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Menschenrecht als Grundlage

Die Arbeit an diesem Blog bezieht sich auf menschenrechtliche Grundlagen.

-Art. 5 Abs. 1 S. 1 Grundgesetz (Meinungsfreiheit)
-Art. 5 Abs. 1 S. 2 Grundgesetz (Informationsfreiheit)
-Art. 5 Abs. 1 S. 3 Grundgesetz (Pressefreiheit)
-Art. 5 Abs. 1 S. 4 Grundgesetz (Zensurverbot)
-Art. 19 Allgem. Erkl. der Menschenrechte sowie Art. 19 Uno-Zivilpakt (Meinungs- und Informationsfreiheit auch Staatsgrenzen überschreitend)
-Art. 1 von Uno-Resolution 53/144 (schützt das Recht, sich für die Menschenrechte zu engagieren)

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Mittwoch, 16. Februar 2011



http://heut-schon-gedacht.blogspot.com/2011/02/shalom-aljechem.html

Shalom Aljechem

Nach längerem Zögern entschieden wir uns, Israel zu besuchen. Trotz dessen, dass wir keine Christen sind, wollten wir einmal die Stätten besuchen, die unserem westlichen Kulturverständnis zu Grunde liegen. Die Reise hieß eigentlich "Israel entdecken". Eigentlich -  wir wurden dann aber doch kurzerhand zu einer Bibelgruppe umfunktioniert. Aber davon will ich nicht berichten.

Das Land hinterließ in mir einen zwiespältigen Eindruck.

Zu allererst musste ich daran denken, wie es früher bei uns in der DDR war. Damals hieß es immer "von der Sowjetunion lernen heißt, siegen lernen". Dem entsprechend war alles, was aus der damaligen UdSSR kam das Größte, das Schönste, das auf dem wissenschaftlichen Toplevel stand, mal ganz davon abgesehen, dass die DDR, auch die größte und schönste DDR war. Nach der Wende erlebte ich dies in Island. Alles was die Isländer schufen, war das Größte und Schönste in der Welt und völlig einmalig. Danach musste ich das gleiche in Polen hören. Ohne Polen säßen die Europäer noch im Urwald auf den Bäumen oder wären türkisch. Nun das déjá vu in Israel. Israel hat die beste HiTec, die größten und saftigsten Orangen, die beste Landwirtschaft ... und ... und ... und ... auf der Welt. Ich glaube, dass alle kleinen Länder, die dann dazu noch als Land ein geringes Selbstwertgefühl haben, ähnlich sind. Das fand ich äußerst witzig. Aber das nur nebenbei.

Unser Reiseleiter war ein Zionist, wie er m.E. im Buche steht. Sein Volk ist Gottes auserwähltes Volk. Vormals Soldat - wie jeder - aber nicht nur einfacher, sondern er musste auch eine etwas höhere Charge gewesen sein. Ich hatte den Eindruck, dass seine Aufgabe darin bestand, uns Touristen zu vermitteln, wie gerecht und gut doch Israel sei und dass Israel ein völlig verkanntes Land wäre. Schließlich würden sie im Krieg mit Terroristen stehen, die sie mit allen Mitteln bekämpfen müssten. Soweit so gut oder auch nicht gut.

Im Laufe der 7-Tage-Reise wurde uns der Palästinenser als völlig terroristisches Wesen vorgeführt, welcher die Segnungen, die Israel anbietet, nicht würdigt, sondern lieber Bomben wirft. Ein Araber macht nichts aus dem Land, was ihm zugewiesen wurde. Er beharrt auf bestimmte heilige Stellen, die aber nicht heilig sind, zumindest nach israelischer Sicht. Israel zerstört keine heiligen Stätten, es sei denn, sie wären illegal. Da stellt sich die Frage: Wer legt fest, was illegal ist. 

In den Straßen laufen junge Männer mit Gewehren übergehängt herum - Soldaten auf Urlaub. Man stelle sich 17-, 18-jährige junge Männer vor, im Trüppel zusammen. Da hofft man nur, dass niemand sich provoziert fühlen möge und man sich dann mitten in einer Auseinandersetzung wiederfinden würde. Die jungen Leute erhalten 5 x in ihrer Militärzeit Schulungen in Yad Vashem. Ich habe mich gefragt, was man den jungen Menschen dort sagt. Wird ihnen dort Hass gegenüber den Arabern eingeflößt? Friedenswillen sicherlich nicht. Das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.

Unser Busfahrer war ein Palästinenser. Unser Reiseleiter sagte immer zu ihm, dass er sein guter Freund wäre. Meine Beobachtungen zeigten mir das nicht. Meist war der Busfahrer nicht mit unserem Reiseleiter zusammen. Wenn der etwas vergessen hatte, musste Hussein laufen und das Vergessene aus dem Bus holen. Mir kamen diese Freundschaftsbekundungen irgendwie wie Theater vor, dass uns vorgespielt wurde.

