Tepco behauptet, es laufe kein hochradioaktives Wasser mehr ins Meer
Ralf Streck 06.04.2011
Dabei wurde nur der kleine Riss gestopft, man darf aber von weiteren Kernschmelzen und unkontrollierten Kettenreaktionen ausgehen
Unhinterfragt laufen derzeit frohe Botschaften über das havarierte Atomkraftwerk Fukushima durch die News-Ticker und werden in den Nachrichten verkündet. So ließ der Kraftwerksbetreiber Tepco verbreiten, dass kein hochradioaktives Wasser mehr ins Meer laufe: "Highly radioactive water leaking into sea stopps". Dabei muss wegen hohen Wasserstoffkonzentrationen in den Reaktoren davon ausgegangen werden, dass die Kernschmelze nicht gestoppt ist. Es häufen sich zudem Hinweise auf ungewollte Kettenreaktionen in Reaktor 1.
Weiter lesen:
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34500/1.html
Schutzhüllen für Fukushima-Reaktoren frühestens ab September
Florian Rötzer 06.04.2011
Den einen Sarkophag für Tschnernobyl bauten hunderttausende Liquidatoren in einem halben Jahr, jetzt müssen gleich vier oder sechs Reaktoren mit Schutzhüllen versehen werden
Bekanntlich sind atomare Katastrophen keine lokalen Ereignisse, sondern haben regionale und globale Folgen. Das wurde im Fall von Tschernobyl deutlich vor Augen geführt. Auch wenn unklar ist, wie hoch die Schäden wirklich sind und wie viele Menschen ursächlich durch die beim Unfall freigesetzte Radioaktivität gestorben oder an Krebs erkrankt sind, so sind je nach Laune des Wetters, also der Windrichtung und der Niederschläge, auch Menschen in anderen Ländern und Tausenden von Kilometern Entfernung betroffen. Die Meinungen gehen weit auseinander.
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34495/1.html
Greenpeace Magazin: EU gestattet Einfuhr verstrahlter Lebensmittel
Liebe Leser, ich lese diesen Artikel auf der Seite des Greenpeace-Magains und ich bin entsetzt. Unsere Verbraucherministerin Ilse Aigner hatte versprochen die Kontrollen bei Lebensmitteln aus Japan zu verschärfen. Nun ist bekannt geworden, dass die Grenzwerte von der EU-Kommission heraufgesetzt wurden. Das ermöglicht weiterhin der Verkauf von verstrahlten Lebensmitteln in der EU. Die Werte dürfen nun bis zu 20-fach erhöht. Es ist also nur die halbe Wahrheit, dass die Kontrollen verschärft wurden.
Ausschnitte des Artikels:
„Seit Freitag dürfen radioaktiv belastetete Esswaren mit bis zu zehnfach überschrittenem Grenzwert in die EU eingeführt werden, kritisieren foodwatch und das Umweltinstitut München. Grundlage dafür ist eine Notverordnung, die die normalen Grenzwerte aushebelt.
Die Eilverordnung erlaubt es nun, Säuglingsnahrung mit einer Belastung von 400 Becquerel pro Kilogramm zu importieren, bei Milchprodukten liegt der Grenzwert nun bei 1000 Becquerel, andere Nahrungsmittel dürfen mit bis zu 1250 Becquerel pro Kilogramm belastet sein. Bestimmte Produkte wie Fischöl oder Gewürze dürfen sogar mit bis zu 12.500 Becquerel pro Kilogramm belastet sein – das 20-Fache des üblichen Limits.
Hintergrund für die Anhebung ist eine nach der Tschernobyl-Katastrophe im Jahr 1987 erlassene EU-Verordnung. Demnach können im Falle eines „nuklearen Notstandes“ die Höchstgrenzen für die zulässige radioaktive Belastung von Lebensmitteln angehoben werden, um einer Nahrungsmittelknappheit vorzubeugen. „Diese Regelung jetzt in Kraft zu setzen, ist absurd, denn es gibt in Europa keinen nuklearen Notstand und erst recht keine Nahrungsmittelknappheit“, kritisieren das Umweltinstitut München und foodwatch in einer gemeinsamen Erklärung.“
Ich habe schon das Bild vor Augen: Die Leute kaufen in den Supermärkten und Discountern mit einem Geiger-Zähler ein!
Greenpeace hat einen weiteren Artikel zu diesem Thema veröffentlicht. Die juristische Bewertung durch Greenpeace kommt zu dem Ergebnis, dass diese Vorgehensweise der EU rechtswidrig ist und somit gegen eigene Gesetze verstößt:
„Mit der „Fukushima-Eilverordnung“ setzte die EU einen Grenzwert für das kurzlebige Jod-131 fest und erhöhte gleichzeitig die Werte für das langlebige Cäsium-134 und Cäsium-137. So verdoppelte sich etwa der Grenzwert für Fisch von 600 Becquerel pro Kilogramm auf 1250, der Wert für Milcherzeugnisse stieg von 370 auf 1000 Becquerel pro Kilogramm. Damit gelten in der EU für Lebensmittel aus Japan laschere Grenzwerte für radioaktive Bestrahlung als vor dem Reaktorunfall – und als in Japan selbst.
Die Lockerung wurde beschlossen, ohne die Bevölkerung zu informieren. Auch die deutsche Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner verschwieg die Anhebung der Grenzwerte, sie kündigte lediglich schärfere Kontrollen an.
Laut EU-Verordnung darf ein Grenzwert nur dann geändert werden, wenn eine Verbesserung des Verbraucherschutzes erforderlich ist. Gemäß der juristischen Bewertung von Greenpeace wird durch die Anhebung der Grenzwerte der Schutz der Bevölkerung aber verschlechtert. Greenpeace und die Verbraucherschutzorganisation foodwatch fordern deswegen die sofortige Senkung der Werte.“
Laut einem Interview des Greenpeace-Magazins mit Sebastian Pflugbeil, dem Präsidenten der Gesellschaft für Strahlenschutz bedeutet das für ein Kleinkind in Japan, mit einer einzigen Portion Spinat (etwa 100g), eine Organdosisbelastung für die Schilddrüse von über 20 Millisievert.
„Der normale Grenzwert beträgt 0,9 Millisievert pro Jahr – mit ein paar Löffeln Spinat bekommt ein Kleinkind also etwa die 25-fache Jahresdosis verabreicht.“
Liebe Grüße,
Dirk
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