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Brief von Hans Söllner an den Herrn Richter
Sehr geehrte Herrichter und HerrichterinnenNun gehe ich nicht davon aus dass Sie dieses mal zu meinen Gunsten entscheiden
werden und erlaube mir Ihnen dieses Schreiben zu schicken. Da ich selbst auch kein
Interesse daran habe meine Zeit mit Ihnen zu verbringen und es mir persönlich
sowieso egal sein kann ob Sie nun anerkennen dass ich zum Glauben der Rasta übergetreten
bin oder nicht, möchte ich Ihnen auf diesem Wege doch noch meine Gedanken mitteilen.
Wie konnte ich annehmen dass in einem Land das von Feiglingen und Ignoranten
regiert wird die Richter und Staatsanwälte mutgier sind als die, die diese bezahlen.
Natürlich hätte ich wissen müssen dass ihre Laufbahn als Beamte
in diesem Staat gefährdet ist wenn das Urteil zu meinen Gunsten ausgefallen wäre.
Abgesehen von religiösen Gründen, die durchweg friedlich, ehrlich und
respektvoll gemeint waren glaube ich nicht dass Sie das Ausmaß von dem
erkannt haben was dieses Urteil für mich bedeutet.
Im Nachhinein könnte ich mich noch dafür ohrfeigen, dass ich dieses Spiel
mitgespielt habe und Ihnen (um Ihre Worte wiederzugeben) einen lustigen
Nachmittag beschert habe. Auch das die Presse auf ihe Kosten gekommen ist
belastet mich sehr und dieser Auftritt nicht besser gewertet wurde als eine weitere
Folge des königlich, bayrischen Amtsgerichts. Sie haben mich nicht mit dem
gebührenden Respekt behandelt der mir als freier Bürger dieser Welt
zustehen sollte.
Vielleicht wäre es gerade für diese Sache wichtig gewesen dass alle Richter
unvoreingenommen durch ihre eigene Religionsanschauung und ihren Glauben,
darüber urteilen ob ich das sein darf wofür ich klagen musste.
Kein einziger von Ihnen hat sich über den Glauben, den ich seit nunmehr
neun Jahren angehöre, auch nur im Vorfeld Gedanken gemacht und kein
einziger von Ihnen war schwarz (abgesehen von Ihrer politischen Gesinnung).
Vielleicht wäre Ihr Urteil anders ausgefallen wenn Sie sich die Mühe gemacht
hätten mich zu besuchen um einen Tag meines Lebens mit mir zu verbringen,
meine Frau und meine Kinder kennenzulernen und sehen wie ich wohne. Vielleicht
wäre es für eine gerechte Urteilsfindung von nöten gewesen zu sehen dass
ich nicht auf dem Boden schlafe und sich keine Kakerlaken in meinem
Kühlschrank von Schimmelpilz ernähren und auch meine Kinder nicht
ungewaschen und dreckig im Müll aufwachsen. Vielleicht hätten Sie dann
erkannt, dass zu meinem Glauben Sauberkeit und Ordnung gehören, nicht nur
kiffen und prall sein.
Ja vielleicht, vielleicht, vielleicht.
Es fällt mir schwer zu glauben dass Sie wahre christen sind denn zum Christ
sein gehört auch das Wissen um die Vielfältigkeit, die diese Welt hervor bringt.
Das Wissen, um Milliarden Menschen die es gibt auf dieser Welt und sie
alle haben einen anderen fingerabdruck und es wird niemals zwei
gleiche geben.
Das Wissen, dass es nur darum ging, mir Ihre Hilfe nicht zu versagen um die
ich Sie gebeten hatte.
Das Wissen, dass mein Leben nur eine Lüge wäre, wenn ich mich zu Ihresgleichen
machen lassen würde.
Das Wissen, das ich mich auf Sie verlassen kann wenn ich Ihre Hilfe brauche
und Sie nicht, korrupt und bestechlich, gegen mich kämpfen.
Das Wissen, dass ich dieses Urteil für mich nicht anerkennen kannw eil ich eben
bin was ich bin und weiß, dass es gut ist nicht an einem schlechten Gott zu glauben.
Wäre ich nicht das was ich bin würden Sie mich dazu zwingen in dunklen
Gassen und Absteigen von herruntergekommenen Kiffern und Dealern
an das Kraut zu kommen das ich brauche um meinen Glauben auch leben
zu können. Vielleicht hat eines Ihrer Kinder, auch aus nicht religiösen Gründen,
einmal das Bedürfnis oder einfach die Lust dazu dieses Kraut zu rauchen und
vielleicht kommt es an einen Verkäufer dem es egal ist was aus diesem Kind wird,
dann werden Sie an mich denken müssen und sich für Ihre Feigheit schämen.
Vielleicht reicht es aber auch, dass Sie das nächste mal wenn Sie durch Ihre Stadt
gehen Ihre Augen aufmachen und sehen wie ein dreizehnjähriges Mädchen
in das Auto eines freiers steigt um ihn für 50 Mark den Schwanz zu lutschen,
damit es sich den nächsten Schuß setzen kann.
Vielleicht wollte auch dieses Kind bloß einmal probieren und war nur neugierig.
Durch Sie und Ihre Kollegen, die doch so darauf bedacht sind nur das Beste
für dieses Volk zu wollen wurde es gezwungen zu lügenund ist an Leute geraten,
die nur durch die Arroganz von eben diesen Richtern, Geschäfte machen können.
geschäfte die diesem Mädchen das Leben kosten können.
Aber das soll nicht Ihr Problem sein und so wie ich glaube dass es ihnen egal
ist ob ich vorbestraft sein werde, wenn mich Ihre Schergen mit dieser
noch verbotenen Droge erwischen (ich werde mich nicht zwingen lassen
die Dunkelheit zu suchen), so glaube ich auch dass Ihnen an diesem
Mädchen nichts liegt.
Doch wer oder was aber gibt Ihnen das Recht zu glauben, dass Sie von alledem
verschont bleiben?
Ihr Gott dessen Blut Sie trinken jeden Sonntag?
Ihr Gott dessen Lebewesen Sie schlachten und foltern nur um satt zu
werden.
Ihr Gott wird Ihnen nicht helfen können wenn Ihre Tochter eines Tages
an der reihe ist oder ihr Enkelkind.
Ihr Mut und Ihre Weitsicht hätten helfen können und die Gabe dass wir
niemals aufhören zu lernen und auch vor
anders Denkenden und Glaubenden Repsekt haben müssen, weil es sonst
nie Frieden geben wird auf dieser Welt.
Eine Welt die nicht Ihnen alleine gehört, auch wenn Sie Richter sind.
Eine Welt die auch mir gehören muß und den meinen.
Sie sind Richter aber Sie werden sich nicht anmaßen können mein
Richter zu sein. Um mein Richter zu sein müsste ich zu Ihnen aufschauen
können und Sie als mein Vorbild anerkennen. Doch ganz ehrlich, sollen
Feiglinge meine Vorbilder werden?
Ich hoffe sehr, dass Sie mir nicht übel nehmen wenn ich Sie nicht zu
denen zähle von denen ich lerne. Was könnte ich von Ihnen lernen?
Mein Leben habe ich damit verbracht, dass ich eben nichts von Ihnen lernen will.
Was hätte ich von Ihnen lernen können?
Gereichtigkeit?
Ich wollte nichts von Ihnen lernen und wenn ich auch nicht das bin
was Sie gerne als Schwiegersohn hätten so zahle ich doch Ihre Renten
für später und werde selbst keine bekommen. Nun sie werden zumindest Ihre
Pension noch bekommen, denn Ihr Privileg war es immer alles zu nehmen und
wenn möglich nichts zu geben ausser gute Ratschläge und eben Ihre unfehlbaren
Urteile.
Ich bin nicht irgendwer und so lasse ich auch nicht irgend etwas aus mir
machen das Sie gerne hätten oder bräuchten um dieses System aufrecht zu halten.
Ich bin Rasta, was soviel bedeutet, ich bin ein Fürstund so respekteire ich Sie als
Mensch und Lebewesen von dieser Erde auf der wir zusammen leben müssen.
Ich respektiere Ihren Beruf (ja sogar diesen Beruf) und ihr Eigentum.
Ich respektiere Ihre Träume und ihre Religion.
Das ist aber auch alles was ich für Sie tun kann und jetzt wird es Zeit
dass sie auch einmal etwas für mich machen.
So wünsche ich Ihnen trotzdem noch einmal viel irdisches Glück und
natürlich auch Mut bei der Urteilsfindung. Denn Mut werden Sie brauchen,
wenn Sie sich für Freiheit und frieden entscheiden. Sie werden ihn aber auch
brauchen um mit dem Bewußtsein weiter leben zu können, dass Sie in meinen Gedanken
ein Feigling sind, sollten Sie Sich wieder für die Verfolgung und Ungerechtigkeit entscheiden.
Aber egal wie immer Sie entscheiden, ich werde auf nichts verzichten müssen und
ohne Angst auch weiterhin glauben.
Nur einer einzigen Verhandlung sehe ich mit gemischten Gefühlen entgegen.
Keine Staatsanwälte werden gegen mich und keine Rechtsanwälte für mich
Partei ergreifen.
Es wird kein revisionsverfahren geben und ich werde an diesem Tag nichts
zu meiner Verteidigung vortragen müssen und dieses Urteil anerkennen,
mit allen Konsequenzen.
An diesem Tag allerdings werde ich zu meinem Richter aufschauen können
und wissen, es sit Recht gesprochen worden.
Jah Rastafar I
Ich werde auch nach meinem Tod nicht vergessen sein.
Jah Rastafar I
Die letzten werden die ersten sein
Respekt.
Hochachtungsvoll
Hans Söllner
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