Denn das bloße Hinsehen scheint aus mehreren Gründen nicht opportun.

1. Es nutzt sowieso nichts.
Zwischenzeitlich beteiligen sich sogar einstmals rennomierte und eher unbestechliche Medienvertreter wie der SPIEGEL an einer recht schmutzigen Massensuggestionskampagne. Ihre neuerlichen "Ausführungen" anlässlich der sabotierten "Gaza-Flotille", deren Auslaufen augenblicklich von Griechenland (offenbar auf Druck Israels) aus dubiosen Gründen verhindert wird, strotzen vor Zynik und falschen Angaben.
Da wird das Bild produziert, die Bewohner des Gaza-Streifens hätten ja im Grunde alles; gestützt auf israelische Angaben, die für mangelhaften Wahrheitsgehalt bekannt sind, dürften ja sogar "Kronleuchter" importiert werden:
1271 Autos, 27.933 Tonnen Elektrogeräte und 163.804 Tonnen Baumaterialien für internationale Projekte wurden von Israel aus nach Gaza eingeführt. Erlaubt sind jetzt auch: Bonsai-Bäume, Kronleuchter, Eiscrememaschinen und Druckerpressen.
Wow.
Bonsai-Bäume und Eiscreme - das sind ganz sicherlich genau die Materialien, die ein am Boden liegendes und vernichtetes Land ganz dringlich benötigt. Irgendwie scheint das dem SPIEGEL selbst tatsächlich ein bisschen zu obskur, und er lässt sich doch tatsächlich zu einem lauten Nachdenken darüber hinreißen:
Das klingt eindrucksvoll. Aber ist es das wirklich? Bei 1,7 Millionen Menschen bedeutet das: Ein Auto für einen von 1337 Bewohnern und gerade mal ein neues Elektrogerät pro Familie. Und der Aufholbedarf nach Jahren der Blockade ist riesig.


Bild:
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Der SPIEGEL lässt es zu, dass die Not der Menschen im Gaza-Streifen bagatellisiert, ja lächerlich gemacht wird. Natürlich ist es nicht Ergebnis einer verantwortungsbewussten Recherche, wenn das täglich geschehende Unrecht, die Not und das Leid der Menschen auf "Eiscreme" reduziert wird.

2. Es gibt kaum eine Chance, sich korrekt zu informieren
Hier kann man einen kleinen, weltanschaulichen und philosophischen Exkurs in die Weiten der menschlichen Psyche absolvieren.
Persönlich frequentiere ich regelmäßig eine ganze Bandbreite an arabischen (Internet-) Medien; dazu zählen ganz bewusst keine tendenziösen Veröffentlichungen möglichst noch extremer Gruppierungen, denn diese kochen mit dem gleichen Wasser wie der breite Mainstream-Journalismus hierzulande.
In großen, vertrauenswürdigen und sauber recherchierenden Medien allerdings findet man, was man eigentlich nicht finden will: eine große Menge detaillierter Informationen, die sich in unseren Medien entweder gar nicht oder, was leider sehr häufig passiert, gefälscht wiederfinden.
Und in der Tat arbeiten unsere Medien gezielt mit der Beobachtung, dass ihre Kunden kritiklos übernehmen, was sie liefern. Die Medien wiederum richten sich nur allzu gern nach den Verlautbarungen der Regierung; sie ersparen sich damit eigene, kostenträchtige und aufwendige Recherchen.

3. Israel arbeitet an allen Fronten mit allen Mitteln
Es hat im direkten Vorfeld des geplanten Auslaufens der "Gaza-Flotille" über den Zentralrat der Juden in Deutschland eine Kampagne gegen kritische Vertreter im Bundestag gestartet. Die LINKE wurde mit perfide ausgelegten Verdächtigungen und Vorwurfskatalogen politisch in die "Antisemiten-Ecke" gestellt. Was dabei noch schlimmer ist: die LINKE hat sich selbst das Eselskäppchen aufgesetzt, sich durch die Manege führen und ohne Gegenwehr den Eindruck installieren lassen, ihre berechtigte Israel-kritik sei zuweilen "antisemitisch".
Dabei ist es selbstverständlich vollkommen idiotisch, einen Schal beispielsweise, der als Grafik die Levante ohne Israel darstellt, als Ausdruck eines "Antisemitismus" werten zu lassen. Israel als "Mörderstaat" zu bezeichnen, ist definitiv kein Antisemitismus - sondern nichts als die Wahrheit.
Die Belieferung Saudi-Arabiens kommt auch nicht von ungefähr; Israel sieht ein hochgerüstetes, ehemals feindlich betrachtetes Saudi-Arabien heute als Garant dafür, dass die korrumpierten und grausamen Despoten am Golf und in weiteren, arabischen Staaten auch weiterhin ihr Volk niederknüppeln. Israel fürchtet den "arabischen Frühling" und die empörten, befreiten Volksmassen, die auch nach all diesen Jahrzehnten unter den unsäglichen Verbrechen Israels an den Palästinensern leiden.

