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Menschenrecht als Grundlage

Die Arbeit an diesem Blog bezieht sich auf menschenrechtliche Grundlagen.

-Art. 5 Abs. 1 S. 1 Grundgesetz (Meinungsfreiheit)
-Art. 5 Abs. 1 S. 2 Grundgesetz (Informationsfreiheit)
-Art. 5 Abs. 1 S. 3 Grundgesetz (Pressefreiheit)
-Art. 5 Abs. 1 S. 4 Grundgesetz (Zensurverbot)
-Art. 19 Allgem. Erkl. der Menschenrechte sowie Art. 19 Uno-Zivilpakt (Meinungs- und Informationsfreiheit auch Staatsgrenzen überschreitend)
-Art. 1 von Uno-Resolution 53/144 (schützt das Recht, sich für die Menschenrechte zu engagieren)

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Montag, 19. Juli 2010

Morgen ist Graf Stauffenberg-Gedenken angesagt ....

Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk, welches sich nur unter der Knute wohlfühlt. Die Tausenden von Gefangenen werden unserer Landwirtschaft recht gut tun. In Deutschland sind sie sicher gut zu gebrauchen, arbeitsam, willig und genügsam.”
Claus Graf von Stauffenberg in einem Brief an seine Frau aus dem besetzten Polen, September 1939


 
“Wir wollen eine Ordnung, die alle Deutschen zu Trägern des Staates macht und ihnen Recht und Gerechtigkeit verbürgt, verachten aber die Gleichheitslüge und beugen uns vor den naturgegebenen Rängen.”
Claus Graf von Stauffenberg in einem gemeinsamen Eid mit seinem Bruder, wenige Tage vor dem 20. Juli 1944



Die beiden Zitate könnten fast wörtlich über der heutigen Politik der Regierung Merkel als Motto stehen. Auch daraus wäre vielleicht der Rummel, der seit einigen Jahren um den 20. Juli gemacht wird, erklärbar.

Auch der Spiegelfechter hat sich damit befasst:

http://www.spiegelfechter.com/wordpress/3631/deutschland-deine-helden?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed%3A+DerSpiegelfechter+%28Der+Spiegelfechter%29

Deutschland, Deine Helden

geschrieben am 19. Juli 2010 von Spiegelfechter
Alle Jahre wieder versinkt Deutschland zum 20. Juli in eine eigenartige Gedenkkultur. Die Bundeswehr veranstaltet ihre Zapfenstreiche, im öffentlich-rechtlichen (und mittlerweile auch im privaten) Fernsehen reiht sich eine Guido-Knopp-Dokumentation an die andere und das ganze Land weiß plötzlich wieder, dass nicht alle Eliten des Dritten Reichs schlecht waren. Wohl dem Volk, das die Verdrängungskultur perfektioniert hat.

Nachkriegsambivalenz

Glaubt man der gefühlten Geschichtsschreibung, stand am 20. Juli 1944 das ganze Volk hinter den Helden des Widerstands, die das “heilige Deutschland” durch einen Tyrannenmord retten wollten. Nichts könnte falscher sein, der Kult um die adligen Verschwörer begann erst wesentlich später. Sogar in der Nachkriegszeit hatten die Deutschen ein – freundlich gesagt – ambivalentes Verhältnis zu den Verschwörern des 20. Julis. Im Jahre 1951 ergab eine demoskopische Studie, dass ein Drittel aller Befragten mit diesem Datum nichts verbindet oder keine Meinung dazu hat. Ein weiteres Drittel hatte eine positive, das letzte Drittel eine negative Einstellung zu Stauffenberg und Co. Ein Jahr später lehnte die Hälfte der Bevölkerung bei Umfragen strikt ab, Schulen nach Stauffenberg zu bennenen.

