Donnerstag, 31. März 2011
Barbarei
Nicht erst gestern, - auch nicht schon heute,- in der Brbarei sind wir längst angekommen...
http://kritische-massen.over-blog.de/article-gau-in-japan-und-ubergang-in-die-barbarei-70572188.html
In der weiteren Region in und um Tokyo leben 35 Millionen Menschen, auf der nördlichen Hälfte der japanischen Hauptinsel vielleicht 50 Millionen. Sie werden jetzt atomar verseucht und in minderem Mass wird die Kernschmelze in den Fukushima-Reaktoren noch viel grössere Gebiete treffen. Die Zahl der Menschen, die "direkt", unmittelbar nach dem Kontakt mit hohen Strahlebdosen sterben, wird verhältnismässig gering sein. Wenn im Lauf der nächsten Jahre und Jahrzehnte Menschen an Krebs sterben, Kinder mit Genschäden geboren werden, vielleicht Massen von Menschen endlose Krankengeschichten erleben, wird es heissen: Die Statistik belegt einen Anstieg von diesen und jenen Krankheiten, Verkrüppelungen, einen Rückgang des Durchschnittsalters. Wahrscheinlich hat das mit Fukushima zu tun. Aber im Einzelfall ist das nicht oder nur schwer nachweisbar. Strahlenkrankheiten werden gewissermassen Normalität werden, wie Grippe- oder Cholerawellen. Schliesslich sterben auch an manchen anderen Seuchen Millionen Menschen. Man wird sich in gewisser Weise gewöhnen. Es ist dann halt so. In Vietnam werden noch Jahrzehnte nach den Giftgaseinsätzen der US-Armee Kinder mit schrecklichen Verstümmelungen geboren, litten Hundertausende ihr Leben lang an den Wirkungen, starben irgendwann daran, ähnlich in Hiroshima und Nagasaki - furchtbar, aber es ist halt so, das Leben geht weiter. Die Dimension nach Fukushima ist vielleicht um das Zehn- oder Hundertfache vergrössert, aber "es geht weiter". Selbst wenn die Hälfte der Bevölkerung Japans krepieren würde - "es geht weiter".
Werden wenigstens jetzt die Kernkraftwerke abgeschaltet werden ? - Höchstwahrscheinlich nicht. Hochstwahrscheinlich werden sogar weitere gebaut werden. Man wird die "Übergangstechnolgie"-Propaganda verstärken, mehr vom "Einstieg in den Ausstieg" labern, die Gemüter mit der Abschaltung einer Anzahl schrottreifer Reaktoren besänftigen - aber "es geht weiter" ... doch "bloss noch ein paar Jahrzehnte", Atomkraft ist ein Auslaufmodell, wird es heissen - um ihre weitere Verwendung durchzusetzen.
Das ist unmöglich nach Fukushima, nach dem, was jetzt noch verharmlost und verschwiegen wird, was aber bald ans Licht kommen wird ? Die Menschen werden das nicht zulassen ?
Doch, man wird uns gewöhnen. Am vergangenen Wochenende demonstrierten in Deutschland, jetzt, im Angesicht der Katastrophe, gerade einmal 250 000 Menschen gegen die AKWs. Das sei ein grosser Erfolg, heisst es. Das ist es auch, gemessen an anderen Demos. Aber gemessen an dem, wa sich gerade ereignet, ist es ein Nichts. Die zehnfache Zahl wäre nioch wenig gewesen. Eine politisch umbrechende Wirkung hätte vielleicht die hundertfache Zahl. Aber es waren nur 250 000. Die Kampagne wird wahrscheinlich kräftiger werden. Aber wenn es nicht gelingt, jetzt, innerhalb der nächsten Monate, unwiderrufliche Entscheidungen für die Abschaltung der AKWs innerhalb sehr kurzer Zeit zu erzwingen, werden die Energiekonzerne und die Regierung die Sache aussitzen und wird das tödliche Geschäft weiterbetrieben werden. Die Gewöhnung wird die Sorgen einschläfern, bis zur nächsten Katastrophe.
Fukushima ist nur eine Einzelheit. Selbst der Strahlentod eines Grossteils der japanischen Bürger auf der Hauptinsel wäre nur eine Einzelheit. Das Ganze ist, dass die kapitalistische Profitwirtschaft bedenken- und gedankenlos seine eigenen Grundlagen, "die Erde und den Arbeiter untergräbt", wie Marx schreibt. Das ist keine Frage von Moral, von übetriebener Gier und einem Mangel an Respekt vor Mensch und Natur. Es ist dem Kapitalismus unentrinnbar eingeschrieben. Es handelt sich um eine Gesetzmässigkeit mit naturgesetzlicher Zwangsläufigkeit. Die mögliche Zähmung des Wahnsinns im Einzelfall ändert nichts an der Richtung.
Der heute erreichte Stand ist, was Rosa Luxemburg mit der oft strapazierten Sentenz "Übergang zum Sozialismus oder Untergang in der Barbarei" ausgedrückt hat. Entweder gelingt es in nicht allzu ferner Zeit, uns aus der quasi-naturgesetzlichen, blinden und wahnsinnig gewordenen Logik der Kapitalverwertung zu befreien und eine Gesellschaft zu erfinden, in der die vernünftigen menschlichen Bedürfnisse und ein vernünftiges Benehmen der Menschen im Stoffwechselkreislaúf Mensch - Natur der Massstab des Wirtschaftens sind, oder die Zukunft ist ein zivilisatorischer Bruch, der die Menschheit in primitivere Verhältnisse bringt und in der unglücklichsten Variante sogar den gesamten Lebensprozess auf der Erde unwiderruflich schädigt.
Die Apokalypse ist kein Ereignis von drei Tagen. Sie ist ein längerer Prozess. Wir leben mittendrin. Ab und zu flammt eine Katastrophe auf wie Fukushima. Ihre Grösse, die vermutlich alles Bisherige an Atomunfällen um ein Vielfaches übetrifft, ist ein Beispiel für die immer grösser werdenden Dimensionen des Wahnsinns der kapitalistischen Produktionsweise.
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