So ganz glücklich war also das Städtchen Kehlheim nicht, dass inzwischen so Einiges schief gelaufen war. Trotzdem erscheinen hier schon um 16 Uhr am Nachmittag die hartnäckigen Fans von Guttenberg, damit sie auch ein Plätzchen bekommen. Einige Zeit später stellen sich auch Kritiker ein, und Demonstranten, die seinen Rücktritt fordern.
Daraus wird aber nichts werden, denn die Kanzlerin hält ihren Guttenberg als Verteidigungsminister für unverzichtbar. Sie hat wohl gerade keinen anderen, den sie in diesem Job verheizen kann - und, es sagt viel aus über die politische Moral in diesem Land.
Kurz nach 19 Uhr erscheint er, und nach dem Begrüssungsgeplänkel, den Ovationen und Bekundungen seiner Fans verkündet er, dass er auf den "Doktor" verzichten wird - dauerhaft. Der Verzicht sei schmerzhaft, aber - naja... es muss wohl sein. Dann entschuldigt er sich bei allen und seinem Doktorvater.
Er habe "Blödsinn" geschrieben, sagte Guttenberg, und merkte nicht, dass er damit wieder unschuldige Menschen abwertet, Leute diskriminiert, die nichts dafür konnten, dass er bei ihnen abgeschrieben hatte. Ein wenig Entschuldigung darum herum - ist das wirklich genug? In seinem Schmerz über den Verlust eines Titels, den er sich reichlich bequem verschafft hat, merkt er gar nicht, wie er schon wieder irgendwie involvierte und beteiligte Menschen bespuckt, und auf alles einen Dreck gibt, das ehrliche Arbeit ausmacht.
Damit nicht genug: Das Wahlvolk wird dadurch auch verspottet Was er mit dem Satz abtut: Er habe Blödsinn geschrieben - bedeutet, dass er gelogen hatte, und dass also sein Werk eben doch ein Plagiat ist - Betrug, eine Fälschung. Treffend beschreibt die Financial Times, was hierbei gerade geschieht:
Zitat:
"Dem Minister sind also nicht nur Fehler unterlaufen. Vielmehr hat er gelogen. Dabei wäre die Fälschung seiner Dissertation sogar noch zu verzeihen gewesen - hätte er sich konsequent entschuldigt und reumütig gezeigt.
Die Kommunikationsstrategie, mit der sich Guttenberg aus der größten Krise seiner Politikerkarriere zu befreien versucht, macht genau das unmöglich. Sie macht diesen Mann nachgerade gefährlich. Dabei geht es nicht nur darum, dass er als Vorbild für Ehrlichkeit versagt. Noch bedenklicher: Guttenberg verhöhnt die Wähler. Schamlos setzt er auf deren löchriges Gedächtnis und Empfänglichkeit für populistische Huberei. Seine Eingeständnisse im Zweitagestakt versucht er mit einem simplen Trick zu kaschieren, seinem einzigen. Es ist der Trick eines Angebers: Kraftstrotzendes Auftreten, geradlinige Rhetorik.
Seine Hoffnung ist, dass die kleinen Dosen Geständnisse und Eingeständnisse vormaliger Lügen, die er wie beiläufig unter das Wahlvolk streut, daran zerschellen. So arbeitet ein Populist im Internetzeitalter: Er hofft, dass die Flut an täglich neuen spektakulären Meldungen den Unrat wegspült. Die Wähler vergessen. Der Eindruck verbleibt, da halte jemand Kurs."
Der Artikel findet sich hier:
http://www.ftd.de/politik/deutschland/:plagiatsaffaere-des-ministers-guttenberg-das-anti-vorbild/60015467.htmlSo billig und wohlfeil wie er alles abtut, was ihm lästig erscheint, so geht er auch damit um. Anscheinend hatte Guttenberg am Wochenende endlich einmal einen Blick in das dubiose Werk riskiert. Seine Verkündigung, nicht mehr Doktor sein zu wollen ist auch wieder so ein merkwürdiger Entschluss, denn rechtlich gesehen ist es ein wenig anders: Er kann den Titel nicht führen, ja, aber so einfach ablegen kann er diesen nicht. Nur die Universität kann ihm diesen wieder abnehmen.
Dass die Veranstaltung mit Guttenberg in dem Land stattfand, das von Roland Koch lange Zeit regiert worden war, passt wie die Faust aufs Auge. Roland Koch sass denn auch neben Guttenberg an diesem Abend...
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,746888,00.html
Es ist zu hoffen, dass der Wähler sich gegen Lüge und Betrug entscheidet, die leider in diesem Staat zur Grundlage der Politik geworden sind.
http://www.ftd.de/politik/deutschland/:konsequenz-aus-der-plagiatsaffaere-guttenberg-will-doktortitel-zurueckgeben/60015461.html
Eine gute Zusammenfassung findet sich auch hier:
http://menschenzeitung.de/?p=5652
Und noch ein guter Kommentar - über die Gefährlichkeit, in die Guttenberg hineinsteuert:
http://www.fixmbr.de/karl-theodor-zu-guttenberg-ein-deutscher-sarah-palin/?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+fixmbr_de+%28F!XMBR%29
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