Mindestlohn!
geschrieben am 21. April 2011 von Spiegelfechter
Wenn es ein schlagkräftiges Argument für die epische Inkompetenz des deutschen Ökonomen-Mainstreams gibt, dann ist es dessen Positionierung zum Thema Mindestlohn. Im Handelsblatt veröffentlichten die Chefs der sieben großen deutschen Forschungsinstitute einen Brandbrief gegen den Mindestlohn – stichhaltige Argumente sind in diesem Brief freilich Mangelware. „Deutschland klügster Professor“ (BILD-Zeitung) Hans-Werner Sinn ließ sich in einer Kolumne in der Wirtschaftswoche sogar dazu hinreißen, unheilschwanger zu unken, „der Teufel habe sich den Mindestlohn ausgedacht“.Sogar der Vatikan ist in Fragen der Evolutionsbiologie fortschrittlicher als die Spitzenkräfte der deutschen Ökonomie auf ihrem Fachgebiet. International werden sie wegen ihrer „eigenwilligen“ Ansichten bestenfalls belächelt – wäre Hans-Werner Sinn Professor für Geographie, würde er wahrscheinlich Kolumnen schreiben, in denen er darauf pocht, dass die Erde flach sei und das deutsche Volk vom Rand gefegt wird, wenn es der unendlichen Weisheit seines klügsten Professors nicht vertraut.
Der Umstand, dass ein paar dumme alte Männer groteske Fehllehren verbreiten, ist an und für sich unproblematisch. Zwar muss man sich als Deutscher für diese „Ökonomen“ ebenso fremdschämen, wie moderne Iraner sich wegen ihrer „Mullahs“ – aber davon geht die Welt nicht unter. Das eigentliche Problem ist vielmehr, dass Redakteure, die von Ökonomie so viel Ahnung haben, wie mein Hund von Quantenphysik, den fehlgeleiteten Ökonomendarstellern immer wieder eine Plattform geben. Der „Osservatore Romano“ ist in Fragen der sexuellen Gleichberechtigung um Längen undogmatischer als das „Handelsblatt“ in volkswirtschaftlichen Belangen.
Dabei ist das Thema „Mindestlohn“ das wohl wichtigste Thema des Landes. Ein flächendeckender Mindestlohn in ausreichender Höhe würde gleich mehrere volkswirtschaftliche Probleme auf einmal lösen. Er würde die gesamte Hartz-IV-Problematik und das immer weiter ausartende SGB-II-Sanktionsregime entschärfen. Ferner würde ein Mindestlohn dem Staat sehr viel Geld sparen, das an anderen Ecken dringend benötigt wird. Last but not least wäre ein Mindestlohn jedoch auch ein Mindestmaß an Gerechtigkeit für den Arbeitsmarkt. Wer ein Geschäftsmodell verfolgt, das auf Hungerlöhnen begründet ist, hat nun einmal keine Daseinsberechtigung und jeder Mensch hat das Recht, von seiner eigenen Hände Arbeit würdig leben zu können.
Da der Spiegelfechter ohne Kompromisse – wie sämtliche Ökonomen außerhalb des deutschen Hoheitsgebietes – voll und ganz hinter dem Mindestlohn steht, unterstützt er auch die Aktion „Gesetzlicher Mindestlohn 10 € brutto – lohnsteuerfrei!“ und die dazugehörige Blogaktion 100 Blogs für 10 Euro Mindestlohn, lohnsteuerfrei, und lädt seine Leser zur Diskussion ein.
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