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Samstag, 23. Januar 2010

Bittere Lektionen für die Helfer in Haiti

Am Anfang war Disziplin: In Reihen stehen Hunderte Menschen vor den drei Lkw der Welthungerhilfe an. Die meisten sind Frauen, einige Kinder, Alte. Am Handgelenk haben sie feste Armbänder, verteilt vom Lager-Komitee: Die weisen sie als Berechtigte aus. 5000 bis 6000 Menschen campieren hier auf dem Gelände einer zerstörten Schule im armen Stadtteil Delmas 33 von Port-au-Prince. Jetzt warten sie in der prallen Sonne. Das kann sich Rosmari Gene, sie ist im achten Monat schwanger, nicht zumuten. "Da sind zu viele Leute. Das ist nur was für die Starken. Aber ich habe seit drei Tagen nichts gegessen. Dank Gott leben wir wenigstens."

6 Blauhelme für 6.000 Hungernde


Mit zunehmender Zeit wurde die Lektion immer bitterer. Aus den umliegenden Vierteln kamen mehr und mehr junge, kräftige Männer auf das Schulgelände, ganze Trupps, wahrscheinlich Banden darunter. Spätestens jetzt war an Hilfe für die Bedürftigsten nicht mehr zu denken. Wie die Geier stürzten sich Männer auf die Lkw, kletterten auf die Dächer, rissen die Säcke und Eimer von der Ladefläche.

"Wir müssen die kleinen Kinder hier rausholen"

Hinten, in der Schlange der immer noch wartenden Frauen, stand wütend die 27-jährige Maya Dita. "Wir müssen die kleinen Kinder hier rausholen. Wo sind die Sicherheitskräfte, die Polizisten, die sollen die Männer da vorne rausschmeißen. Warum gibt es nicht getrennte Schlangen für Frauen und Männer? Wir können uns doch nicht mit denen schlagen." - "Und wir haben weiter nichts zu essen", klagt die ausgemergelte alte Frau neben ihr. "Wir haben keine Chance, was abzubekommen."
Später werden sich die UN-Verantwortlichen bei Michael Kühn dafür entschuldigen, dass sie nur sechs und nicht 40 Blauhelmsoldaten geschickt haben. Sechs Mann für 6000 Bedürftige, dass konnte nicht gut gehen. "Dann haben wir zwei Möglichkeiten", sagt Kühn: "Wir versuchen es trotzdem, weil die Not da ist oder wir lassen es ganz. Ich glaube, Letzteres kommt nicht in Frage." Je länger das Erdbeben her ist, desto größer aber wird der Hunger. Und desto mehr organisieren sich in dem Chaos Banden, die genau dieses Chaos ausnutzen.

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http://www.tagesschau.de/ausland/haitilebensmittel100.html 





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