Dafür erlebten sie andere Begebenheiten.
http://kinder-alarm.blogspot.com/2010/07/szenen-einer-loveparade.html
Szenen einer Loveparade
Das ist unser Augenzeugenbericht. Jeder wird etwas anderes erlebt, gehört und gesehen haben. Es ist wichtig, dass die Menschen sich zu Wort melden, ihre Aussagen machen, ihre Fotos und Privatvideos zur Verfügung stellen, damit man sich ein Gesamtbild machen kann.
Mein noch 13jähriger Sohn teilte mir schon Wochen vorher mit: "Mama, ich gehe zur Loveparade um abzuraven". Er mag Technomucke. Mein Ältester, der keine Technomucke mag, sagte ihm: "Du glaubst doch wohl nicht, dass Mutti dich unbeaufsichtigt gehen lässt?!" Nein, das hat sie nicht. Meine ältere Schwester, die Massenveranstaltungen nicht besonders gerne mag, hat sich spontan Samstagmittag angeschlossen. Wir nennen sie die Gouvernante.
Wir waren am Tunnel verabredet mit Mitmenschen, die schon längst dort waren. Es hörte sich bizarr an. Die Verständigung klappte schon ab ca. 14.00 h nicht mehr richtig. An der Koloniestraße stellten wir fest, dass die dort anwesenden Ordner und Polizisten nicht besonders gut informiert waren. Sie schickten die Leute von Pontius nach Pilatus. Es gab viele Irrwege. Die Sperrung der Straßen und Wege war keine gute Idee.
Wir gingen zur Grabenstraße und klebten fest an der Kreuzung Graben-, Kommandantenstraße. Wir sahen und hörten, wie Polizisten bespukt und beschimpft wurden. Muss man so miteinander umgehen?! Wundert Ihr Euch, wenn sie am Rad drehen (können)? An der Stelle standen Polizisten aus Aachen. Ich zog meine Brut raus und habe mich mit den PolizistInnen unterhalten. Sie gaben die Absperrung für uns frei mit der Begründung, dass wir Anwohner seien. Bei Penny und Kik kam man nicht durch. Der Bereich war hinten abgesperrt. Also wieder zurück mit einem Äugsenzwinkern an die verwunderten PolizistInnen aus Aachen.
Wir standen vor Ordnern. Ich sah viele "Kinder"gesichter. Ihnen fehlte die Erfahrung. Als ich die Absperrungen sah, habe ich gefragt, ob das Absperrungen seien oder Käfige? Ein Ordner, höchstens 18 Jahre jung meinte, dass erschiene mir nur so und ich meinte, ob er sie noch alle an der Latüchte hätte?
Wir wurden durchsucht wegen Glasflaschen. "Leider" fand man in unseren Rucksäcken nicht das "Befürchtete". Ich habe dem Ordner gesagt: "Wenn sie mir die Butterbrote zerquetschen, werde ich sauer". Seine Hände wurden sehr vorsichtig. Schokolade, Limonade, rote Schorle, Butterbrote, Mineralwasser, vier Flaschen Bier in Plastik und mein Ältester hat ein Buch eingepackt. Das ist "typisch" für ihn. Mein Rucksack hat Seiten-, Vorder- und Hintertaschen. Man hätte eine Menge durchschleusen können. Darauf habe ich einige Ordner aufmerksam gemacht. Hallo, durchsucht ihr richtig oder macht ihr gerade 'ne Luschennummer? Wie war das mit der Sicherheit? Sie waren hilflos und schlecht geschult.
Wir kamen an den Tunnel. Karl-Lehr-Straße. Es war sehr laut im Tunnel durch Trillerpfeifen, Vuvuzelas und hier übliche Fussballtröten. Mein Ältester ist von einem Mann dumm angemacht worden. Er nahm meine Hand in die Seine. Den Typ habe ich eines besseren belehrt. Wir hörten nicht nur diese ätzenden Geräusche, wir sahen die Wildpinkler. Ekelig. Könnten sich die Herren der Schöpfung das mal abgewöhnen?
Wir gingen die Rampe hoch. Wir sahen, wie es da aussah. Meine Kinder rückten immer näher an mich. Wir gingen durchs Gelände und fanden einen Platz an der Anhöhe. Rechts war das alte Güterbahnhofsgelände. Meine Kinder (das sind Teenager) wollten nicht bleiben. Der Kleene ist so groß wie ich, der Große 1,84 cm.
