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Menschenrecht als Grundlage

Die Arbeit an diesem Blog bezieht sich auf menschenrechtliche Grundlagen.

-Art. 5 Abs. 1 S. 1 Grundgesetz (Meinungsfreiheit)
-Art. 5 Abs. 1 S. 2 Grundgesetz (Informationsfreiheit)
-Art. 5 Abs. 1 S. 3 Grundgesetz (Pressefreiheit)
-Art. 5 Abs. 1 S. 4 Grundgesetz (Zensurverbot)
-Art. 19 Allgem. Erkl. der Menschenrechte sowie Art. 19 Uno-Zivilpakt (Meinungs- und Informationsfreiheit auch Staatsgrenzen überschreitend)
-Art. 1 von Uno-Resolution 53/144 (schützt das Recht, sich für die Menschenrechte zu engagieren)

Trotzdem sehe ich mich dazu gezwungen, gewisse Kommentare zu überprüfen, und gegebenenfalls nicht zu veröffentlichen. Es sind dies jene, die sich in rassistischer Weise gegen andere Menschen richten - gewalttätige Inhalte enthalten - Beschimpfungen, etc. Derlei Inhalte kann ich nicht damit vereinbaren, dass sich dieses blog für Menschenrechte einsetzt - und zwar ausnahmslos für alle Menschen.

Mein Blog ist ab 18 Jahren, denn ab da kann man voraussetzen, dass der Mensch denkt...

...und ausserdem nicht mehr mit den Umtrieben der Ministerin von der Leyen gegen Websiten in Schwierigkeiten kommt, wenn er einen blog lesen will.

Im Übrigen gilt Folgendes für die verlinkten Seiten:

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Mit Urteil vom 12. Mai 1998 hat das Landgericht Hamburg entschieden, dass durch die Ausbringung eines Links die Inhalte der gelinkten Seite gegebenenfalls mit zu verantworten sind. Dieses kann – laut Landgerichtsurteil – nur dadurch verhindert werden, dass man sich ausdrücklich von diesen Inhalten distanziert.

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Sonntag, 23. Mai 2010

Hear our Voice


http://zas-correos.blogspot.com/2010/05/haiti-wir-wollen-dass-unsere-stimmen.html

Haiti: „Wir wollen, dass unsere Stimmen gehört werden“

Sonntag, 23. Mai 2010

Die Kräfte, die sich positiv auf den gestürzten Präsidenten Aristide beziehen, sind gewiss nicht unumstritten – auch nicht in der Linken. Dessen ungeachtet ist bemerkenswert, dass im nachfolgenden Text aus dem Umkreis der Aristide-Stiftung neben der erschreckenden Darstellung des Ist-Zustandes in den Lagern der Erdbebenopfer auch die zentrale Wichtigkeit der „informellen“ gegenseitigen Hilfe fürs Überleben ins Bklickfeld gerät – und dass genau diese Überlebenshilfe ins Visier der transnationaleen „HelferInnen“ gerät. Offensichtlich hat es die Autorin verstanden, den Menschen an den Treffen der Aristide-Stiftung zuzuhören. 



Auszüge aus
“We Want Our Voices To Be Heard”: Democracy in Haiti’s Earthquake Zone
30.4.10
Laura Flynn



„Wir leben im Dreck. Wir sind nass und hungrig. Die Zuständigen haben uns jeder Hoffnung beraubt. Falls sie einen Plan haben, kennen wir ihn nicht. Wir fragen nach der Zukunft. Und wir wollen, dass unsere Stimmen gehört werden“.
Suzette Janvier, Bewohnerin von St. Martin (Quartier im Zentrum von Port-au-Prince)

[Die Autorin arbeitet im US-Arm der haitischen Aristide Foundation for Democracy (ADF) mit, die 1996 vom 2004 gestürzten haitischen Präsidenten gegründet worden war, um sich um Strassenkinder und andere „Ausgeschlossene“ zu kümmern. Laura Flynn beschreibt, dass sich jeden Samstag tausend oder mehr  Erdbebenüberlebende in den Räumlichkeiten der Stiftung in Port-au-Prince treffen und ihre Situation diskutieren]. Jetzt, wo die Regenfälle begonnen haben, sagen die Leute, dass sie die Nächte „domi pandeye“ verbringen (schlafend beim Aufrechtbalancieren), also unter dem schützenden Plastik stehen, denn es hat nicht genügend Platz dafür, dass alle im Trockenen liegen können und weil das Wasser in die Zelte fliesst. Sie leben jetzt 24 Stunden am Tag in „labouye“ (im Dreck), in Lagern, wo es fast überall an Latrinen und anderen Sanitäranlagen mangelt.
Sie beschreiben den Kampf für Essen für die Familie. Die Preise für Grundnahrungsmittel sind seit dem Beben um 15-30% gestiegen, während sich die Einkommen aufgelöst haben. Nur wer von emigrierten Angehörigen Geld erhält, kann Nahrungsmittel kaufen. Für alle, die von der internationalen Hilfe abhängen, ist die Nahrungssuche für die Familie eine endlose Plackerei. Essenscoupons werden in den Lagern eventuell einmal in der Woche verteilt, aber nicht an alle und nicht überall. Frauen, die Coupons ergattern konnten, müssen sich dann an einen anderen Ort, oft Meilen entfernt, lange vor Sonnenaufgang in eine Warteschlange einreihen. Haben sie Glück, erhalten sie um Mittag 50 Pfund Reis, die sie dann irgendwie tragen oder transportieren müssen. Am nächsten Tag fängt vielleicht der gleiche Kampf von neuem an, dieses Mal für Kochöl.  Einen Tag anstehen für die Coupons, am anderen Tag eine Reise dorthin, wo das Öl verteilt wird, an einem völlig anderen Ort als zuvor der Reis. Oft bringt das alles nichts: Die Coupons reichen nicht für alle, der Reis geht aus, das Verteilungscenter wurde verlagert oder es geht aus Sicherheitsgründen nicht auf. Und mit dem Regen werden die Reissäcke nass und der Reis verfault.