4. Deutschland und der Westen sind absichtsvoll blind
Durch die sehr intensive Kumpanei zwischen Deutschland und den USA kann von einer profilierten und eigenen Außenpolitik Deutschlands gar keine Rede sein.
So hatte Merkel Ende 2009, als die Angriffs- bzw. Vernichtungswelle der Israelis gegen die palästinensische Zivilbevölkerung anrollte, noch (vermutlich wissentlich!) fälschlich die Hamas des Waffenstillstandsbruchs bezichtigt und ihr damit die Verantwortung für diesen Rachefeldzug in die Schuhe geschoben. Erst nach Monaten und sehr mühselig dämmerte der Welt die Faktenlage, dass es Israel war, welches von seiner Seite aus den Waffenstillstand mehrfach im Vorfeld gebrochen hatte.
Selbstverständlich verzichtete Merkel absolut darauf, ihren Fehler öffentlich einzugestehen. Zu schweigen davon, dass sie von ihren Kadaversolidaritätsbekundungen in Richtung Jerusalem abgesehen hätte.
Nachweislich unternimmt die Bundesregierung nichts um Israel zumindest auf seine Verbrechen hinzuweisen. Überhaupt gar keine Rede kann davon sein, dass Deutschland im Namen seines Volkes jemals Israel dazu aufgefordert hätte, von seiner räuberischen Landnahme und dem Vernichten palästinensischen Lebens und Eigentums abzulassen.
Niemand, der sich als "Freund" eines anderen bezeichnet, sieht taten- und wortlos dabei zu, wie sich der Freund mit Schande, Verbrechen und Feinden selbst überhäuft. Wäre Deutschland wirklich ein "Freund" Israels, so würde es entsetzt, mahnend und sogar drohend reagieren. Nur ein kritikloser Vasall, ein Sklave, ein Diener führt immer aus, was sein Herr und Gebieter von ihm verlangt und verschweigt die Verbrechen seines Herren.

5. Die "Gaza-Frage" kann tatsächlich wütend machen und Extremisten produzieren
In Frankreich achtet man die Veteranen der alten Resistance bis heute als Helden. In Deutschland müht man sich redlich, die ganz geringen Widerstandsbemühungen der sehr wenigen Aufrechten zu einer "ehrenvollen Widerstandsbewegung" aufzupumpen - um die vielen Millionen williger Killer, Rassisten, Hetzer und Gewinnler ein wenig vergessen zu machen.
Die Resistance hat es nicht bei Flugblättern bewenden lassen.
Breitwandfilme bejubeln das Legen von Hinterhalten, Bomben und das Töten von deutschen Soldaten.
Niemals werden da bis heute Vokabeln wie "hinterhältig" oder "feige" verwandt und keiner nannte sie je "Terroristen".
Die Menschen, die mehr als tausend Frauen und Kinder im Gaza-Streifen aber starben leise; sie wurden samt ihres Andenkens von der Welt und ihren Medien erstickt und damit ein zweites Mal getötet. Man blendet ihre Fotos aus, alle drehen sich weg, niemand will die breitflächigen Verwüstungen sehen, die Israel absichtsvoll in zivilen Gebieten angerichtet hat.
Daher ist es menschlich ebenso nachvollziehbar wie eben auch töricht und tragisch, wenn Einzelne diese Bilder und dieses internationale Unrecht nicht mehr ertragen. Wenn die, die nachts mit den Bildern Zerrissener zu Bett gehen und morgens damit wieder innerlich zerschlagen erwachen, eines Tages zur Waffe, zur Bombe greifen. Jene machen sich schuldig, keine Frage und sie verlängern mit ihrem Leid nur die Spirale des Todes, des Tötens und des Leides und drehen sie tiefer ins Unglück hinein.
Deshalb sollte man sich wirklich fragen, ob man hinschauen will - denn man muss ertragen können, was man dann sieht.