Ich wollte sie zurück begleiten. Das wollten sie nicht. "Hömma, Mama wir sind doch keine Babys. Lasse uns das alleine tun". Wenn ich ehrlich bin, sind sie für mich immer noch meine Babys. Ich habe mit ihnen ausgemacht, dass sie an den Zäunen vorbei gehen, wo die Polizei war und dass sie mich anrufen, wenn sie heil zu Hause sind. Ich bekam keinen Anruf. Normalerweise kann ich mich auf sie verlassen. Ich konnte sie nicht erreichen und sie mich nicht. Zusammenbruch des Handynetzes?! Wo bleibt die Erklärung?
Wir standen auf dieser Anhöhe. Neben uns links stand eine Gruppe junger Menschen, die blödelten. Sie behaupteten sie würden den Wodka-Energy-Drink trinken. Sie tranken Apfelsaft. Rechts standen ältere Menschen. Sie tanzten mit Begeisterung und tranken Mineralwasser. Ist es schlimm zu tanzen und ein wenig Spaß zu haben?
Nachdem die Mucketrucks kamen sind wir gegangen .Rave, rave, rave. Ja, das hat Spaß gemacht. Ihr seid auf dem falschen "Tripp". Im "Pott" haben Massenveranstaltungen Volksfestcharakter. Da geht die Oma mit dem Enkel, die Eltern mit den Kindern.... Das war keine reine Jugendlichenveranstaltung. Vom Kind bis zum (ich schätze ab 10 Jahre bis zu 65 Jahre) waren mehrere Altersgruppen vertreten. Das ist auch gut so, weil die "Oldies" Gelassenheit auströmen und ruhig bleiben. Wir haben mehrere Kinder gesehen, die sich ängstlich an die Erwachsenen klammerten.
Als die Trucks durchgefahren waren, (barbusige Frauen, die sich die Kleider vom Leib rissen haben wir nicht gesehen) kam eine Gruppe Polizisten vorbei und einer sprach laut in sein Funkgerät: "Diesen Wahnsinn kann ich nicht mehr verantworten. Hier sind viel zu viele Menschen durchgelassen worden". Darauf haben wir die Beine in die Hand genommen. Danke, Herr Polizist. Wir sahen niedergetrampelte Zäune, die wir von unserem Platz nicht sehen konnten. Mir wurde mulmig.
Ich sah meine Schwester an. Sie sah mich an. Wir brauchten nicht sprechen. Ich hatte ihre Hand in der meinen. Wissen Sie, was dann kam war furchtbar. Nicht absehbar. Viele Menschen wollten nach draußen. Sie waren in guter Stimmung. Wir konnten nicht mehr weiter. Wir standen noch locker in Reih ' und Glied. Wir sahen, wie Menschen an den Flutlichtmasten hoch kletterten. Am vorderen Mast (links vor dem Tunnel zur Karl-Lehr-Straße) tauchten Polizisten auf. Sie halfen den Menschen vom Mast auf das Gelände oben zu kommen. Man musste noch über eine Absperrung.
Wir sahen die Rampentreppe. Polizei und Ordner im Einsatz. Wir sahen, wie sich Menschen abmühten dort hoch zu kommen. Wir sahen bewusstlose Menschen und Menschen, die kurz vor der Bewusstlosigkeit waren, die man noch oben trug. Ein Polizist hat seinen Knüppel schwingen lassen. Ihm ging es wohl nicht schnell genug. Aufgrund der Proteste der Menschen und der Zurechtweisung seiner Kollegin hörte er schnell damit auf. Wir sahen die Mauer zwischen den Tunneln, wo die Menschen hoch kletterten. Links, rechts, geradeaus, hinter uns waren Menschen in Panik und ich habe nicht verstanden warum?
Wir bemühten uns die Menschen um uns herum zu beruhigen. Bleiben sie bitte ruhig. Drängeln sie bitte nicht. Nehmen sie bitte ihren Ellebogen aus meinem Kreuz. Zerquetschen sie mich bitte nicht. Immer schön cool bleiben. Von vorne kamen Menschen aus dem Tunnel Düsseldorfer Straße. Es wurde von allen Seiten gedrängelt. Die, die reinkamen erzählten, dass es keinen Ausgang mehr gäbe. Es sei alles gesperrt. Diese Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer und versetzte die Menschen erst recht in Panik. Es wurde immer enger. Wir schwankten hin und her. Eine Welle ging durch diese Menge.
