Bounty Killer Konzert in Berlin geplant
Für den 19.08.2011 ist von den Betreibern des Berliner Calabash Clubs ein Konzert des homophoben Dancehall Künstlers Bounty Killer angekündigt. (1) Schon im Jahr 2008 sorgte eine geplante Europatour in Deutschland für Schlagzeilen in der hiesigen Presselandschaft und durch Druck der Öffentlichkeit wurden drei der vier geplanten Konzerte von den Veranstaltern abgesagt. (2)
eindeutige Schwulenfeindlichkeit
“BULLET!!! Whappen to di transvestite
sodomite nah live anodda night
whappen to di bisexual, trisexual
dat bwoy weh fuck man, dog and gal”
Song: Bulletproof Skin (3)
grob übersetzt:
“ein Schuss! Was is mit den Transen los
Sodomiten/Homosexuelle werden keine weitere Nacht leben
was is mit den bi- und trisexuellen nich in Ordnung,
die Männer, Hunde und Frauen ficken”
“Gunshat pan a sissy & a faggoty
Bun dat without pitty nor appology”
Song: The Greatest (4)
grob übersetzt:
“Erschießt weibische Männer und Schwule,
verbrennt (nicht im wörtlichen Sinne – eher “löscht es aus”) es (die Homosexualität
insbesondere unter Männern) ohne Erbarmen und Entschuldigung”
Bounty Killer, der mit bürgerlichem Namen Rodney Price heißt, ist auf der Internetseite stopmurdermusic.ch, die unter anderem die Schwulenfeindlichkeit von jamaikanischen Dancehall Künstlern dokumentiert, mit 22 Liedern, in denen seine Schwulenfeindlichkeit sicht- und hörbar ist, vertreten. Die tatsächliche Anzahl an Liedern sollte jedoch noch viel höher liegen, da es eine Besonderheit der jamaikanischen Dancehallkultur ist, dass die Mehrheit der veröffentlichten Songs nicht auf CD oder LP als Album erscheint, sondern als Single auf 7inch. Die Landschaft der veröffentlichten Tracks ist daher - auch durch die Vielzahl unterschiedlicher Produzenten - sehr unübersichtlich und schwer zu dokumentieren. In den letzten Jahren hat sich allerdings der Trend auch in Jamaika dahingehend gewendet, dass normalerweise neue Tracks nur noch übers Internet als mp3 downloadbar sind – auch hier ist die tatsächliche Menge der Veröffentlichungen schwer zu erfassen.
Doch Bounty Killer (der immer auch als ein Teil einer in Jamaika vorherrschenden Kultur zu verstehen ist), macht nicht nur in seinen Texten gegen Homosexuelle mobil. Gerade auch auf Konzertansagen in Jamaika lassen sich durch die Mitteilung der Schwulenfeindlichkeit und dem Aufruf zum Mord an diesen leicht forwards (Begeisterungsbekundungen) aus dem Publikum ernten. In einem Interview in einer der größten jamaikanischen Zeitungen sagte er ebenfalls knapp 2 Monate nach den geplatzten Konzerten in Deutschland, dass er sich seine Tourneen nicht von Schwulen kaputt machen lassen werde und die Dancehall-Gemeinde zu mehr Entschlossenheit im Kampf gegen “Gays” aufrufe.(5)
Auch wenn die Zahl der Neuveröffentlichungen mit explizit schwulenfeindlichen Inhalten im Vergleich früherer Jahre stark zurück gegangen ist, heißt das nicht, dass ein Wechsel der Mentalität zu verzeichnen wäre. Nachwievor wird auf Konzerten in Jamaika gegen Schwule und Homosexuelle gewettert, es wird nur gemieden sich in neuen Produktionen zu diesem Thema zu äußern.
Schwulenfeindlichkeit in der deutschen Dancehall
Ein Großteil der deutschen Dancehallszene zeichnet sich vor allem durch unreflektiertes Kopieren jamaikanischer Trends aus. Das Spielen von Lieder mit Inhalten gegen Chi Chi Men, Battybwoys, Sodomites, Faggots oder Gays ist traurige Normalität und wird von der deutschen “Massive” gefeiert. Einiges Soundsystems und Selecter vermeiden es in letzter Zeit zwar Lieder, in denen Homosexuelle diskriminiert werden aufzulegen. Nichtsdestotrotz werden nach wie vor die Scheiben der Künstler, die jene Meinungen vertreten gespielt und gefeiert, auch wenn sie anderenorts keinen Hehl um ihre Schwulenfeindlichkeit machen.