Die meisten Historiker erklären diese Ambivalenz mit der Nazipropaganda, die angeblich das Urteil beeinträchtigt hätte. Sicherlich spielt dieser Umstand eine gewisse Rolle, kurz nach dem Krieg taugten die Verschwörer jedoch aus ganz anderen Gründen nicht zu einer positivien Identifizierung: Die Adligen, die Stabsoffiziere und die zivilen Eliten waren es, die bis kurz vor Torschluss in geschlossener Reihe hinter dem Führer und dem Nationalsozialismus standen. Sie waren es, die Hitler anfangs dafür bewunderten, dass er das “Dikatat von Versailles” abstreifte und dem Land die “nationale Identität” wiedergab. Nach dem Frankreichfeldzug warfen sie sämtliche Bedenken über Bord und verrichteten ihren Dienst in Wehrmacht und anderen tragenden Säulen des Systems treu nach den deutschen Primärtugenden. Wenn man den Anspruch ernst nimmt, dass die Eliten eine Vorbildrolle für das normale Volk einnehmen sollten, so haben diese Eliten eklatant versagt. Vor dem Wendepunkt bei Stalingrad waren die meisten Verschwörer des 20. Julis elitäre Mitläufer – kein Wunder, das sie beim normalen Volk kurz nach dem Krieg einen schlechten Ruf hatten.

Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen

Das Deutschland des Jahres 1944 war kein Land, das sich geschlossen in die innere Emigration begeben hatte und schon gar kein Land des Widerstands. Ein Großteil der Bevölkerung hatte zu diesem Zeitpunkt seinen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Dokumentationen á la Guido Knopp, die sich ein historisches Bild anhand von Zeitzeugen machen wollen, gehen an ihrem Anspruch vorbei. Die Befragung von Zeitzeugen sagt viel über die Zeit aus, in der die Fragen gestellt werden, gibt aber über die Zeit, die anhand der Fragen erforscht werden soll, keine sonderlich präzise Aussage. Menschen passen ihre Erinnerungen nun einmal immer an die Gegenwart an – sogar heute ist es schwer, einen bekennenden FDP-Wähler zu finden, der seine Begeisterung für diese Partei im Vorfeld der Bundestagswahlen unabhängig von den aktuellen Ereignissen schildern könnte. Wie kommt man auf die Idee, dies sei bei den Mitläufern der Nazis anders?
Das normale Volk empfand den 20. Juli als moralischen Dolchstoß. Als die Deutschen, die dem Nationalsozialismus anfangs noch kritisch gegenüberstanden, den Widerstand der Eliten als moralisches Leuchtfeuer gebraucht hätten, machten sich diese Eliten mit dem Nationalsozialismus gemein und ließen die Kritiker aus dem kommunistischen, sozialistischen, liberalen und kirchlichen Lager ins Messer laufen. Als die Eliten ihr Gewissen entdeckten, waren die aufrechten Demokraten schon längst in den KZs aufgeknüpft worden. Der obrigkeitshörige Deutsche, der seinen Widerstandswillen an den Eliten orientiert, hatte es ihnen bis dahin längst gleichgetan. Er hat gemordet, sein Gewissen dem “heiligen Deutschland” der Offiziere untergeordnet und sich damit abgefunden, vor dem höchsten Gericht keine Absolution für seine Taten zu bekommen. Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen – wie soll sich der gemeine Landser auch fühlen, wenn die schöngeistigen Eliten plötzlich mit der Ganovenehre brechen und ihre Moral entdecken?