Die Menschen fingen an mehr und mehr durchzudrehen. Warum gab es keine beruhigende erklärende Durchsage? Es gibt Megaphone und Microphone. Da war gar nichts im Zeitalter der Technik. Es wäre das Mindeste gewesen mit ruhiger Stimme zu sagen: "Beruhigen sie sich, halten sie inne, in ein paar Minuten ist die Lage geklärt. Gehen sie hier hin oder dort hin". Nichts. Der größte Fehler war für uns, dass niemand den Menschen sagte, was los ist.
Der junge Mann mit den leicht gelockten Haaren und dem schwarzen S-Thirt, an dem ich mich klammerte (albern, man hätte nicht umfallen können, aber man sucht Halt), dem schicke ich meinen Dank .Watt für ein menschliches Schnuckelchen. Ich stand kurz vor dem Kreislaufkollaps und er wedelte mir Luft zu. Wenn man so gedrängt steht, einem der Brustkorb gequetscht wird, bekommt man schlecht Luft.
Meine Schwester ruckte an mir. "Sieh mal, da oben". Da oben standen Ordner, Polizisten und Besucher, die nach links zeigten und wild gestikulierten. Sie wiesen den Weg zurück. Da stand aber auch ein Mann, der nach rechts zeigte. Ich richtete meinen Focus auf ihn. Wer war das? Wir haben nicht lange gefackelt und sind unserem Instinkt gefolgt. Nach wenigen Minuten konnten wir atmen. Wir waren raus aus der Masse kurz vor dem Tunnel Karl-Lehr-Straße. Atmen, atmen, atmen. Warum hat das keiner den panischen Menschen gesagt? Es flogen doch die Hubschrauber. Warum nicht? Polizisten meinten, wir sollten ganz schnell nach Hause gehen. Ab und zu höre ich auf die Polizei. Was im anderen Tunnel geschah, das wissen wir nicht.
Wir sind sprachlos durch den Tunnel. Ich dachte in dem Moment, ich wäre zum Elch geworden, wenn meine Kids dabei gewesen wären. Als wir aus dem Tunnel raus waren, fragten uns Ordner, was wir vorhaben. Ich sagte: "Nach Hause, nur noch nach Hause". Sie meinten es wird gleich alles abgesperrt und wir haben ihnen erzählt, wie die Situation ist. Einer wurde blass und rannte los.
Mein Kerl musste Pippi und während er in der Schlange an dem Dixie-Klos stand, trafen wir wieder auf die Aachener Polizisten. Wir haben ihnen gesagt, was sich abspielt. Sie wussten von nichts. Der mit dem Funkteil am Ohr flitzte sofort los. Handyverkehr zusammen gebrochen. Vielleicht auch der Funkverkehr?
Uns kamen Menschen entgegen, die zur Loveparade wollten. Wir haben sie gewarnt. Sie zauderten und meinten, sie gingen mal gucken. Ich hoffe, sie haben nur geguckt.
Zu Hause angekommen sprangen mir meine Kids entgegen und sagten, dass es Tote gab. Das waren wenige Minuten...Wenn sie glauben, dass die meisten betrunken oder vollgekifft waren, haben Sie sich getäuscht.
Ich fing an in der Küche zu werkeln (mein Ältester nennt es frusthantieren) , bis meine Schwester leichenblass in die Küche kam und sagte: "Es sind viele Tote". Mir fiel das Messer aus der Hand. Mir wurde schwummerig. Wir hatten unsere Schutzengel. Wir hatten unseren Instinkt. Man kann es auch Selbsterhaltungstrieb nennen.
Es ist nicht so einfach alles zu schreiben. Ich werde es aber tun. Jede Szene, jeden Moment, den wir gesehen haben. Nach und nach. Aus den Puzzlesteinen muss ein fertiges Puzzle werden.
Hier ist noch ein Bericht.
Wir haben die Rede von Frau Kraft gehört. Ihre Stimme klang brüchig und zittrig. Ich dachte, da steht ein Mensch, der gleich in Tränen ausbricht. Ihr Sohn war bei der Loveparade. Ich hoffe, sie hat das nicht geschauspielert und lässt ihren Worten Taten folgen. Frau Kraft, wenn sie das sind, was sie "vorgeben" zu sein, können sie möglicherweise eine gute Landeschefin werden. Denken Sie daran Frau Kraft.
