er machte sich heftig und rasch von dannen, war misstrauisch was die Zukunft in Deutschland anging, redete aber nur ungern davon. Und heute...
Wenn ich mir also heute Deutschland ansehe, kann ich ihn verstehen, und vermutlich fühlt er sich bestätigt. Wir brauchen keine Mauer, das Geschrei um Terror und andere Misslichkeiten, die Politik des Demokratie- und Sozialabbaus, der Hetze und Frömmelei in allem tut das ihre - schürt mindestens das Unbehagen, schafft keine wegweisende Vorgaben, sondern Entzweiungen der Menschen.
Den Rest besorgt die Polizeigewalt, die Kriege, das dumpf Bedrohliche - aber eben nicht aus dem Ausland, sondern von der eigenen, inneren Front. Die Tabus entstehen auch wieder neu, über was geredet werden darf/kann, und über was nicht.
Und so grüsse ich heute meinen Verwandten, und sage ihm: "Wir bekommen gerade eine Ahnung davon, wie es gewesen sein könnte, für manche Menschen in der DDR. Und, ich kann sagen, Du hast recht gehabt, dass Du weggegangen bist. Mögest Du mehr Glück haben, auch in der Zukunft für Dich und Deine Familie, wo immer Du bist."
Wir steuern gerade durch eine Politik, die nicht unbedingt Glück für Deutschland genannt werden kann.
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