Die schlimmsten Kritiker der Elche

Verantwortlich für die positivere Rezeption der späteren Jahre sind vor allem die beiden Verfilmungen aus dem Jahre 1955. Deutschland suchte elitäre Helden und fand sie in Stauffenberg und Co. Man wollte das “Heroische und menschlich Wertvolle” der Widerstandskämpfer zeigen … und sparte daher auch alles andere aus und ließ die Drehbücher erst im Sommer 1944 beginnen.
“Die Bevölkerung ist ein unglaublicher Pöbel, sehr viele Juden und sehr viel Mischvolk. Ein Volk, welches sich nur unter der Knute wohlfühlt. Die Tausenden von Gefangenen werden unserer Landwirtschaft recht gut tun. In Deutschland sind sie sicher gut zu gebrauchen, arbeitsam, willig und genügsam.”
Claus Graf von Stauffenberg in einem Brief an seine Frau aus dem besetzten Polen, September 1939
“Wir wollen eine Ordnung, die alle Deutschen zu Trägern des Staates macht und ihnen Recht und Gerechtigkeit verbürgt, verachten aber die Gleichheitslüge und beugen uns vor den naturgegebenen Rängen.”
Claus Graf von Stauffenberg in einem gemeinsamen Eid mit seinem Bruder, wenige Tage vor dem 20. Juli 1944
Stauffenberg und seine Mitverschwörer waren Kinder ihrer Zeit, keine Helden und schon gar nicht über alle Zweifel erhaben. Stauffenberg selbst war ein erzkonservativer Reaktionär, dessen Auffassung es war, dass das Volk von einer überlegenen Elite regiert werden müsse. Zu dieser Elite gehörten natürlich er und seine Mitverschwörer. Der Kreis der Mitverschwörer war jedoch höchst heterogen und reichte von aufrechten Demokraten wie Helmuth James Graf von Moltke bis hin zu überzeugten Nationalsozialisten und Antisemiten. Die Vorzeigegeneräle von Stülpnagel und Hoepner ließen beispielsweise den “Kommissarbefehl” umsetzen. Stülpnagel ordnete ferner an, “in erster Linie jüdische und kommunistische Einwohner” zu erschießen.* Der Mitverschwörer General Eduard Wagner gilt als mitverantwortlich für den Tod von Millionen sowjetischer Zivilisten und Kriegsgefangener. Ein weiterer Mann des 20. Julis war Arthur Nebe – als Kommandeur der SS-Einsatzgruppe B verantwortete er zahlreiche Massaker an russischen Juden und anderen Zivilisten und ist einer der Hauptverantwortlichen für die Deportation und Vernichtung der Sinti und Roma.
Rassisten und Antisemiten, wie beispielsweise Wolf-Heinrich von Helldorf, der sich als Berliner Polizeipräsident schon 1938 durch ein besonderes hartes Vorgehen gegen Juden “auszeichnete”, waren in den Kreisen um Stauffenberg gern gesehen. Mit Carl Friedrich Goerdeler wählten die Verschwörer sogar einen ausgemachten Antisemiten als Reichspräsidenten ihrer “Schattenregierung”. Der Kreis um Goerdeler, dem auch Stauffenberg angehörte, plante beispielsweise, dass in einem „künftigen Deutschland das Bürgerrecht nur Juden gewährt werden würde, die sich auf eine lange Vorfahrenreihe im Land berufen konnten; die später Hinzugekommenen würden das Land verlassen müssen”. ** Aus heutiger Sicht könnte man Goerdeler wohl als reaktionären, antisemitischen Kommunistenfresser bezeichnen. Nach solchen Leuten werden in Deutschland Schulen benannt.
Der eigentliche Antrieb der Verschwörer war weniger ihr Gewissen, sondern mehr die unvermeidliche Perspektive der totalen Niederlage. Stauffenberg wollte sein “heiliges Deutschland” nicht untergehen lassen, schließlich kannte er die Politik der verbrannten Erde als Generalstabsoffizier nur allzu genau. Andere Verschwörer wollten ganz einfach ihre Haut retten und das sinkende Schiff verlassen. Mit Hilfe der Westallierten, so die Idee, würde man Stalin auch am grünen Tisch aufhalten und das neue Deutschland brauchte schließlich neue Eliten. Neben der eigenen Inkompetenz machte vor allem die Rote Armee diesen Träumen ein jähes Ende. Ilja Ehrenburg kommentierte das Attentat mit den Worten: “Unsere Armeen sind schneller als das Gewissen der Fritzen” – er sollte Recht behalten.

Der Stauffenberg-Hype

Während die öffentliche Rezeption des 20. Julis in der Nachkriegszeit eher verhalten war, änderte sich dies Ende der 1960er. Doch auch zu dieser Zeit war Stauffenberg eher umstritten. Den 68ern, die die Geschichte des Widerstands geradezu zwanghaft untersuchten, um den Nazi-Mitläufern in den Schlüsselstellen des Staates aufzuzeigen, dass es auch anders ging, konnten an Stauffenberg keinen Gefallen finden – er und seine Mitverschwörer waren Grafen, Generäle, Kriegsverbrecher und Konservative und damit eher der natürlich Feinde der pseudo-proletarischen linken Intellektuellen dieser Zeit.
Der eigentliche Stauffenberg-Hype begann erst 50 Jahre nach dem Hitler-Attentat. 1994 überzogen sämtliche große Zeitungen, Zeitschriften und Fernsehsender das Land mit – meist verherrlichenden – Berichten über die “guten Eliten”, die Hitler stürzen wollten. Dabei ging man sehr selektiv vor und knüpfte nahtlos an die Heldenlieder aus dem Jahre 1955 an – was nicht passt, wird passend gemacht oder weggelassen. Deutschland hat einen neuen Nationalhelden – bis heute wird Stauffenberg alljährlich als Jung-Siegfried mit Augenklappe gefeiert. Das passt natürlich ins Bild des “neuen Deutschlands”.

Ein moderner Medienheld

Warum liebt das Volk “seinen Stauffenberg”? Dafür gibt es viele Gründe. Er zeigt dem Deutschen, dass nicht jeder Nazi ein Nazi und Widerstand gegen “das Böse” ein Privileg der Eliten war. Natürlich können die Spätgeborenen nichts für die Verbechen ihrer Väter und Großväter. Es lebt sich allerdings angenehmer, wenn man zu wissen glaubt, dass nicht alles in der dunkelsten Periode Deutschlands schlecht war. Stauffenberg wurde so zu einer Kunstfigur, ein Feigenblatt für die Eliten, die das Land auch heute noch beherrschen. Wen mag es da verwundern, dass der Stauffenberg-Hype vor allem von den Eliten angeheizt wird.
Stauffenberg eignet sich vor allem als Galionsfigur für die neue Bundeswehr, die nicht mehr Staatsbürger in Uniform sein muss. Krieg und Gewalt ist nur dann ein probates Mittel der Fortführung von Politik mit anderen Mitteln, wenn man siegreich ist. Solange die Opfer 1939 Polen, 1999 Serben waren und 2010 Afghanen sind, ist die Welt des “heiligen Deutschlands” in Ordnung. Als normaler Bürger braucht man sich über solche Dinge aber keine Gedanken zu machen. Sollten unsere Kriegsherren im Unrecht sein, wird es schon einen adligen Offizier geben, der im Kanzleramt den Tyrannenmord vollzieht. So lange dies nicht geschieht, ist der Krieg gerecht – mitgegangen, mitgefangen, aber nicht mitgehangen, Stauffenberg eigent sich nun einmal immer noch perfekt als Projektionsfläche und Feigenblatt für Mitläufer.
Der Umsturzplan vom 20. Juli ist urdeutsch – sein Scheitern inklusive. Revolutionäre, die bürgerliche Interessen haben und lieber Befehle abtippen statt Bahnhöfe stürmen, gefallen dem Michel. Betrachtet man die “Operation Walküre” näher, stellt man fest, dass ein solcher Umsturzplan, bei dem es vor allem um Paragraphen und Befehlswege geht, in seiner ganzen bürokratischen Ineffizienz grotesk ist. Wäre Stauffenberg der Held, zu dem er stilisiert wird, hätte er seine Pistole genommen und Hitler einen Kopfschuß verpasst. So hätte es ein Gentleman gemacht, wie der britische Historiker Anthony Beevor feststellte. Stauffenberg war aber kein Gentleman, er war ein Kind seiner Zeit.

Wer war Georg Elser?

Heute sind nach Stauffenberg unzählige Strassen, Plätze und Schulen benannt. Gibt es eigentlich eine Georg-Elser-Schule? Wenn Deutschland sich schon einen Helden suchen muss, so wäre Elser ein passender Kandidat. Der einfache Schreiner erkannte bereits 1938, das Deutschland nur durch einen Tyrannenmord zu retten sei und platzierte in mühevoller Kleinarbeit eine Zeitbombe im Bürgerbräukeller. Das schlechte Wetter verhinderte seinen Erfolg – da Hitler nicht fliegen konnte, sondern mit der Bahn fahren musste, verließen er und seine Entourage den Bürgerbräukeller 13 Minuten zu früh. Georg Elser starb 1945 im KZ Dachau. Als Motiv gab er gegenüber der Gestapo an: “Ich wollte durch meine Tat noch größeres Blutvergießen verhindern”. Es dauerte 40 Jahre, bis die Stadt Burgdorf bei Hannover als erste Stadt in Deutschland eine Straße nach Elser benannte. Georg Elser war nun einmal kein Claus Schenk Graf von Stauffenberg, er war Schreiner und kein adliger Offizier – solche Helden will weder das alte noch das neue Deutschland.

Jens Berger


* H. Krausnick: Kommissarbefehl und ‘Gerichtsbarkeitserlaß Barbarossa’ in neuer Sicht, 1977
** Saul Friedländer: Das Dritte Reich und die Juden, München 2007


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