TeilnehmerInnen [an den Samstagstreffen] beschreiben voller Horror den dramatischen Anstieg der Prostitution – junge Frauen und Mädchen verkaufen ihren Körper, um sich und ihre Angehörigen zu ernähren. Sie beschreiben die grässlichen Gesundheitszustände in den Lagern, wo Ansteckungskrankheiten zwangsläufig steil ansteigen werden. Jeden Mittwoch seit dem 10. März kommen 1200 Leute in die Free Clinic der ADF. ADF-ÄrztInnen bestätigen die Zeugnisse in den Foren: Viele Krankheitsfälle resultieren aus den Lebensbedingungen – Falschernährung, Durchfall von Kindern, Infektionen von Harnwegen und anderem.

Die erste Forderung an den ADF-Foren zielt auf Temporärunterkünfte in sicheren und gesunden Verhältnissen. Die zweite auf Essen. Danach Arbeitsplätze,  Erziehung, Gesundheitsversorgung und […] Investition in die Nahrungserzeugung. Zu Grunde liegt all dem das Verlangen, an der Planung der Zukunft der Nation teilzuhaben. Wer sich in der ADF trifft, verspür mehr denn je ein tiefes Gefühl des Ausschlusses.

Für die Vorbereitung des PDNA (Post-Disaster Needs Assessment, Bedürfnisabklärung nach der Katastrophe), den die haitische Regierung am 31. März der internationalen Gebergemeinschaft vorgelegt hatte, gab es mit Bestimmtheit keine Konsultation oder Beteiligung der vibrierenden haitischen Basisorganisationen [zur Konferenz s. Entwicklungskolonialismus II aus Correos 161]. […] Zusätzlich dazu, dass der Plan und die [transnational dominierte Haiti-] Interimskommission [für den Wiederaufbau, IHCR] ohne Partizipation vorbereitet wurde, wurde auch fast nichts zum Inhalt des Planes kommuniziert.  Alle, die an die Foren der Stiftung kommen, haben gehört, dass es einen Plan gibt. Sie haben keine Ahnung, was er beinhaltet. Sie hören von Milliardenversprechen in New York. Sie haben wenig Vertrauen darauf, dass dieses Geld ausbezahlt wird und gar keines, dass, was ausbezahlt wird, in ihrem Interesse ausgegeben wird.

Was für alle zuvorderst steht, ist die Frage der temporären Umsiedlung, danach, die Leute aus der Gefahren zu bringen, die mit den kommenden intensivierten Regenfällen kommen wird. Aber drei Monaten nach dem Erdbeben haben weder die haitische Regierung noch die internationalen NGOs einen Plan dafür formuliert.

Anfangs April gab es mehrere Berichte von Zwangsumsiedlungen von Menschen, die ihr Lager im Fussballstadion oder auf Privatboden oder den Grundstücken von Privatschulen hatten. An einigen Orten kamen Bulldozer ohne Voranmeldung, machten die Unterstände platt und liessen die Familien ohne einen Ort zurück, wohin sie hätten gehen können. Es scheint, dass die einzige erfolgreiche freiwillige Umsiedlung jene bei Corail ist, wo die haitische Regierung in Zusammenarbeit mit ausländischen NGOs in den letzten ein oder zwei Wochen damit begonnen hat, Leute vom Golfplatz von Pétionville, wo 45'000 Menschen sind, in ein Zentrum bei Corail umzusiedeln. Aber dieses Lager ist nur für 7500 Menschen geplant. […]

Man schätzt, dass es über eine Million Obdachloser in der metropolitanen Zone gibt. Falls es Pläne für Temporärsiedlungen für irgend jemandem ausserhalb des Golfplatzes gibt, werden sie nicht kommuniziert. Die Leute an den ADF-Foren haben Angst, dass sie zwangsweise aus ihren jetzigen Lagern geräumt werden. Sie sind auch skeptisch, was Pläne betrifft, sie in entlegenen Zonen anzusiedeln. Das würde sie vom wirtschaftlichen Leben der Stadt abschneiden, also von der gegenseitigen Hilfe, die Familien, Communities, Nachbarschaftsvereine etc. und die informelle Wirtschaft ermöglichen. Gegenseitige Hilfe und informelle Ökonomie sind das einzige, das HaitierInnen am Leben erhält. Das war so vor dem Beben und ist es immer noch.

Hilfsanstrengungen müssen die starken Netzwerke der gegenseitigen Hilfe und der informellen Ökonomie stärken, nicht demontieren und ignorieren. Was heisst, sie stärken? Gemeinschaftsküchen in den Lagern, Darlehen an Frauen für den Neubeginn von „ti komés“ (informeller Handel), Umsiedlungen der direkt Bedrohten mit ihrer Beteiligung, Wege finden, um die Leute, die das wollen, nahe bei der Stadt zu lassen. Und wenn, wie wir hören, Dezentralisierung ein Ziel ist, wer redet dann mit den BewohnerInnen von Port-au-Prince über ihre möglichen Vorstellungen von einem Leben ausserhalb der Stadt? Und warum sind von den im Plan (PDNA) verlangten $12.2 Mrd. nur $41 Mio., also 0.3%,  für Landwirtschaft und Fischerei vorgesehen, also für die lokale Nahrungsproduktion?



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