Wie sehr auch deutsche Dancehallkünstler auf der Welle der Schwulenfeindlichkeit mitschwimmen zeigt folgendes Beispiel: beim Worldclash (der Weltmeisterschaft der Soundsystems) trat 2010 in Jamaika unter anderem Deutschlands erfolgreichster Clash-Sound “Sentinel-Sound” aus Stuttgart an und bat eine ältere Frau auf die Bühne, die die Mutter eines jamaikanischen Konkurrenten (Black Kat) Konkurrenten symbolisieren und seine Homosexualität (welche hier nur fiktiv angenommen wird, um den Gegner zu beleidigen) bestätigen sollte, um ihn zu dissen und sich so einen Vorteil zu verschaffen. Die Frau teilte dann mit, dass sie probiert habe ihm seine Homosexualität mit Schlägen seitdem er zwei Jahre alt ist auszutreiben, es aber nie geschafft habe. Das Publikum hat es gefeiert und war begeistert von der Kreativität des ausländischen Gegners. (6)
Außerdem finden nach wie vor Konzerte von eindeutig schwulenfeindlichen Dancehallkünstlern in Deutschland statt, wie zum Beispiel das von Mavado ebenfalls dieses Jahr in der Maria. (7)
Schwulenfeindlichen Künstlern Räume nehmen und Alternativen schaffen
Das es auch anders geht, zeigen unter anderem Tanya Stephens aus Jamaika, die sich ganz klar von Schwulenfeindlichkeit abgrenzt und verurteilt (8) oder Nosliw und Mono und Nikitaman aus Deutschland (9) und zahlreiche andere Künstler, die sich dafür einsetzen, dass Reggae und Dancehall nicht automatisch auf Bildzeitungsniveau zur “Hassmusik” diffamiert wird. Wichtig ebenfalls ist, dass die Schwulenfeindlichkeit nicht auf einzelne Musiker reduziert werden darf, sondern auch als kulturelles, politisches und gesellschaftliches Problem eines ganzen Landes verstanden werden muss, in dem der sexuelle Akt, unter Homosexuellen nach wie vor per Gesetz verboten ist und ein reiner Boykott der jamaikanischen Musik (in der auch Sexismus und Gewaltverherrlichungen einen hohen Anteil haben) wahrscheinlich nichts an den Umständen, unter denen diese entsteht ändern wird. Es bleibt daher wichtig Alternativen zu schaffen und auch zu unterstützen und sich dialogbereiten Künstlern wie Tanya Stephens oder TOK, die vielleicht früher mal problematische Tracks geschrieben und performt haben nicht zu verschließen.
Auftritten wie dem von Bounty Killer und der damit verbundenen Verbreitung von schwulenfeindlichen Inhalten darf allerdings auf keinen Fall Raum gegeben werden und gehört um jeden Preis verhindert. Auch dürfen Parties, Konzerte und Mixtapes keine Plattform für schwulenfeindliche Künstler und Inhalte bieten. Sollte dies doch einmal vorkommen ist konsequentes Einschreiten gefordert.
Bounty Killer Konzert am 19.08.2011 in Berlin in der Maria verhindern
Homophobie und Sexismus auf allen Ebenen bekämpfen!
Cable Street Beat Berlin
“BULLET!!! Whappen to di transvestite
sodomite nah live anodda night
whappen to di bisexual, trisexual
dat bwoy weh fuck man, dog and gal”
Song: Bulletproof Skin (3)
grob übersetzt:
“ein Schuss! Was is mit den Transen los
Sodomiten/Homosexuelle werden keine weitere Nacht leben
was is mit den bi- und trisexuellen nich in Ordnung,
die Männer, Hunde und Frauen ficken”
“Gunshat pan a sissy & a faggoty
Bun dat without pitty nor appology”
Song: The Greatest (4)
grob übersetzt:
“Erschießt weibische Männer und Schwule,
verbrennt (nicht im wörtlichen Sinne – eher “löscht es aus”) es (die Homosexualität
insbesondere unter Männern) ohne Erbarmen und Entschuldigung”
Bounty Killer, der mit bürgerlichem Namen Rodney Price heißt, ist auf der Internetseite stopmurdermusic.ch, die unter anderem die Schwulenfeindlichkeit von jamaikanischen Dancehall Künstlern dokumentiert, mit 22 Liedern, in denen seine Schwulenfeindlichkeit sicht- und hörbar ist, vertreten. Die tatsächliche Anzahl an Liedern sollte jedoch noch viel höher liegen, da es eine Besonderheit der jamaikanischen Dancehallkultur ist, dass die Mehrheit der veröffentlichten Songs nicht auf CD oder LP als Album erscheint, sondern als Single auf 7inch. Die Landschaft der veröffentlichten Tracks ist daher - auch durch die Vielzahl unterschiedlicher Produzenten - sehr unübersichtlich und schwer zu dokumentieren. In den letzten Jahren hat sich allerdings der Trend auch in Jamaika dahingehend gewendet, dass normalerweise neue Tracks nur noch übers Internet als mp3 downloadbar sind – auch hier ist die tatsächliche Menge der Veröffentlichungen schwer zu erfassen.
