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Nazi-Ufos im Maisfeld
Der Ausbau der "Straße der Gewalt", bisher ein Standortvorteil, der Mahner und Warner magisch nach Osten zog, ist mit einer ersten Raststätte für Bayern fortgesetzt worden. Mit einem Hakenkreuz, das in ein Maisfeld getrampelt wurde, haben die Einwohner des kleinen Örtchens Aßling klargemacht, dass Rechtsextremismus und Neofaschismus eine gesamtdeutsche Angelegenheit sein müssen. Weder Zeit noch Ort für die Aktion waren Zufall: Mais galt in der früheren deutschen Sowjetrepublik hinter dem eisernen Vorhang als "die Wurst am Stengel", Ziel der Maismaler sei es gewesen, die arglosen Besucher eines Flughafenfestes in der Nähe mit dem schlimmen Anblick zu schocken, konnte die Süddeutsche Zeitung durch intensives Nachdenken herausfinden.
Der Plan, den für das kommende Jahr angesetzten Kinostart des Space-Nazi-Filmes "Iron Sky" mit dem unmissverständlichen Symbol anzuteasern und die Kinofans neugierig auf die Rückkehr Adolf Hitlers aus dr n-tv-Redaktion in den aktiven Staatsdienst zu machen, ging aber nicht auf. "Gesehen haben es nur wenige", sagt Thomas Bauer vom Flugsportklub. Der Luftraum über dem Feld sei für Passagierflüge gesperrt - lediglich Kunstflieger hätten das Hakenkreuz sehen können. Dennoch sei er immer noch entsetzt und verärgert, "wie schamlos das Fliegerfest von den Tätern missbraucht wurde".
Die meisten Besucher hätten bis heute nicht einmal etwas mitbekommen, hätte die "SZ" nicht angeprangert, was die Nazi-Ufos im Feld von Landwirtin Elisabeth Koller angerichtet haben. Zehn Jahre, nachdem 13-Jährige ein Hakenkreuz in den Sandkasten des örtlichen Kindergartens getrampelt hatten, steht Aßling wieder im Focus der internationalen Presse. "Ich fühle mich, als hätte man mir einen Kübel Wasser über den Kopf gekippt", gab sie noch vor der ersten Feldschau zu Protokoll. "Die sind da ganz sachte rein, um dann mit aller Gewalt die Pflanzen niederzutrampeln."
"In alle vier Richtungen drei Reihen Mais", berichtet der Reporter, "Spuren etwa so breit, wie sie ein Bulldog hinterlässt." Insgesamt messe das Hakenkreuz etwa 20 auf 20 Meter und sei damit halb so groß wie ein Handballfeld, hat die SZ errechnet. Die Kriminalpolizei Erding ermittelt wie immer, wenn Kornkreise Teile der Ernte vernichten. Beamte flogen mit einem Hubschrauber das Feld ab, um Visitenkarten der Täter zu suchen, Eigentümer, Anwohner und Pächter wurden von Beamten vernommen. Klar sei aber, sagt Gerhard Karl vom Verfassungsschutzes in Erding, dass die Staatsanwaltschaft Anweisung zur Beseitigung des Kreuzes geben werde. "Andernfalls würde die Straftat Bestand haben", wie durch die Bilder, die die SZ ins Internet gestellt hat. Nach Angaben der Pressestelle der Polizei Oberbayern Nord wird die Familie Koller dafür entschädigt, dass sie mit ein wenig mehr Trampelei aus dem Hakenkreuz vier kleine Quadrate macht.
Das wird Elisabeth Koller erleichtern, andere Sorgen bleiben. "Ich mache mir Sorgen, was da für eine Generation heranwächst." Man wisse nicht mehr, was der Nachbar macht - "das ist schlimm", sagt die Bäuerin, die jetzt auf Google Street View hofft, um eine engere Überwachung der Nachbarschaft zu gewährleisten. Bis dahin bleibt der Landkreis Ebersberg aus Sicht engagierter Bürger ein Schwerpunktbereich rechter Übergriffe: Bei nur 127.000 Einwohner gab es 2009 acht Fälle von Hakenkreuzschmierereien, in diesem Jahr sind es mit dem Maiskreuz bereits sieben. Die örtliche Politik folgt derweil der üblichen Strategie der Verharmlosung, des Wegschauens und der Ignoranz. CSU-Bürgermeister Werner Lampl ließ die SZ glasklar wissen: "Es gibt keine rechte Szene in unserem Ort", zitierte der Bayer Matthias Damm, Bürgermeister des sächsischen Städtchens Mittweida.
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