Mein noch 13jähriger Sohn teilte mir schon Wochen vorher mit: "Mama, ich gehe zur Loveparade um abzuraven". Er mag Technomucke. Mein Ältester, der keine Technomucke mag, sagte ihm: "Du glaubst doch wohl nicht, dass Mutti dich unbeaufsichtigt gehen lässt?!" Nein, das hat sie nicht. Meine ältere Schwester, die Massenveranstaltungen nicht besonders gerne mag, hat sich spontan Samstagmittag angeschlossen. Wir nennen sie die Gouvernante.
Wir waren am Tunnel verabredet mit Mitmenschen, die schon längst dort waren. Es hörte sich bizarr an. Die Verständigung klappte schon ab ca. 14.00 h nicht mehr richtig. An der Koloniestraße stellten wir fest, dass die dort anwesenden Ordner und Polizisten nicht besonders gut informiert waren. Sie schickten die Leute von Pontius nach Pilatus. Es gab viele Irrwege. Die Sperrung der Straßen und Wege war keine gute Idee.
Wir gingen zur Grabenstraße und klebten fest an der Kreuzung Graben-, Kommandantenstraße. Wir sahen und hörten, wie Polizisten bespukt und beschimpft wurden. Muss man so miteinander umgehen?! Wundert Ihr Euch, wenn sie am Rad drehen (können)? An der Stelle standen Polizisten aus Aachen. Ich zog meine Brut raus und habe mich mit den PolizistInnen unterhalten. Sie gaben die Absperrung für uns frei mit der Begründung, dass wir Anwohner seien. Bei Penny und Kik kam man nicht durch. Der Bereich war hinten abgesperrt. Also wieder zurück mit einem Äugsenzwinkern an die verwunderten PolizistInnen aus Aachen.
Wir standen vor Ordnern. Ich sah viele "Kinder"gesichter. Ihnen fehlte die Erfahrung. Als ich die Absperrungen sah, habe ich gefragt, ob das Absperrungen seien oder Käfige? Ein Ordner, höchstens 18 Jahre jung meinte, dass erschiene mir nur so und ich meinte, ob er sie noch alle an der Latüchte hätte?
Wir wurden durchsucht wegen Glasflaschen. "Leider" fand man in unseren Rucksäcken nicht das "Befürchtete". Ich habe dem Ordner gesagt: "Wenn sie mir die Butterbrote zerquetschen, werde ich sauer". Seine Hände wurden sehr vorsichtig. Schokolade, Limonade, rote Schorle, Butterbrote, Mineralwasser, vier Flaschen Bier in Plastik und mein Ältester hat ein Buch eingepackt. Das ist "typisch" für ihn. Mein Rucksack hat Seiten-, Vorder- und Hintertaschen. Man hätte eine Menge durchschleusen können. Darauf habe ich einige Ordner aufmerksam gemacht. Hallo, durchsucht ihr richtig oder macht ihr gerade 'ne Luschennummer? Wie war das mit der Sicherheit? Sie waren hilflos und schlecht geschult.
Wir kamen an den Tunnel. Karl-Lehr-Straße. Es war sehr laut im Tunnel durch Trillerpfeifen, Vuvuzelas und hier übliche Fussballtröten. Mein Ältester ist von einem Mann dumm angemacht worden. Er nahm meine Hand in die Seine. Den Typ habe ich eines besseren belehrt. Wir hörten nicht nur diese ätzenden Geräusche, wir sahen die Wildpinkler. Ekelig. Könnten sich die Herren der Schöpfung das mal abgewöhnen?
Wir gingen die Rampe hoch. Wir sahen, wie es da aussah. Meine Kinder rückten immer näher an mich. Wir gingen durchs Gelände und fanden einen Platz an der Anhöhe. Rechts war das alte Güterbahnhofsgelände. Meine Kinder (das sind Teenager) wollten nicht bleiben. Der Kleene ist so groß wie ich, der Große 1,84 cm.
Ich wollte sie zurück begleiten. Das wollten sie nicht. "Hömma, Mama wir sind doch keine Babys. Lasse uns das alleine tun". Wenn ich ehrlich bin, sind sie für mich immer noch meine Babys. Ich habe mit ihnen ausgemacht, dass sie an den Zäunen vorbei gehen, wo die Polizei war und dass sie mich anrufen, wenn sie heil zu Hause sind. Ich bekam keinen Anruf. Normalerweise kann ich mich auf sie verlassen. Ich konnte sie nicht erreichen und sie mich nicht. Zusammenbruch des Handynetzes?! Wo bleibt die Erklärung?
Wir standen auf dieser Anhöhe. Neben uns links stand eine Gruppe junger Menschen, die blödelten. Sie behaupteten sie würden den Wodka-Energy-Drink trinken. Sie tranken Apfelsaft. Rechts standen ältere Menschen. Sie tanzten mit Begeisterung und tranken Mineralwasser. Ist es schlimm zu tanzen und ein wenig Spaß zu haben?
Nachdem die Mucketrucks kamen sind wir gegangen .Rave, rave, rave. Ja, das hat Spaß gemacht. Ihr seid auf dem falschen "Tripp". Im "Pott" haben Massenveranstaltungen Volksfestcharakter. Da geht die Oma mit dem Enkel, die Eltern mit den Kindern.... Das war keine reine Jugendlichenveranstaltung. Vom Kind bis zum (ich schätze ab 10 Jahre bis zu 65 Jahre) waren mehrere Altersgruppen vertreten. Das ist auch gut so, weil die "Oldies" Gelassenheit auströmen und ruhig bleiben. Wir haben mehrere Kinder gesehen, die sich ängstlich an die Erwachsenen klammerten.
Als die Trucks durchgefahren waren, (barbusige Frauen, die sich die Kleider vom Leib rissen haben wir nicht gesehen) kam eine Gruppe Polizisten vorbei und einer sprach laut in sein Funkgerät: "Diesen Wahnsinn kann ich nicht mehr verantworten. Hier sind viel zu viele Menschen durchgelassen worden". Darauf haben wir die Beine in die Hand genommen. Danke, Herr Polizist. Wir sahen niedergetrampelte Zäune, die wir von unserem Platz nicht sehen konnten. Mir wurde mulmig.
Ich sah meine Schwester an. Sie sah mich an. Wir brauchten nicht sprechen. Ich hatte ihre Hand in der meinen. Wissen Sie, was dann kam war furchtbar. Nicht absehbar. Viele Menschen wollten nach draußen. Sie waren in guter Stimmung. Wir konnten nicht mehr weiter. Wir standen noch locker in Reih ' und Glied. Wir sahen, wie Menschen an den Flutlichtmasten hoch kletterten. Am vorderen Mast (links vor dem Tunnel zur Karl-Lehr-Straße) tauchten Polizisten auf. Sie halfen den Menschen vom Mast auf das Gelände oben zu kommen. Man musste noch über eine Absperrung.
Wir sahen die Rampentreppe. Polizei und Ordner im Einsatz. Wir sahen, wie sich Menschen abmühten dort hoch zu kommen. Wir sahen bewusstlose Menschen und Menschen, die kurz vor der Bewusstlosigkeit waren, die man noch oben trug. Ein Polizist hat seinen Knüppel schwingen lassen. Ihm ging es wohl nicht schnell genug. Aufgrund der Proteste der Menschen und der Zurechtweisung seiner Kollegin hörte er schnell damit auf. Wir sahen die Mauer zwischen den Tunneln, wo die Menschen hoch kletterten. Links, rechts, geradeaus, hinter uns waren Menschen in Panik und ich habe nicht verstanden warum?
Wir bemühten uns die Menschen um uns herum zu beruhigen. Bleiben sie bitte ruhig. Drängeln sie bitte nicht. Nehmen sie bitte ihren Ellebogen aus meinem Kreuz. Zerquetschen sie mich bitte nicht. Immer schön cool bleiben. Von vorne kamen Menschen aus dem Tunnel Düsseldorfer Straße. Es wurde von allen Seiten gedrängelt. Die, die reinkamen erzählten, dass es keinen Ausgang mehr gäbe. Es sei alles gesperrt. Diese Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer und versetzte die Menschen erst recht in Panik. Es wurde immer enger. Wir schwankten hin und her. Eine Welle ging durch diese Menge.
Die Menschen fingen an mehr und mehr durchzudrehen. Warum gab es keine beruhigende erklärende Durchsage? Es gibt Megaphone und Microphone. Da war gar nichts im Zeitalter der Technik. Es wäre das Mindeste gewesen mit ruhiger Stimme zu sagen: "Beruhigen sie sich, halten sie inne, in ein paar Minuten ist die Lage geklärt. Gehen sie hier hin oder dort hin". Nichts. Der größte Fehler war für uns, dass niemand den Menschen sagte, was los ist.
Der junge Mann mit den leicht gelockten Haaren und dem schwarzen S-Thirt, an dem ich mich klammerte (albern, man hätte nicht umfallen können, aber man sucht Halt), dem schicke ich meinen Dank .Watt für ein menschliches Schnuckelchen. Ich stand kurz vor dem Kreislaufkollaps und er wedelte mir Luft zu. Wenn man so gedrängt steht, einem der Brustkorb gequetscht wird, bekommt man schlecht Luft.
Meine Schwester ruckte an mir. "Sieh mal, da oben". Da oben standen Ordner, Polizisten und Besucher, die nach links zeigten und wild gestikulierten. Sie wiesen den Weg zurück. Da stand aber auch ein Mann, der nach rechts zeigte. Ich richtete meinen Focus auf ihn. Wer war das? Wir haben nicht lange gefackelt und sind unserem Instinkt gefolgt. Nach wenigen Minuten konnten wir atmen. Wir waren raus aus der Masse kurz vor dem Tunnel Karl-Lehr-Straße. Atmen, atmen, atmen. Warum hat das keiner den panischen Menschen gesagt? Es flogen doch die Hubschrauber. Warum nicht? Polizisten meinten, wir sollten ganz schnell nach Hause gehen. Ab und zu höre ich auf die Polizei. Was im anderen Tunnel geschah, das wissen wir nicht.
Wir sind sprachlos durch den Tunnel. Ich dachte in dem Moment, ich wäre zum Elch geworden, wenn meine Kids dabei gewesen wären. Als wir aus dem Tunnel raus waren, fragten uns Ordner, was wir vorhaben. Ich sagte: "Nach Hause, nur noch nach Hause". Sie meinten es wird gleich alles abgesperrt und wir haben ihnen erzählt, wie die Situation ist. Einer wurde blass und rannte los.
Mein Kerl musste Pippi und während er in der Schlange an dem Dixie-Klos stand, trafen wir wieder auf die Aachener Polizisten. Wir haben ihnen gesagt, was sich abspielt. Sie wussten von nichts. Der mit dem Funkteil am Ohr flitzte sofort los. Handyverkehr zusammen gebrochen. Vielleicht auch der Funkverkehr?
Uns kamen Menschen entgegen, die zur Loveparade wollten. Wir haben sie gewarnt. Sie zauderten und meinten, sie gingen mal gucken. Ich hoffe, sie haben nur geguckt.
Zu Hause angekommen sprangen mir meine Kids entgegen und sagten, dass es Tote gab. Das waren wenige Minuten...Wenn sie glauben, dass die meisten betrunken oder vollgekifft waren, haben Sie sich getäuscht.
Ich fing an in der Küche zu werkeln (mein Ältester nennt es frusthantieren) , bis meine Schwester leichenblass in die Küche kam und sagte: "Es sind viele Tote". Mir fiel das Messer aus der Hand. Mir wurde schwummerig. Wir hatten unsere Schutzengel. Wir hatten unseren Instinkt. Man kann es auch Selbsterhaltungstrieb nennen.
Es ist nicht so einfach alles zu schreiben. Ich werde es aber tun. Jede Szene, jeden Moment, den wir gesehen haben. Nach und nach. Aus den Puzzlesteinen muss ein fertiges Puzzle werden.
Hier ist noch ein Bericht.
Wir haben die Rede von Frau Kraft gehört. Ihre Stimme klang brüchig und zittrig. Ich dachte, da steht ein Mensch, der gleich in Tränen ausbricht. Ihr Sohn war bei der Loveparade. Ich hoffe, sie hat das nicht geschauspielert und lässt ihren Worten Taten folgen. Frau Kraft, wenn sie das sind, was sie "vorgeben" zu sein, können sie möglicherweise eine gute Landeschefin werden. Denken Sie daran Frau Kraft.
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