In unserer Reisegruppe habe ich mich mit einem Mitreisenden unterhalten, der meinte, dass die Israelis nicht anders könnten, weil sie ja viele Bombenanschläge hätten verkraften müssen. Da würden dann Frauen und Kinder zerrissen, Unschuldige. Ich gab zu bedenken, dass man sich auch mal in die Lage der Palästinenser hineinversetzen sollte. Als bei uns in der DDR die Wende kam, wurden Menschen aus Häusern verjagt, die dort ihr Leben lang drinnen gewohnt hatten, weil Rückgabe vor Abfindung festgelegt war. Es gab bei uns Menschen, die sich deshalb umbrachten. Ob die nicht auch gern eine Bombe geschmissen hätten? Oder in wem wallt es nicht, wenn er als Ostdeutscher als Bürger 2. Klasse behandelt wird? Unser Temperament ist nur so mild, dass wir nicht zu Terroristen werden. Wir haben auch in unserer Kultur keine Blutrache.

Israel provoziert die Araber oft so um drei Ecken, so hinterrücks, so dass sie sich ohnmächtig fühlen und dann irgendwie handeln und sicherlich falsch handeln. 

Nein, ich habe kein Verständnis für die gegenseitigen Provokationen: Der hat meine Sandburg kaputt gemacht, jetzt mache ich seine kaputt und wenn er aufmuckt, sage ich das meinem großen Bruder, der ihm dann vor seine Türe spuckt. Unter vernünftigen Menschen müsste doch ein Weg zu finden sein, um beide Interessen, die der Palästinenser und der Israelis, unter einen Hut zu bekommen. Nur, findet man dort vernünftige Menschen? Wie kann man sich mit Personen einigen, die meinen, ein von Gott gesandtes Volk zu sein? Viele Fragen - keine Antworten.

Und wieder tauchte die Frage auf: Ab wieviel Ermordeten ist ein Verbrechen ein Verbrechen. Ist es nicht egal, ob die Weltpresse 2500 ermordete in Dschenin meldete und es "nur" 53 waren? Auf unsere Frage hin, waren das eben alles Terroristen. Es waren aber nicht nur Terroristen, auch Frauen und Kinder und Greise. Ist es gerecht, Häuser niederzuwalzen, weil vielleicht Terroristen dort drinnen waren? Oder auch nicht? Hauptsache es wird zerstört? Unser israelischer Reiseleiter wollte davon nichts hören. Israel ist  immer im Recht - egal was es tut. Wirklich? Wie kann ich mit einem anderen Volk Frieden schließen, wenn ich es verachte? Seine Verachtung für den arabischen Bevölkerungsteil drang aus allen Knopflöchern. 

Am meisten hat mich ein arabischer Christ im ummauerten Bethlehem berührt. Das war ein älterer, stiller Mann. Er meinte, dass wir zwar viel zu kurz in Israel und Palästina wären, um die Verhältnisse richtig einschätzen zu können, aber er gab uns mit auf den Weg, zu Hause über die Situation der Palästinenser nachzudenken.  

Wir wollen doch nur über uns bestimmen können, meinte er und das sagte er uns, wo er doch  in einem sogenannten Autonomiegebiet wohnte. Wir wollen doch nur über unsere eigenen Ressourcen bestimmen können. Wir haben Wasser, was uns gehört, aber die Israelis bestimmen, wieviel und wann wir es bekommen. Solange die Mauer stünde, gäbe es keinen Frieden, meinte er dann zuletzt.

Das war leider der einzige Palästinenser mit dem wir in Berührung kamen. Seine leise Stimme war für mich aber umso eindringlicher.

Die jüdischen Israelis haben aus dem Holocost nur eines gelernt - zurückzuschlagen. Die andere Lehre, die sie daraus hätten ziehen können, dass man Menschen nicht in 1. und 2. Klasse einteilt, diese Lehre haben sie nicht gezogen. Der Faschismus begann nicht mit der Vernichtung von 6 Millionen Juden. Er begann damit, dass jüdische Menschen diskriminiert wurden. Die Diskriminierung bereitete das Feld für die darauf folgenden Gräuel.

Als Außenstehender kann man kaum Ratschläge erteilen, da die Situation zu verfahren ist, nur wenn Menschen nicht gleichberechtigt leben können, solange wird es keinen Frieden geben.


Ich glaube, dass es im Untergrund dort brodelt und der Ausbruch neuer Gewalt nur eine Frage der Zeit ist. Das ist so ein Bauchgefühl, nach den vielen stillen Beobachtungen, die ich dort gemacht habe. Als wir vom Toten Meer mitten in der Nacht nach Tel Aviv zum Flughafen gefahren wurden, nahm man auch nicht den kürzesten Weg durch die Westbank. Es wurde der längere, sichere (?) Weg außerhalb der Westbank genommen.


Ein mexikanischer Präsident indianischer Abstammung sagte einmal sinngemäß Die Anerkennung der Rechte anderer - das ist der Frieden.


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PS: Übrigens habe ich auch ein neues Blog für meine Reiseerlebnisse eingerichtet. Heute steht noch nichts drinnen, aber es wird sich im Laufe der Zeit füllen.

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