Doch Bounty Killer (der immer auch als ein Teil einer in Jamaika vorherrschenden Kultur zu verstehen ist), macht nicht nur in seinen Texten gegen Homosexuelle mobil. Gerade auch auf Konzertansagen in Jamaika lassen sich durch die Mitteilung der Schwulenfeindlichkeit und dem Aufruf zum Mord an diesen leicht forwards (Begeisterungsbekundungen) aus dem Publikum ernten. In einem Interview in einer der größten jamaikanischen Zeitungen sagte er ebenfalls knapp 2 Monate nach den geplatzten Konzerten in Deutschland, dass er sich seine Tourneen nicht von Schwulen kaputt machen lassen werde und die Dancehall-Gemeinde zu mehr Entschlossenheit im Kampf gegen “Gays” aufrufe.(5)
Auch wenn die Zahl der Neuveröffentlichungen mit explizit schwulenfeindlichen Inhalten im Vergleich früherer Jahre stark zurück gegangen ist, heißt das nicht, dass ein Wechsel der Mentalität zu verzeichnen wäre. Nachwievor wird auf Konzerten in Jamaika gegen Schwule und Homosexuelle gewettert, es wird nur gemieden sich in neuen Produktionen zu diesem Thema zu äußern.
Schwulenfeindlichkeit in der deutschen Dancehall
Ein Großteil der deutschen Dancehallszene zeichnet sich vor allem durch unreflektiertes Kopieren jamaikanischer Trends aus. Das Spielen von Lieder mit Inhalten gegen Chi Chi Men, Battybwoys, Sodomites, Faggots oder Gays ist traurige Normalität und wird von der deutschen “Massive” gefeiert. Einiges Soundsystems und Selecter vermeiden es in letzter Zeit zwar Lieder, in denen Homosexuelle diskriminiert werden aufzulegen. Nichtsdestotrotz werden nach wie vor die Scheiben der Künstler, die jene Meinungen vertreten gespielt und gefeiert, auch wenn sie anderenorts keinen Hehl um ihre Schwulenfeindlichkeit machen.
Wie sehr auch deutsche Dancehallkünstler auf der Welle der Schwulenfeindlichkeit mitschwimmen zeigt folgendes Beispiel: beim Worldclash (der Weltmeisterschaft der Soundsystems) trat 2010 in Jamaika unter anderem Deutschlands erfolgreichster Clash-Sound “Sentinel-Sound” aus Stuttgart an und bat eine ältere Frau auf die Bühne, die die Mutter eines jamaikanischen Konkurrenten (Black Kat) Konkurrenten symbolisieren und seine Homosexualität (welche hier nur fiktiv angenommen wird, um den Gegner zu beleidigen) bestätigen sollte, um ihn zu dissen und sich so einen Vorteil zu verschaffen. Die Frau teilte dann mit, dass sie probiert habe ihm seine Homosexualität mit Schlägen seitdem er zwei Jahre alt ist auszutreiben, es aber nie geschafft habe. Das Publikum hat es gefeiert und war begeistert von der Kreativität des ausländischen Gegners. (6)
Außerdem finden nach wie vor Konzerte von eindeutig schwulenfeindlichen Dancehallkünstlern in Deutschland statt, wie zum Beispiel das von Mavado ebenfalls dieses Jahr in der Maria. (7)
Schwulenfeindlichen Künstlern Räume nehmen und Alternativen schaffen
Das es auch anders geht, zeigen unter anderem Tanya Stephens aus Jamaika, die sich ganz klar von Schwulenfeindlichkeit abgrenzt und verurteilt (8) oder Nosliw und Mono und Nikitaman aus Deutschland (9) und zahlreiche andere Künstler, die sich dafür einsetzen, dass Reggae und Dancehall nicht automatisch auf Bildzeitungsniveau zur “Hassmusik” diffamiert wird. Wichtig ebenfalls ist, dass die Schwulenfeindlichkeit nicht auf einzelne Musiker reduziert werden darf, sondern auch als kulturelles, politisches und gesellschaftliches Problem eines ganzen Landes verstanden werden muss, in dem der sexuelle Akt, unter Homosexuellen nach wie vor per Gesetz verboten ist und ein reiner Boykott der jamaikanischen Musik (in der auch Sexismus und Gewaltverherrlichungen einen hohen Anteil haben) wahrscheinlich nichts an den Umständen, unter denen diese entsteht ändern wird. Es bleibt daher wichtig Alternativen zu schaffen und auch zu unterstützen und sich dialogbereiten Künstlern wie Tanya Stephens oder TOK, die vielleicht früher mal problematische Tracks geschrieben und performt haben nicht zu verschließen.
Auftritten wie dem von Bounty Killer und der damit verbundenen Verbreitung von schwulenfeindlichen Inhalten darf allerdings auf keinen Fall Raum gegeben werden und gehört um jeden Preis verhindert. Auch dürfen Parties, Konzerte und Mixtapes keine Plattform für schwulenfeindliche Künstler und Inhalte bieten. Sollte dies doch einmal vorkommen ist konsequentes Einschreiten gefordert.
Bounty Killer Konzert am 19.08.2011 in Berlin in der Maria verhindern
Homophobie und Sexismus auf allen Ebenen bekämpfen!
Cable Street Beat Berlin
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen